Ann Pearlman
anderen abgesondert haben, aber ich wusste, dass du nichts Schlimmes getan hast.«
Levy kommt herein – er hat schon geschlafen, seine Haare sind zerzaust und wild, und er reibt sich die Augen. Als er uns sieht, rennt er mit ausgestreckten Armen zu uns. Aaron hebt ihn hoch, drückt ihn an sich, und ich geselle mich zu ihnen. Wir drei zusammen, wie es sich gehört.
Später dusche ich, und als Aaron vom Schlafzimmer aus sieht, wie ich mir hinterher Beine und Brüste einreibe, springt er aus dem Bett, nimmt mir die Flasche aus der Hand und fängt an, meinen Rücken zu bearbeiten. Seine Hand ist warm und glitschig von der Creme. »Da kommst du allein nicht hin«, erklärt er. »Dafür brauchst du mich.«
Ich höre auch, was zwischen den Zeilen steht.
Als ich gut eingecremt bin, dreht er mich um, verteilt die Creme auf meinen Brüsten, und meine Brustwarzen stellen sich unter seiner Berührung sofort auf.
Es ist so lange her.
Und dann küsst er erst sie, dann meine Augenlider, meine Nase und meinen Mund, nimmt mich auf den Arm und trägt mich zu unserem Bett. Dort liegen wir zusammen und küssen uns, küssen uns lange und ausgiebig, als hätten wir endlos Zeit.
Kurz vor Thanksgiving findet Sky eine süße Wohnung um die Ecke von Moms Haus, in einem Komplex mit Swimmingpool und Fitnessraum. Aaron, Mom, Smoke, Sky und ich holen ihre eingelagerten Sachen und bringen sie in die neue Wohnung. Sky hängt das blaue Bild so auf, dass man es sofort sieht, wenn man zur Tür hereinkommt. Und dass sie es als Erstes sieht, wenn sie morgens aus dem Schlafzimmer tritt. Und wenn sie mit Rachel frühstückt, erinnert das Bild sie an die Schönheit des Himmels. Der Hochstuhl ist auch da. Smoke spielt mit der verrückten Biene, die sich dreht und klingelt und piept. »Schön, dass sie noch funktioniert«, sagt er.
Auf der Kommode steht Troys Urne und daneben eine Kerze, auf der anderen Seite ein Foto von ihm und eins von der Hochzeit, auf dem er von hinten die Arme um Sky schlingt, das Kinn auf ihrem Schleier.
Sky sieht so jung aus, dabei ist es noch gar nicht so lange her.
Zwei Tage später lädt Sky uns alle zu einem Einweihungsessen ein. Jeder bringt etwas mit. Die beigefarbenen Möbel aus Venice passen gut in die neue Wohnung und vermitteln ihr einen Hauch Kalifornien. Aaron hat Sissys Rippchen-Rezept gekocht, Mom bringt den Girl Scout Stew, den wir vor langer Zeit für ein Pfadfinderfest erfunden haben. Ich backe Sissys »Gib’s mir«-Kuchen. Levy bringt Sky eine Schale mit Steinen mit. Ein perfekt runder schwarzer Stein vom Pazifik, den wir dort bei einem Strandspaziergang gefunden haben. Ein runder, durchsichtiger, so groß wie eine Vierteldollarmünze. Im Museum haben wir noch einen Amethyst gekauft, mit Reihen violetter Spitzen. Smoke hat zwei Trommeln unter dem Arm, eine kleine für Rachel und eine größere für Sky – eine Ashika, erklärt er ihr. »Trommeln ist eine Methode, den universellen Rhythmus einzufangen«, sagt er. »Deinen eigenen Herzschlag und die Drehung des Universums. Das hilft, wenn die Last der Welt einen zu sehr bedrückt.« Er sieht Sky aufmerksam an. »Wenn ihr zwei wollt, zeige ich euch ein paar Beats. Ich bringe meine Frau und meine Tochter mit, dann können wir zu viert zusammen spielen.«
Offensichtlich hatten die beiden auf der langen Fahrt das eine oder andere ernsthafte Gespräch.
Sky arbeitet halbtags bei Moms Freundin Rosie. Sie macht Recherche und Fallberichte für die anderen Anwälte. Rosies Baby soll nächste Woche kommen, also wird Sky im neuen Jahr ihren Job ganz übernehmen, bis Rosie aus dem Mutterschutz zurückkommt. Nebenbei bereitet Sky sich auf die Zulassungsprüfung vor. An den Tagen, an denen Sky arbeitet, ist Rachel in der Tagesbetreuung, ulkigerweise in der gleichen, in der ich als Kind war. Ein paar der Betreuer erinnern sich sogar noch an mich und verfolgen meine Karriere. Dabei hab ich immer gedacht, dass keiner auf mich achtet.
Sky macht einen ruhigen Eindruck. Nicht geheilt, aber sie fühlt sich offensichtlich sicher genug, um damit anfangen zu können.
Und ich? Ich arbeite an meinen eigenen Songs, einer ganzen Serie. Aaron hat mir vorgeschlagen, ich soll die Texte mit T-Bone singen, weil wir in I’ll Miss Myself so gut harmoniert haben. Anscheinend mache ich ein überraschtes Gesicht, denn er fügt hinzu: »Wir sind eine Crew. Wir müssen all unsere Talente nutzen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wie wenn man ein Auto zusammenbaut – da müssen auch alle
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