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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Spezialausbildung in …«
    Schilling forderte: »Volker! Kannst du einfach so nah rangehen, dass wir die Musik hören können?«
    »Danke«, sagte Ann Kathrin erleichtert.
    »Nicht, wenn ich den Radius beibehalte. Könnt ihr das nicht irgendwie lauter drehen?«
    »Das ist doch alles Blödsinn. Wir müssen rein«, sagte Ann Kathrin.
    Es wurde am Mikrophon herumgedreht, und dann war das Rauschen des Windes so laut zu hören, dass jeder das Gefühl bekam, sich direkt am Deich zu befinden.
    »Vielleicht sollte er da nicht länger herumkaspern, sondern sich ganz verziehen, bevor unser Täter Verdacht schöpft.«
    »Ostfriesland«, dozierte Jutta Diekmann, »ist doch das Eldorado für Radfahrer. Wenn hier jemand unverdächtig ist, dann einer auf dem Rad.«
    »Vor allen Dingen, wenn er sich so bescheuert zurechtgemacht hat wie unser Kollege«, warf Rupert ein.
    Jutta Diekmann bestand darauf: »Jedenfalls ist das besser als der Vorschlag mit dem Pizzaexpress oder der Telekom.«
    »Wir könnten ja alle auf dem Rad hinfahren und ihm dann was aufs Maul hauen«, freute Rupert sich und klatschte mit der rechten in die linke Faust.
    Volker stieg aufs Rad und umkreiste das Haus auftragsgemäß. Er schreckte zwei Krähen auf, die im Gras nach Futter suchten. Und dann, als er sich im Windschatten des Gebäudes befand, waren tatsächlich ein paar Musikklänge hörbar.
    Weller trumpfte auf: »Halt Halt! Ich kenn den Scheiß. Das ist die Filmmusik zu dieser Pater-Brown-Imitation.«
    Ann Kathrin machte einen erschöpften Eindruck. »Er lässt seine eigene Filmmusik laufen … Und er zieht die ganze Geschichte nach seinem eigenen Drehbuch durch. Hier will einer seinen Film Wirklichkeit werden lassen.«
    Weller gab ihr recht. »Ja, Ann. Nur, wir sind echte Polizisten. Er hat uns nicht erfunden, und er bestimmt nicht, was wir tun. Wir sind keine Schauspieler … wir handeln nach unserem eigenen Drehbuch.«
    »Haben wir denn eins?«, fragte Ann Kathrin.

    Ein harter Wasserstrahl prasselte wie eine Serie von Faustschlägen gegen Eikes Kopf und weckte ihn.
    »Du bist hier nicht in der Schule! Hier pennt man nicht in der letzten Bank, hier ist man aufmerksam! Es geht nicht um eine sinnlose Note in einem bescheuerten Schulfach, es geht um dein bisschen Leben! Hast du das noch nicht kapiert?«
    Der Mann richtete den Strahl jetzt gegen Eikes Brust. Eike versuchte, seinen Oberkörper mit den Händen zu schützen, sich umzudrehen, und kroch auf allen vieren in eine Ecke des Raumes. Nun verfolgte ihn der harte, kalte Strahl, und es schien dem Mann Spaß zu machen, auf Eikes Geschlechtsteile zu zielen. Es tat weher als damals der Tritt in die Eier, mit dem er bei einem Kampf auf dem Schulhof zu Boden geschickt worden war.
    Zusammengekauert saß er nun zitternd in der nassen Ecke, schutzlos seinem Peiniger ausgeliefert.
    Der drehte das Wasser ab, ließ den Schlauch achtlos fallen und hob ein Buch wie einen sakralen Gegenstand hoch. Der Pastor in der Kirche ging so mit der Heiligen Schrift um, fand Eike. Er redete auch zu einer nicht vorhandenen Gemeinde.
    Der Mann schlug das Buch an einer vorbereiteten Stelle auf und las vor:
    »Manchmal habe ich das Gefühl, sie haben sich alle gegen mich verschworen. So als würden sie sich heimlich treffen, um sich auszudenken, wie sie mich als Nächstes vorführen und fertigmachen wollen. Wenn ich dabei bin, unterhalten sie sich alle über einen Film, den garantiert jeder gesehen hat, nur ich eben nicht. Wenn sie über ein Buch sprechen, dann ist es mit Sicherheit eines, das alle gelesen haben, nur ich nicht. Das kann kein Zufall sein.
     In einem Restaurant lassen sie mich zuerst bestellen. Das sieht höflich aus. Aber dann bestellen sie sich alle dasselbe, Hauptsache, es ist nicht das, was ich trinke. Dann hocken fünf oder zehn Leute um den Tisch herum und nuckeln an ihrer Cola. Ich hab ein Kölschglas vor mir stehen. Hätte ich Cola bestellt, würden die Kölsch trinken! Es kommt ihnen nur darauf an, mich auszuschließen.
     Beim letzten Mal wollte ich es problematisieren. Wir wollten zu einem Konzert. Eine kurze Zeit fühlte ich mich dazugehörig, aufgehoben. Und dann war dieser Moment da. Ich bestellte mir ein Kölsch und alle anderen Cola. Ich nippte an meinem Glas und fragte: »Seid ihr alle Antialkoholiker geworden? So kenne ich euch ja gar nicht.«
     Rebekkas neuer Freund Eike hat mir gleich eins reingewürgt. Er zeigte auf mein Kölschglas und lachte: »Nee, aber wir dachten, wenn du auch kein

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