Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer
Natürlich wird man später über Sie berichten. Die Fernsehsender werden sich um eine Talkshow mit Ihnen reißen, und Ihr Blatt findet dann entsprechenden Absatz an den Kiosken, stimmt’s?«
»Falls Sie mal keine Lust mehr auf den Polizeidienst haben und sich nach neuen Aufgaben umschauen«, antwortete Holger Bloem, »dann könnte ich mir vorstellen, dass man sich in den Marketingabteilungen einiger Blätter um Sie reißen wird. Wir sind da allerdings die falsche Adresse. Wir setzen mehr auf seriöse Berichterstattung und brillante Fotos.«
Sie stöhnte. So harten Widerstand war sie nicht gewohnt. Normalerweise knickten die Leute reihenweise vor ihr ein. Sie bekam große Lust, dieses Widerstandsnest hier zu säubern.
»Unter Ubbo Heide«, sagte sie scharf, »konnte hier vielleicht jeder machen, was er wollte. Ab sofort hält man sich hier aber an die Dienstvorschriften.«
»Ach«, sagte Ann Kathrin so süßlich, wie sie es nur hinbekam, »bevor Sie uns verlassen, Frau Diekmann – so war doch Ihr Name«, sie sprach es aus wie
Dickmann
, »noch eine Kleinigkeit: Die E-Mail an Herrn Bloem kam von einem Absender, der sich
Ines Küppers
nennt. So viel zu den nicht vorhandenen Zusammenhängen. Und Christoph Willbrandt war der Pflegevater von Ines Küppers. Bei der Familie Warfsmann hatte sie ein Zimmer und hat dort als Kindermädchen gearbeitet. Aber das sind vermutlich alles nur Zufälle, nicht wahr?«
»Ja, das hätten Sie mir doch gleich … Also, jetzt bin ich aber wirklich …«
Ann Kathrin freute sich. Es war ihr gelungen, die Neue aus der Fassung zu bringen.
»Und noch etwas, Frau Diekmann«, setzte Ann Kathrin nach. »Ich fordere Sie hiermit in aller Form auf, Verschwiegenheit über das zu bewahren, was Sie gerade erfahren haben. Wenn der Täter mitbekommt, dass Herr Bloem damit zu uns gekommen ist, wird er den Kontakt zu ihm abbrechen. Damit verlieren wir unsere Zugriffsmöglichkeit.«
»Na, dann war es ja unheimlich klug von Ihnen, ihn hierherzubitten, Frau Klaasen«, schimpfte Jutta Diekmann und verschwand, nicht ohne die Tür laut hinter sich zuzuknallen.
Ann Kathrin war dabei, Rebekka Simon anzurufen. Sie hatte Dienst in der Ammerlandklinik. Ann Kathrin stellte sich als die Mutter von Eike vor und spürte deutlich, welche Verunsicherung sie damit auslöste.
»Schade, dass wir uns noch nicht kennengelernt haben«, sagte Ann Kathrin, »aber ich hoffe, das können wir bald nachholen. Ist Eike vielleicht bei Ihnen? Ich würde ihn gerne sprechen, er geht aber nicht ans Handy.«
»Nein, er ist nicht bei mir. Ich habe heute Dienst und danach Bereitschaft. Ich werde ihn wohl gar nicht sehen.«
»Kann es sein, dass er sich in Ihrer Wohnung aufhält? Hat er dafür einen Schlüssel?«
»Ja, hat er, aber bei mir zu Hause ist er nicht. Ich erreiche ihn selbst nicht. Sonst schreibt er mir drei-, viermal am Tag eine SMS , aber ich habe seit heute Morgen nichts von ihm gehört. Wir wollten eigentlich morgen Abend gemeinsam seine Eltern …«, sie räusperte sich, »also, ich meine seinen Vater und seine Stiefmutter besuchen. Aber … also, ich weiß jetzt gar nicht … Ich würde mich auch freuen, wenn wir uns mal kennenlernen könnten.«
»Falls Sie etwas von Eike hören, wären Sie so lieb, mich zu informieren?«
»Ja, selbstverständlich.«
»Soll ich Ihnen meine Handynummer geben, Frau Simon?«
»Nicht nötig, die sehe ich hier auf dem Display. Ich habe ja ab jetzt Ihren Anruf gespeichert.«
»Ja, natürlich. Danke«, sagte Ann Kathrin und ärgerte sich, dass sie nicht selbst darauf gekommen war.
Da Ann Kathrin Eike nicht erreichen konnte, beschloss sie, ihn in Hage aufzusuchen. Weller wollte mitkommen. Er fand, dass Ann Kathrin, wenn sie schon ihrem Ex und seiner Geliebten gegenübertreten musste, durchaus ein bisschen Rückenstärkung von ihrem Ehemann gebrauchen könnte.
Ann Kathrin bat Sylvia Hoppe, den Termin mit Bernd Küppers in Neuharlingersiel wahrzunehmen. Sylvias Augen leuchteten, als sie hörte, das Treffen solle im Dattein stattfinden. Dort hatte sie mit ihrer letzten Affäre, Fokko Gerdes, einen der letzten schönen Abende erlebt. Außerdem fand sie es spannend, einen Filmproduzenten kennenzulernen, musste sich von Ann Kathrin aber gleich korrigieren lassen, er sei kein Produzent, sondern ein Producer.
»Ich mach’s«, sagte Sylvia Hoppe und griff sich in die Frisur. »Hauptsache, ich kann es ohne Rupert erledigen.«
Ann Kathrin lächelte verständnisvoll. »Dazu wird er
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