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Anlass

Anlass

Titel: Anlass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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vorstellen, wie man solche Massen Papier verbrennen könnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.«
    Die Frage schien ihnen nicht recht zu sein.
    »Ach«, sagte Zaleshoff leichthin, »das war die alte Registratur von Saponi.«
    »Aber was war mit den Karten, die …« Ich schwieg, denn ich begann zu verstehen. »Oder«, fuhr ich langsam fort, »waren vielleicht die beiden Karten, die ich gesehen habe, die von Ferning und Vagas, die einzigen?«
    Dieses eine Mal wußte Zaleshoff nichts zu sagen. Ich nickte grimmig. »Ich verstehe.«
    Dann ertönte der Pfiff, und ich kletterte in den Zug. Die beiden standen auf der Plattform und sahen zu mir hinauf. Das Mädchen lächelte, aber Zaleshoff hatte sein Kinn kämpferisch vorgestreckt. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, ihn auszulachen. Der Zug setzte sich in Bewegung.
    Ich lehnte mich hinaus.
    »Schreiben Sie mir doch mal eine Ansichtskarte aus Moskau!«
    Sie gingen nun neben dem Zug her.
    Plötzlich grinste er. »Mach ich«, rief er mir zu. »Das heißt, wenn ich je dorthin komme.«
    Als der Zug schneller fuhr, begann Zaleshoff zu laufen. Er rannte in einen Gepäckkarren hinein, aber er machte sich wieder los und lief weiter. Das letzte, was ich von ihm sah, war, daß er am Ende des Bahnsteigs stand und mit einem leuchtend roten Taschentuch winkte. Nein, man mußte Zaleshoff einfach gern haben.

    Ich verbrachte zwei Tage mit Claire, ehe ich nach Wolverhampton fuhr.
    Bei meiner Ankunft erwartete mich ein Brief. Er war von Hallett. Er enthielt die fünf Pfund, die ich ihm kurz vor meiner Abreise nach Italien geborgt hatte und, was wichtiger war, das Angebot einer Stellung unter ihm bei seinen neuen Arbeitgebern. Nachdem ich ihm meine Zusage telefoniert und gedankt hatte, reiste ich gewappnet nach Norden.
    Zuerst sprach ich mit Fitch. Er begrüßte mich herzlich, aber in düsterer Stimmung.
    »Mit dem Exportgeschäft geht’s bergab«, sagte er. »Und natürlich mußte gerade in dem Augenblick, als wir für Mailand einen wirklich guten Mann gefunden hatten, das passieren. Wir haben von dem Spezialfonds Gebrauch gemacht, seit wir dort angefangen haben. Ferning hat nie irgendwelche Schwierigkeiten gehabt. Irgendein neuer Besen vermutlich. Wir waren sehr in Sorge um Sie. Hatten Sie Schwierigkeiten beim Verlassen des Landes?«
    »Es war etwas unangenehm, weil sie meinen Paß hatten. Aber ich habe mich über die Grenze nach Jugoslawien geschlagen.«
    »Und in Jugoslawien haben Sie nichts mehr darüber gehört, vermute ich. Nun, Ende gut, alles gut. Aber wie wir nun eigentlich dran sind, weiß ich nicht. Ich sehe nicht, wie die Spaghettifresser aus unserem Kontrakt heraus können, selbst wenn sie wollten. Pelcher fährt in ein paar Tagen hinunter, um die Sache in Ordnung zu bringen. Hier geht alles gut, außer in der Exportabteilung«, fügte er düster hinzu, »wir haben angefangen, die Außenbetriebe zu beliefern. Pelcher ist sehr zufrieden.«
    »Was denkt er über die Mailänder Sache?«
    »Er sagt, es ist Kriegsglück. Ich weiß nicht recht, was er damit meint, aber er nennt es nun mal so. Sie werden ihn glänzend gelaunt finden. Neben den Außenbetrieben bereitet ihm auch das Golf viel Freude. Er hat in seinen neuen Driver eine Wasserwaage einbauen lassen und hofft so, sein Handicap auf 18 runterzubringen. Er glaubt damit fast einen Schlag pro hole einzusparen, aber ich hab ihm gesagt, selbst wenn St. Andrews seinen Schläger zulassen sollte, so ist es nicht der Kopf des Schlägers, sondern der Ball, worauf er sich konzentrieren sollte. Er wird nie ein Golfspieler werden.«
    Bald ließ man uns wissen, daß Mr. Pelcher frei sei und mich sprechen möchte.
    Er empfing mich überschwenglich, drückte mich in einen Stuhl, bestellte Tee und gab mir eine Zigarre. Dann lehnte er sich zurück, zerrte an seinem Kragen und sah mich strahlend an, während ich die vorbereitete Version meiner Erlebnisse zum besten gab.
    »Nun, Mr. Marlow«, sagte er munter, als ich geendet hatte, »ich muß Ihnen gratulieren. Sie haben sich mit Geschick und Diskretion aus einer äußerst schwierigen Lage gezogen. Offen gestanden waren wir ein wenig beunruhigt, bis wir von Ihnen hörten, aber wie ich zu Fitch sagte, hatte ich großes Vertrauen in Ihren Takt. Ich fühlte die ganze Zeit, daß eigentlich nie wirklich Anlaß zur Unruhe bestand …«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    »Und nun«, fuhr er fort, »müssen wir an Ihre Zukunft denken. Sie wollen also absolut nicht nach Italien zurück?«
    »Auf

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