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Anleitung zur Selbstorganisation

Anleitung zur Selbstorganisation

Titel: Anleitung zur Selbstorganisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredmund Malik
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besseren Kundennutzen verstärkt, während bei der Non-Profit-Organisation der jeweilige Leistungsempfänger im Zentrum steht. Aber auch hier wird in Zukunft von »Marktstellung« die Rede sein, denn nicht einmal staatliche Organisationen werden ein Monopol haben, sondern in Konkurrenz und insoweit in einem Markt stehen.
    Central Performance Control (CPC)
    Für diesen Komplex der eben erwähnten sechs Schlüsselgrößen ist ein spezieller Begriff erforderlich – ich nenne ihn
Central Performance Control
. Wer diese sechs Größen dieses Lenkungskomplexes mit Hinblick auf ihr Wirkgefüge nachhaltig unter Kontrolle hat, ist gewissermaßen auf der sicheren Seite. Man hat deswegen noch keine Garantie auf Erfolg, aber die Wahrscheinlichkeit wird einem helfen, weil die Drift des Geschehens in diesen Größen gewissermaßen ihre Anker findet. Hat man sie hingegen nicht unter Kontrolle, ist der Misserfolg so gut wie programmiert. Damit ist auch der Hauptort der Unternehmensrisiken lokalisiert.
    Der Komplex von
Central Performance Control
aus diesen sechs relevanten Steuerunggrößen steht
zusammen mit
dem
Zweck
und der
Mission
auf der
höchsten Ordnungsstufe der Master Controls
. Er schafft Kohäsion und sorgt für
Central Control
im gesamten System. Er ist – bildhaft gesprochen – das neuronale Power-Zentrum – das»Sixpack of Control« mit einem hoch sensiblen »Solar Plexus«. Sollten, wofür es zur Zeit keine Anzeichen gibt, eines Tages weitere Variablen für Central Control erforderlich sein, können diese problemlos modular dem System eingefügt werden, wie es der evolutionären, entwicklungsoffenen Logik aller meiner Modelle entspricht.
    Zweck und Mission geben die Richtung vor. So, wie beides hier verstanden wird, ist es offenkundig, dass diese
Master Controls
bis in die Kapillaren einer Organisation wirken und es überhaupt erst ermöglichen, Leistung von Nicht-Leistung zu unterscheiden. Sie installieren somit weitere der großen Feedback-Loops, die für das Meistern von Komplexität als Regler nötig sind.
    In diesem nächsten Schritt zum
Central Performance Control
wird die Business Mission konkretisiert, und zwar dadurch, dass sie in Master Controls projiziert wird, die das konkrete Handeln und Lenken bestimmen. Die Business Mission wird damit operationalisiert und für die Sachebene des Unternehmens umsetzungsfähig gemacht. Für die Lenkung des Unternehmens sind sie die Brücke zwischen Policy und Strategy.
    Kybernetik des Erfolges: Essential Variables
    Eine der größten Leistungen der Kybernetik ist die Entdeckung der sogenannten
Essential Variables
durch W. Ross Ashby. 11 Er prägte diesen Begriff für jene Größen, die für Überleben und Lebensfähigkeit des Organismus
kritisch
, das heißt,
essenziell
sind, und deren Schwankungsbreite für den Zweck des Überlebens innerhalb bestimmter, sogenannter
physiologischer
Grenzen bleiben muss. Beispiele für Essenzielle Variablen im Organismus sind Körpertemperatur, Blutdruck, Pulsrate, Fettwerte, Harnsäure, Zuckerspiegel und viele andere mehr. Die Werte von Essenziellen Variablen dürfen weder zu niedrig noch zu hoch sein, sie müssen sich innerhalb der für das System »Organismus-Umwelt« spezifischen Grenzen halten, sie definieren Normalität, Gesundheit und Funktionsfähigkeit.
    Die
Essential Variables
definieren den Lebenserfolg des Organismus. Das Konzept als solches ist allgemeingültig, hingegen sind die konkreten Variablen und deren physiologische Limiten jeweils speziesabhängig. Für die Sicherstellung des Lebenserfolges finden wir in der Natur eine spezielle Optimierungsstrategie. Sie ist wegen der Komplexität natürlicher Systeme deutlich anspruchsvoller als jene, die wir bei sozialen Systemen, besonders bei Unternehmen anwenden. Weder maximiert noch optimiert der Organismus seine Essenziellen Variablen, sondern sein Regulierungssystem hält diese in genau jenem Fließgleichgewicht, das eine ganz andere,
übergeordnete systemische
Größe maximiert, nämlich die Funktions- und Lebensfähigkeit des Organismus. 12
    Genau dasselbe gilt für komplexe Systeme von Gesellschaft und Wirtschaft. Gewinnmaximierung entspräche beim Organismus der Maximierung
einer
seiner Essenziellen Variablen, zum Beispiel dem Blutzucker. Das Ergebnis wäre zuerst der Kollaps und dann der Tod des Organismus. Dasselbe gilt für das Unternehmen, wenn die Doktrin der Gewinnmaximierung tatsächlich angewandt würde, was kluge Manager deshalb gerade nicht tun.
    Nur gerade

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