Anleitung zum Müßiggang
Leben eines Müßiggängers, der aber, durch die Barriere der städtischen Abgase allzu oft vom klaren Nachthimmel ausgeschlossen, meistens nur die Gelegenheit zu einem unbehinderten Blick erhält, wenn es ihm gelungen ist, übers Wochenende aufs Land hinauszufahren. Und wenn wir hier unten in Devon Besuch haben, werden natürlich häufig über die Klarheit und das helle Funkeln der Sterne Bemerkungen gemacht. Ihre kontemplative Betrachtung scheint uns wieder mit dem Staunen über die geheimnisvollen Rätsel des Universums zu erfüllen, das wir aus der Kindheit kennen. Die Sterne sind im wahrsten Sinne des Wortes jenseitig und entführen uns so aus der Welt und ihren Sorgen; sie lösen uns von der Erdenschwere. Ich liebe die oben zitierte Geschichte von Coleridge, vor allem weil mein eigener Sohn Arthur gerade zwei Jahre alt und ähnlich vom Mond hingerissen war, als ich sie zum ersten Mal las. »Mond« war sogar eines seiner ersten Worte. »Mond!«, sagte er, wenn wir abends nach draußen gingen, »Mond!«, und er zeigte zum Himmel hinauf und sah mich dann an. Ja, wenn Arthur nachts weint, gehe ich oft mit ihm nach draußen, damit er den Mond sehen kann, und es funktioniert normalerweise.
Der Blick zu den Sternen öffnet unser Inneres für eine andere Wirklichkeit, eine geheimnisvolle ewige Welt jenseits materieller Existenzkämpfe. Trotz der Versuche der Rationalisten, die Sterne lediglich als eine Ansammlung von Sonnen zu erklären, die Lichtjahre entfernt sind, verehren wir sie und freuen uns an ihren Geheimnissen. Die Götter wohnen dort oben, und auch die UFOs. Als wir 1993 mit dem Idler begannen, entdeckte ich mein Interesse an der UFO-Kultur. Damals war der Gedanke, dass es da draußen etwas gäbe und möglicherweise einen Besuch bei uns plane, gerade Mode. Zwei amerikanische Professoren, Dr. John Mack und Dr. David Jacobs, hatten Untersuchungen von Erzählungen so genannter »Zwangsentführter« zusammengetragen, Amerikanern, die von ihren Erlebnissen und Verhören auf außerirdischen Raumschiffen berichteten. Der außerirdische Einfluss war sogar bis in die Mode vorgedrungen: Das Skateboarderlabel Anarchic Adjustment machte reichlich Gebrauch von außerirdischer Ikonografie. Und später wurde das Bild des »Grauen«, des archetypischen großäugigen Außerirdischen mit dem mandelförmigen Kopf, ein weit verbreitetes Motiv auf T-Shirts, Buttons und Aufklebern.
Dieses wachsende Interesse an den Außerirdischen und den UFOs deutete für mich auf eine Art geistiges Verlangen hin, an die Existenz einer anderen Dimension zu glauben. Das UFO bot dafür eine bequeme Möglichkeit, da es in unserer rationalen und mechanischen Welt ebenso leicht ist, an ein UFO zu glauben wie an Gott. »In UFOs, so lautet die Theorie, befinden sich einfach Lebewesen wie wir, die sich auf einem anderen Planeten entwickelt haben und eine fortschrittlichere Technik besitzen«, bemerkte Terence McKenna einmal. »Das UFO strapaziert unsere Leichtgläubigkeit nicht mit der Vermutung, dass wir im Kontakt mit einem Jenseits stehen oder dass ein paralleles Kontinuum unseren Realitätsbegriff in Frage stellt.« Das UFO verband Wissenschaft und Gott miteinander und versprach sogar Erlösung. Für Dr. Mack stellte das UFO Hoffnung dar: »Man sieht die Welt und das Universum aus einem außerirdischen Blickwinkel. Wenn man eine Verbindung mit den Ursprüngen wie diesen erfährt, wird das gestörte Gleichgewicht der Welt unerträglich … es kann möglich sein, die menschlichen Fähigkeiten und Kräfte freizusetzen, die nötig sind, um die großen persönlichen, institutionellen und globalen Probleme anzugehen, die die Menschheit heute bewegen.«
Der Mensch wünscht sich zu fliegen, um die Götter zu sehen, um selbst ein Gott zu werden. Die Mondlandungen der NASA waren natürlich die spektakulärsten Demonstrationen dieses Dranges. Trotz der nüchternen Wissenschaftlichkeit und Sachlichkeit der Mondflüge blieben Geheimnis und Zauber nicht auf der Strecke. Der Weltraum ist in der Tat der neueste Schauplatz für den Jahrtausende währenden Kampf zwischen Materialisten und Mystikern. Dieser Konflikt wird in Steven Spielbergs Film Close Encounters of the Third Kind grandios dargestellt. Den Kern des Films macht die Spannung zwischen dem ungläubigen Staunen des hingerissenen Visionärs, gespielt von Richard Dreyfuss, und der finsteren, hyperorganisierten, effizienten, militaristischen Reaktion der Behörden auf den Besuch der Außerirdischen aus.
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