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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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Pasteten, Gebäck, Schüsseln mit dampfenden Suppen. Zwölf Stühle standen an dem Tisch und zwölf Gedecke standen darauf.
    Am oberen Ende saß ein Berg von einem Mann. Der Bart war genauso, wie ihn Ankwin in Erinnerung hatte, allerdings durchzogen ihn einige graue Strähnen. Den mächtigen Kiefer konnte man darunter nur erahnen. Eine Reihe weiß strahlender Perlen verriet, wo der Mund war. Das schwarze Haupthaar war ebenfalls mit silbernen Adern durchzogen. Dicke Locken krönten eine hohe Stirn. Buschige Augenbrauen thronten über dunkelbraunen, intelligenten Augen. Wäre das Gesicht rasiert, hätte nur das Kinn die Nase übertroffen.
    Beinahe wie ein trotziges Kind saß er da, in der Rechten einen schwappenden Kelch voll rotem Wein, die Linke in der Luft und mit so vielen Ringen bestückt, dass sie in allen Farben glitzerte.
    »Wo ist Ankwin, ... », der hohe Herr erhob sich und blickte Ankwin an, »... mein Neffe?«
    »Seid gegrüßt, hoher Herr ... Ach, Onkel Bungad, ich freu mich so, dich zu sehen.« Mit wenigen Schritten durchmaß der junge Hüne den Raum.
    »Aber du weißt, dass ich der dritte Sohn bin, vergiss meine beiden Brüder nicht.«
    »Ach, komm her und lass dich umarmen, Bärenfelsener.«, Bungad trat ihm entgegen. Die beiden Männer schlossen sich in die Arme und schlugen sich gegenseitig auf den Rücken, dass es nur so klatschte.
    Ankwin musste unweigerlich an den Kampf mit Regorie denken. Nach einer nicht enden wollenden Umarmung lösten sich die beiden voneinander.
    »Lass dich anschauen. Ein Prachtkerl bist du geworden, stark und schön. Die Frauen müssen dir scharenweise zu Füßen liegen. Wer hat dich so zugerichtet? Bestimmt der alte Regorie. Ist er immer noch so unerbittlich in der Ausbildung junger Ritter? Setz dich und iss. Seitdem ich den letzten Brief deines Vaters erhalten habe, freu ich mich auf dich. Du musst mir alles erzählen.«
    Noch, während sie sich setzten, überschwemmte der bärtige Mann den jungen Krieger mit Fragen, die er im gleichen Atemzug selbst beantwortete. Im weiteren Gespräch verschlang er Unmengen an Speisen und Wein. Ankwin entschied sich, ebenfalls zu essen und fleißig mit dem Kopf zu nicken. Es dauerte mindestens die Länge einer Vorspeise, bis Onkel Bungad ihn zu Wort kommen lassen würde.
    Als die bunt beringte Hand nach einer großen Bratenkeule griff, sah Ankwin seine Chance. Er hatte sich mittlerweile zu einem größeren Fisch vorgearbeitet und legte eine kleine Pause ein.
    »Ich habe noch einen weiteren Brief für dich.«
    »Was wird wohl drin stehen?«, Bungad riss die Augen auf betonte die kommenden Worte absichtlich gedehnt. »Lieber Bruder, pass auf meinen kleinen Jungen auf. Zeig ihm die Welt, führ ihn am Hof ein, zeig ihn dem König und besorg ihm ein anständiges adliges Mädel mit taufeuchten Schenkeln und Muttererdebrüsten ...«, kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, erscholl sein Lachen so laut, dass man hätte meinen können, die Fenster wackelten.
    Nachdem er sich beruhigt hatte und einmal von der Bratenkeule abgebissen hatte, fügte er noch hinzu: »Gib ihn Miron, ich les‘ ihn mir dann irgendwann durch.«
    Ankwin setzte neu an: »Was ist zurzeit los in Brakenburg? Sind die Straßen immer so voll?«
    Die Keule hatte schon beträchtliche Verluste erlitten. Allerdings konnte man große Teile davon immer noch sehen, da Onkel Bungad auch mit vollem Mund sprach. »Och, das Übliche ..., na ja, eigentlich nicht. Ein neues Ratsmitglied soll ernannt werden. Der gute, alte Kostan ist letzten Vollmond gestorben. Es ist eine Schande. Immer müssen die Besten gehen. Er hatte das Ressort der Künste unter sich. Ein viel zu wenig geachtetes Feld. Er hatte wahrlich ein Händchen für Feierlichkeiten. Selbst seine eigene Bestattung wird eine unterhaltsame Augenweide höchsten Niveaus. Schausteller aus dem ganzen Unterland strömen in die Stadt. Man sagt, sein Letzter Wille sei ein fingerdickes Buch und beträfe fast ausschließlich seine Bestattung.«
    »Was ist der Rat?«
    »Oh, du weißt ja noch gar nichts über die Stadt. Ich vergaß. Nun, der Rat ...«
    Onkel Bungads Blick wanderte über die zahlreichen Süßspeisen. Als er sich entschieden hatte, streckte er seinen Arm aus, erreichte sein Ziel aber nicht. Ungeduldig schlug er auf den Tisch. Noch ehe Ankwin aushelfen konnte, kam ein Diener aus einer unscheinbaren Tür und reichte ihm die Speise. Während Bungad zufrieden grinste, überlegte er mit zuckenden Fingern, wo er anfangen

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