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Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer

Titel: Ann Kathrin Klaasen 08 - Ostfriesenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Sie sind doch der einzige Erbe, oder?«
    Der Professor erhob drohend den Finger. »Werden Sie bloß nicht frech, Herr Kommissar.«
    Sylvia Hoppe sagte: »Sie und Ihr Bruder waren, wenn ich Sie richtig verstanden habe, so etwas wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde …«
    Willbrandt wehrte mit einer schneidenden Geste ab. »Oh nein. Jekyll und Hyde waren ein und dieselbe Person. Mein Bruder und ich sind zwei völlig unterschiedliche Menschen. Und um die unverschämte Frage Ihres Kollegen zu beantworten: Ja, ich bin vermutlich der einzige Erbe, aber da wird nicht viel bleiben. Mein Bruder hat mir vermutlich nichts als einen Berg Schulden hinterlassen. Im Klartext: Im Laufe seines Lebens hat er so viel Mist produziert, dass mein halbes Erbe mit aufgefressen wurde. Denn immer wieder haben meine Eltern Häuser und Grundstücke verkauft, um ihn herauszuhauen. So wurde der zu verteilende Kuchen immer kleiner. Ich will nicht klagen, aber er war eine Art Geldvernichtungsmaschine.«
    Er nahm die Thermoskanne, lächelte Sylvia Hoppe an und sagte: »Es ist übrigens doch ein Intelligenztest. Ich schaue immer gerne, wie lange jemand braucht, um zu fragen: ›Wie geht das denn?‹, oder bis jemand diesen Knopf hier oben gefunden hat. Man muss nur sanft draufdrücken, und schon funktioniert es.«
    Mit spielerischer Leichtigkeit goss er Kaffee in einen Plastikbecher und stellte ihn vor Rupert hin.
    Rupert überlegte einen Moment, ob er den Kaffee ablehnen sollte. Er hatte auch Lust, ihn dem Professor aufs Hemd zu schütten, doch dann probierte er mit Feinschmeckermiene, stellte den Becher angewidert ab und sagte: »Das ist einer der schlechtesten Kaffees, die ich seit langem getrunken habe. Im Grunde hat das Zeug den Namen gar nicht verdient. Was soll ich von Ihnen halten, Herr Professor? Sie müssen dieses Abwasser hier trinken und residieren in der Absteige da hinten, die vollgepfropft ist wie ein Container für Altpapier … Fühlen Sie sich nicht selbst unerwünscht?«
    »Ja«, nickte Willbrandt süffisant, »ich verstehe, dass Sie neidisch auf mich sind. Ich kann mein Glück selbst auch kaum fassen.«

    Es war ein harter Tag für Ubbo Heide gewesen. Er koordinierte die Untersuchungen im Fall Willbrandt und brachte viel Energie auf, um die Sache zu einem raschen Abschluss zu bringen. Er gönnte Ann Kathrin und Weller ein paar freie Tage, und noch hatte er die Hoffnung, sie bald an die Ostsee fahren lassen zu können. Er wollte diesen Fall nur ungern Rupert überlassen, und Sylvia Hoppe war zwar fleißig, doch noch nicht weit genug. Ihr fehlte die Erfahrung im ostfriesischen Umfeld.
    Wenn er geahnt hätte, wie entscheidend dieser Abend sein Leben verändern sollte, wäre er garantiert nach Hause gefahren und hätte sich ins Bett gelegt oder sonst etwas getan, um den folgeschweren Ereignissen zu entkommen. Aber Ubbo Heide freute sich seit langem auf den Termin, der heute vor ihm lag.
    Sein Lieblingskonditor, Jörg Tapper vom Café ten Cate, arbeitete an einer neuen Pralinenkreation. Jörg hatte ein paar Stammkunden und Gourmets zur Geschmacksprobe eingeladen. Für den Marzipanliebhaber Ubbo Heide ein Freudenfest. Diesen Termin in der Norder Innenstadt würde er garantiert nicht versäumen. Sogar seine Frau Carola reiste an. Sie stand mehr auf Schokolade und liebte Nougat. Ubbo dagegen glaubte, das Paradies sei einfach eine Welt aus Marzipan von ten Cate und lauter netten Menschen, die sich an die Gesetze hielten.
    Das Café in der Norder Fußgängerzone hatte schon fürs allgemeine Publikum geschlossen, als Ubbo Heide ankam. Seine Frau war schon da. Sie trug ein neues, fliederfarbenes Kostüm, das ihr ausgesprochen gut stand, und Ubbo zauberte ein Lächeln in ihr Gesicht, als er ihr Komplimente machte. Ja, er liebte sie noch immer, nach all den Jahren.
    Er begrüßte Jörg und Monika Tapper. Sie sprachen nicht über den Vorfall am Deich. Jetzt sollte es um gute Pralinen gehen und nicht um verkohlte Leichen.
    Wie die meisten Liebhaber süßer Sachen, trank auch Ubbo Heide dazu am liebsten Espresso ohne Milch oder Zucker und Wasser ohne Kohlensäure. So kam der schokoladige Geschmack besser zur Geltung, und das volle Erlebnis konnte sich auf den Geschmacksnerven ausbreiten.
    Jörg war stolz und sichtlich nervös. Seine Gäste versammelten sich um ihn.
    »Die eigentliche Mozartkugel«, sagte er, »die vielleicht berühmteste Praline der Welt, wurde vom Konditormeister Paul Fürst 1890 in Salzburg kreiert.«
    Ubbo Heide nickte mit

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