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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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müssen.
    »Hey, du da.«
    Der kräftige junge Mann reagierte nicht gleich auf das Wispern.
    »Hey, du da, komm mal her.«
    Erst jetzt realisierte der junge Lehrling magischer Weisheit, dass und von wem er gerufen wurde. Er gehörte zu der Sorte, die besser Kaufmann oder Seefahrer geworden wäre, aber sein Vater hatte wohl, in der Hoffnung, dass seine Familie einmal mehr Einfluss in Brakenburg haben sollte, auf ein Studium der magischen Künste bestanden. Er drehte sich zu der geöffneten Tür.
    »Warum?«, der letzte Teil der Frage blieb ihm beinahe im Hals stecken, als er das blutverschmierte grimmige Grinsen des Meisters sah.
    In diesem Augenblick wurde Theodus klar, wie wenig Respekt ihm die Adepten sonst entgegen brachten. Er öffnete die Tür nun ganz und sah den Adepten mit leicht gesenktem Blick sehr entschieden an. Ganz ruhig und fast zu leise sagte er dann: »Weil ich dafür sorgen kann, dass du von dieser Einrichtung ausgeschlossen wirst oder die Prüfung der blauen Stufe sehr sicher bestehst.«
    Diese Prüfung war zwar relativ unbedeutend, aber für einen eher praktisch veranlagten Adepten durchaus eine Hürde.
    Ob der junge Mann wegen der Prüfung oder seinem Aussehen, wegen der Blutlache oder der Unordnung hinter ihm näher trat, interessierte Theodus nicht im Geringsten.
    »Wie kann ich Euch helfen, Meister?«
    Kurze Zeit später hatte der alte Meister einen neuen sauberen Talar in der richtigen Größe und der Adept eine Pergamentrolle unter dem Arm und ein unsicheres Grinsen im Gesicht. Theodus hatte sich mittlerweile mit dem abgestandenen Wasser aus der Karaffe sein Gesicht gesäubert, strich sich nun seine Haare glatt und verstaute sie unter der Ehrenhaube, die er wieder gefunden hatte.
    Wieder zog er sich seinen Talar straff, atmete durch und trat hinaus auf den Flur. Aufrecht schritt er zum Westflügel, diesmal auf Anhieb in die richtige Richtung. Die wenigen Adepten, die ihm noch entgegen kamen, grüßten standesgemäß, wobei viele sich nach ihm umdrehten, als sie ihn erkannten.
    Jetzt stand er vor der Tür der Bibliothek und in diesem Augenblick schoss ihm durch den Kopf, wie lange er nicht mehr hier gewesen war. Es mussten mittlerweile über zwanzig Jahre sein.
    Er blickte nach unten und beinahe feierlich trat Theodus über die Schwelle. Nach einem kurzen Blick durch den Raum ging er auf den jungen Adepten zu, der an einem kleinen Stehpult aufschrieb, wer welches Pergament oder Buch lesen wollte. Hinter ihm befanden sich viele Tische, da die Adepten nichts mitnehmen durften. Die Mitnahme von Schriftstücken war nur den Meistern gestattet.
    »Ich benötige Gerichtsunterlagen aus dem vierten Jahr des Löwen. Es müsste sich um einen Mordprozess handeln, der die Gegenwart der Ratsmitglieder erforderte.«
    Die Gerichtsunterlagen wurden normalerweise im Ratshaus gelagert. Allerdings wurden die Prozesse, an denen die Magier beteiligt waren, aus irgendeinem Grund hier aufbewahrt.
    Der junge Mann an dem Tisch war sich nicht sicher, wie er sich verhalten sollte. Auf der einen Seite würde die Bibliothek bald geschlossen und er müsste dann an seinem Tisch sein, um zu überwachen, dass alle Schriftstücke im Raum blieben und Meister Theodus war eigentlich nicht der Gelehrte, dem man unbedingt Respekt entgegen bringen musste.
    Andererseits stand jetzt ein Meister vor ihm, dessen Gesichtsausdruck keinen Widerspruch zuließ.
    »Äh, verzeiht Herr, aber ...«
    »Jetzt.«, die Stirn des Gelehrten zog sich zusammen und seine Augenbrauen bildeten ein Bollwerk, an dem der restliche Widerstand des Adepten zerschellte.
    »V ... Viertes Jahr des Löwen.«, er zählte unsicher an den Fingern ab und wurde angesichts der errechneten Anzahl der Jahre blass. Schließlich drehte er sich um und verschwand zwischen den hinteren Regalen ins Archiv. Theodus schaute sich nun um. Die Blicke der wenigen Adepten, die noch anwesend waren, sanken schnell wieder in die Bücher.

Onkel Bungad
    (Brakenburg, 3. Tag)
    Er war die Treppe noch nicht ganz unten, da hörte Ankwin schon den mächtigen Bass seines Onkels.
    »Wo ist der große Krieger? Bringt ihn zu mir! Nein, bittet ihn, mir die Ehre seiner Gesellschaft zu erweisen. Wo ist der Stammhalter derer vom Bärenfelsen?«
    Ankwin musste lachen. Er betrat schließlich den großen Raum. Eine lange Tafel war über und über mit Speisen aller Art bedeckt, sodass sie sich beinahe bog. Er kannte nicht einmal alle der Gerichte - Früchte in allen Größen, Fische in jeder Farbe, Soßen,

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