Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Verdauungshilfe nutzen.
Noch bis spät in die Nacht saßen die beiden dann am offenen Kamin, erzählten sich alte und neue Familiengeschichten und lachten. Ankwin war voller Zuversicht, dass sein Vater die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Als die Unterhaltung sich in einzelne gelallte Wortfetzen und Schwüre auflöste, die in einem gleichmäßigen Schnarchen endeten, erhob sich Ankwin träge. Der Kegulaner hatte auch ihm böse zugesetzt. Pakto wollte ihm aufhelfen, doch Ankwin winkte ab.
»Danke, Pakto, brauchst du noch Hilfe bei meinem Onkel?«
»Oh, nicht nötig, junger Herr, vielen Dank, aber der Koch wird mir noch zur Hand gehen. Angenehme Nachtruhe.«
Noch ehe er die Treppe ganz oben war, hörte Ankwin das Ächzen der beiden Männer und das schläfrige Gebrummel seines Onkels. Er lächelte ausgelassen und ging weiter in sein Zimmer. Vor der Zimmertür lag Villon zusammengerollt mit einer dünnen Decke. Bei Ankwin zuhause war es üblich, dass der Diener im Zimmer schlief. Er nahm den Jungen auf den Arm und trug ins Zimmer. Er schob ein paar auf dem Boden liegende Felle mit dem Fuß zusammen, legte Villon vorsichtig darauf ab und deckte ihn wieder gut zu. Leise ging er ans Fenster.
»Gute Nacht, Weißwind.«, ein leises Schnauben bestätigte, wie gut der Schimmel hören konnte. Ankwin zog schwerfällig seine Stiefel aus und warf einen prüfenden Blick auf seinen Waffengurt, der fertig gefettet auf dem Tisch lag. Dann legte er sich auf das Bett und war sofort eingeschlafen.
Aasgeier
(Birgenheim im Winter)
Die Kräuterfrau trat vor die Hütte. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Schneedecke war für den kurzen Zeitraum schon beachtlich angewachsen. Es war wieder ein seltsamer Moment. Monatelang hatte sie die Hütte, wenn überhaupt, zum Wasser holen oder um ihre Notdurft zu verrichten, verlassen. Als sie im Vorgarten stand, drehte sich zu dem klapprigen Bauwerk um. Sie hatte Ankwin praktisch nicht aus den Augen gelassen. Und jetzt? Jetzt würde sie einfach nach Hause gehen, lüften und das Feuer anmachen.
Sie wollte sich gerade wieder umdrehen, als sie beinahe an eine Männerbrust stieß. Helmin wich zurück.
Vor ihr stand Beol. Schlaksig und unrasiert wie immer lächelte er sie mit seinen gelben Zähnen an. Hinter ihm standen noch vier Männer. Alle schauten nicht gerade freundlich drein. Sie kannte jeden Einzelnen.
»Sei gegrüßt, Helmin Rothaar. Welch ein Zufall, wir kommen und du willst gehen.«
Die Kräuterfrau war überrascht, wie feindselig Beol auf einmal war. Jahrelang hatte er sie mit gesammelten Pflanzen, Tierfetten und Fell versorgt. Was hatte ihn so verändert?
»Was wollt ihr hier, Beol?
»Nun, Moakin hat uns erzählt, dass der Halbe gestorben ist. Wir wollten ihm die letzte Ehre erweisen.«
Helmin begriff nun, was los war. Moakin hatte sich trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Stotterei bei den falschen Leuten verplappert. Sie machte sich nun schwere Vorwürfe. Sie hätte den Jungen nie alleine mit dem Gold ins Dorf lassen dürfen. Aber war es nicht immer so? Wenn der Bär starb, dauerte es nicht lange, bis die Aasfresser kamen, um ihren Teil zu ergattern.
Fieberhaft dachte sie nach. Bis jetzt hatte Beol die beiden Fremden nicht erwähnt, vielleicht hatte ihm Moakin nichts von ihnen erzählt.
»Muss ein mächtig großes Pferd gewesen sein.« Beol kratzte sich am Kinn und deutete auf die Spuren des großen Hengstes. »Vor ein paar Tagen habe ich auch so eins gesehen. Es war schwarz. »Der Fallensteller grinste wieder. »Können wir jetzt rein?«
»Beol Fellfänger, wer glaubst du eigentlich, dass du bist? Was bildet ihr euch ein? Ihr habt nie aus freien Stücken etwas für ihn getan. Und jetzt wollt ihr ihm auf einmal die letzte Ehre erweisen? Das glaube, wer will. Ich tu’s nicht. Ihr wollt euch an seinem Nachlass gütlich tun.«
Auf ihrer Stirn trat eine dicke Ader hervor, die von oben nach unten verlief. Ihre Hand umklammerte den Wanderstab.
»Ich habe euch alle auf diese Welt geholt und glaubt mir eins, wenn ihr euch nicht besinnt, sitze ich vielleicht auch bei euch, wenn Ihr sie wieder verlasst.«
Die fünf jungen Männer fingen an zu lachen. »Drohst du uns, Helmin? Wir haben dir doch gar nichts getan. Verschwinde lieber, bevor sich das ändert. Er lebt nicht mehr und er braucht auch nichts mehr.«
Beol ging einen Schritt auf sie zu.
»Keinen Schritt weiter, Fellfänger! Vergesst nicht, ich kenne eure wahren Namen. Ich habe sie euch schließlich bei eurer
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