Anleitung zum Alleinsein

bei Skip Dyer an, dem Vorsitzenden der FCEDC, wie die Gemeinde zu einem größeren Komplex stehe, der eventuell drei Einrichtungen enthalte. «Die würden Sie noch heftiger umarmen», antwortete Dyer.
    Obwohl die Vollzugsbehörde von verarmten Gemeinden im ganzen Westen des Landes umworben wurde und in wenigstens fünf davon ein Gelände prüfte, hatte Fremont County die Nase vorn. Doch gerade als es so aussah, als stünden alle Ampeln auf Grün, weigerte sich das Parlament des Staates Colorado, das Landgeschenk an den Bund zu genehmigen. «Wir waren ziemlich zuversichtlich gewesen, das Staatsland zu bekommen», sagt Dyer. «Als das in die Hose ging, meinten wir, wir müssten das Eisen schmieden, solange es heiß ist.»
    Geschmiedet wurde das Eisen vom Inhaber von Jim’s Clothing in Florence. Jim Provenzano ist ein bulliger Mann mit sanften braunen Augen und olivenfarbener Haut. Sein Vater, ein italienischer Schneider, kam 1916 nach Florence und baute sich ein Geschäft auf, indem er bei den Bergleuten, bevor sie in den Schacht einfuhren, Maß nahm, nähte, solange sie unten arbeiteten, und ihnen den Anzug lieferte, wenn sie von der Schicht zurückkamen. Provenzano
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war Mitglied im Lenkungsausschuss des Countys für Gefängnisse und wusste, dass es im Süden von Florence ein Alternativgrundstück gab, das Jim Jones als geeignet eingestuft hatte. Der geforderte Preis betrug hunderttausend Dollar. Provenzano sagte einem Freund bei der Rocky Mountain Bank & Trust, er werde für den Kauf des Grundstücks tausend Dollar aufbringen, wenn die Bank ebenfalls tausend dazulege.
    «Ich konnte eher einen auf den Mond schießen, als tausendDollar lockermachen», sagt Provenzano. «Aber uns blieben nur zwei Wochen, und ich wusste, dass der Bund an dem Grundstück interessiert war. Also sagte ich: Das kaufen wir. Mein Hauptanliegen war, unser Geschäft ins fünfundsiebzigste Jahr zu führen. Ich hoffte, wir könnten in der Gegend Arbeitsplätze schaffen und unseren Kindern einen Job bieten, wenn sie den haben wollten.»
    Beflügelt von Provenzanos Elan, organisierte die FCEDC schnell eine Spendenaktion. «Es war wie eine Krankheit, die alle ansteckt», sagt Provenzano. «Es war wie bei einer Auktion. Alle boten Geld, also musste man auch Geld bieten.» Binnen zweier Wochen hatte die FCEDC achtzigtausend Dollar auf der Bank und weitere sechzigtausend als Sicherheit. Im Sommer 1988 konnte sie die Eigentumsurkunde über 120   Hektar Wüstengelände an die Vollzugsbehörde schicken – und so ihr Versprechen eines kostenloses Grundstücks einlösen.
    Der erste Spatenstich erfolgte in Florence am 14.   Juli 1990.   Bei einem Grillfest im Stadtpark erschienen auswärtige Honoratioren. Eine Spitzhacke zum Gedenken an das Ereignis hängt heute in der Handelskammer von Florence an der Wand. Daneben hängen gerahmte Aquarelle der vier Gefängnisse des Komplexes. Über den Bildern sind zwei Stahlgirlanden am Sperrholzpaneel befestigt. Auf einer kalligraphierten Karte steht NATODRAHT VON DER BUNDESHAFTANSTALT.
     
    Für die nationalen und internationalen Medien ist das ADX das Vorzeigeobjekt eines neuen Jahrtausends, doch unmittelbar östlich von Cañon City steht ein neues Zuchthaus, das Colorado State Penitentiary (CSP), das, fünfzehn Monate vor dem ADX des Bundes eröffnet, nach identischen Grundsätzen und genauso sorgfältig konzipiert wurde. Man muss den Bunddafür bewundern, dass er die Menschen überzeugen konnte, das ADX habe einen Nachrichtenwert.
    Mein Führer im CSP, der Verwaltungsangestellte Dennis Burbank, könnte sich von Louis Winn kaum stärker unterscheiden. Mr.   Winn ist herversetzt worden; Dennis ist Einheimischer. Mr.   Winn ist gewandt und kann sich gut ausdrücken, ja versteht es meisterhaft, eindeutige Gelegenheiten, von sich aus Informationen zu liefern, verstreichen zu lassen. Dennis äußert Gefühle, Meinungen. Er ist ein Individuum, das Wörter wie «Individuum» und «verwenden» so locker verwendet, dass sie fast wie Slang klingen. Ist das Bundes-ADX das Thema, kommt er regelrecht ins Schwärmen («Die haben
tolle
Einzelzellen dort») und erschauert geradezu, wenn er an die Strafmaßnahmen in Oklahoma denkt («ein Paradebeispiel, wie man es nicht machen soll»). Als wir uns treffen, trägt er eine rot-weiß-blaue Krawatte von ausgesuchter Scheußlichkeit. Ein einziges Wort prangt darauf: FREIHEIT.
    Wie Dennis das CSP beschreibt, ist es so konzipiert, dass es eine Art züchtigende Liebe zuteil werden