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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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geschlossenen Augen und schmatzte, als würde er gerade eine solche Kugel probieren.
    »Ein Kern aus grünem Pistazienmarzipan, umgeben von Nougat, getaucht in dunkle Kuvertüre …«
    »Das Besondere war nicht nur der Geschmack, sondern die runde, an keiner Stelle abgeflachte Form. Was wir heute in den Supermärkten kaufen können, hat mit dieser handgefertigten Köstlichkeit allerdings kaum noch etwas zu tun. Das meiste ist Industrieware. In der Getreidegasse, gegenüber vom Schloss Mirabell aber, in der Salzburger Altstadt, da bekommt man noch die echten …«, schwärmte Ubbo Heide und sah seine Frau an. Beide waren jetzt voller Erinnerungen an diese Reise. Ein Stück Sachertorte im Hotel Sacher in Wien und dann in Salzburg der Besuch im Café Fürst … Das gehörte zur im wahrsten Sinne des Wortes süßen Seite ihrer Ehe.
    Jörg Tapper fuhr fort: »Auch Ostfriesland braucht eine eigene Praline«, und hier sei sein Versuch. Goldene Kugeln lagen in dem Korb, der jetzt herumgereicht wurde.
    Monika fragte die Anwesenden, wie ihnen der Name
Deichgraf
gefalle.
    Ubbo wickelte seine Praline aus der Folie, betrachtete sie sorgfältig, roch daran und biss dann die Hälfte ab. Die anderen Gäste taten es ihm gleich, und ein allgemeines lustvolles Stöhnen und begeistertes Schmatzen ertönten.
    »Das ist«, sagte Ubbo Heide, sichtlich um die richtigen Worte ringend, »das ist dein Meisterstück, Jörg. Die Kuvertüre knackt, wenn man reinbeißt, das Marzipan ist abgeschmeckt mit – lass mich raten – Arrak?«
    Jörg Tapper nickte erfreut.
    »Und im Sahnenougat, das sind karamellisierte Nussstückchen?«
    Ein paar Leute klatschten spontan Beifall.
    Ubbo wollte gleich eine große Tüte voll kaufen und sie als Nervennahrung an seine Leute verteilen.
Wer einen Mörder jagt, sollte sich den Rest des Lebens versüßen, und Marzipan hilft beim Denken
, war sein Leitspruch.
    Es gab aber erst zwanzig Deichgraf-Trüffel, und die sollten jetzt verkostet werden. Eine goldene Kugel steckte Ubbo ein. Seine Frau stieß ihn kopfschüttelnd an: »Wie sieht das denn aus, wenn der Chef der Kripo Pralinen stiehlt?«
    »Das ist«, grinste er verlegen, »Mundraub. Wenn überhaupt.«
    Es wurde noch ein geselliger Abend. Es gab nicht viele Menschen, mit denen Ubbo Heide sonst über den geschmacklichen Unterschied zwischen mallorquinischen und kalifornischen Mandeln diskutieren konnte.
    Später schlenderte er mit seiner Frau noch auf einen Absacker ins Mittelhaus. Dort schlug gerade jemand an der Theke die Glocke als Zeichen dafür, dass er eine Runde geben wollte. Ubbo nahm ein frisch gezapftes Bier. Nach dem ausgiebigen Genuss von Süßigkeiten lief das besonders wohltuend durch den Hals, fand er.
    Dann, zum Abschluss, ließ er sich noch einen brennenden Friesengeist servieren, und natürlich sagte er selbst den Spruch dazu auf:
    »Wie Irrlicht im Moor flackert’s empor.
    Lösch aus – trink aus, genieße leise,
    auf echte Friesenweise.
    Dem Friesen zur Ehr –
    Vom Friesengeist mehr.«
    Carola Heide hatte heute Fahrdienst. Sie wechselten sich ab. Zehnmal sie, einmal er. Mit solchen Regeln kam vielleicht nicht jeder klar, die beiden schon.
    Als sie händchenhaltend zum Parkplatz hinter der Piratenschule flanierten, kamen sie an zwei Punkerinnen vorbei, die sich die Auslage der Buchhandlung Lesezeichen ansahen. Auf dem Rücken der einen krabbelte eine weiße Ratte herum.
    Bei der Sparkasse standen drei junge Männer. Ein Feuerzeug flammte auf. Sie rauchten und lachten. Auf dem Boden stand eine Dose Bier.
    »Wenn es dunkel wird«, sagte Ubbo zu seiner Frau, »gehört die Innenstadt den Jugendlichen. Da haben wir hier im Grunde nichts mehr zu suchen.«
    Er ahnte nicht, wie schrecklich sich sein spaßig dahingesprochener Satz bewahrheiten sollte.
    Als sie plötzlich die schnellen Schritte und die Rufe, dann die Schreie und das Gekreische hörten, wäre es noch Zeit gewesen, sich ins Auto zurückzuziehen oder im Restaurant Speicher Schutz zu suchen. Sie hätten auch einfach die Polizei rufen können.
    Leider hörte Ubbo nicht auf seine Carola, die ihn ermahnte, er sei jetzt nicht im Dienst und solle sich doch da raushalten. Aber Ubbo wollte nach dem Rechten sehen und ging noch einmal zurück.
    Carola blieb zunächst stehen und sah ihm nach, dann folgte sie ihm widerwillig mit zwanzig Schritten Abstand. Sie sah, wie er auf die fünf Gestalten zuging. Die weiße Ratte wurde durch die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Eine Mädchenstimme

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