Ann Pearlman
mithelfen, bis es fährt.«
Ich arbeite daran, die Heldin meines eigenen Lebens zu werden, und Aaron arbeitet daran, ein überzeugter Verfechter der Gleichstellung zu werden.
Nach Thanksgiving sagt Aaron: »Wir wollten doch eigentlich nach der Tour ein Haus kaufen und heiraten. Was hältst du davon, wenn wir nächstes Jahr dafür anpeilen?«
»Das ist ein guter Zeitpunkt, ein Haus zu kaufen«, antworte ich.
»Und ein guter Zeitpunkt zum Heiraten«, erwidert er mit den Worten, die ich nicht über die Lippen bringe.
Ich und meine Angst vor Liebe und Verlust. Schnell wende ich mich ab und wische über die Arbeitsplatte. Ich habe herausgefunden, was Mut bedeutet, nämlich, dass ich meinem eigenen Sinn folge.
Meine Musik ist dabei der leichte Teil.
Ich hole tief Atem, wasche den Lappen mit warmem Wasser aus, streue Scheuerpulver in die Spüle und fange an zu schrubben. Und während ich schrubbe, wird mir klar, tdass ich mir wünsche, zu einer Familie zu gehören. Mich wohlzufühlen und von einer Familie akzeptiert zu werden ist Teil meines Sinns. Es muss nicht so sein wie bei meinen Eltern. Nicht alle Männer sind wie mein Vater.
Und vor allem: ich auch nicht.
Ich bekomme eine Gänsehaut auf den Armen.
Und einfach so habe ich ein bisschen Mut gesammelt und ein bisschen Angst hat sich verflüchtigt.
Ich lege den Lappen weg und wende mich Aaron zu. »Ja, es ist ein guter Zeitpunkt zum Heiraten. Ja.«
12
Cookie-Party
Sky
A lles wird klar. Logistisch gesehen ist es ganz einfach, aber emotional ist es kompliziert. Ich vermisse Troy und gastiere immer noch in dem Leben, das wir einmal hatten. Alle meine Pläne sind futsch. Ich nehme mir solche Gedanken nicht vor, sie überkommen mich einfach. Zum Beispiel fahre ich zu Trader Joe’s und komme unterwegs an der Tappan Middle School vorbei, wo Troy und ich uns kennengelernt haben, oder am Burns Park, wo wir oft spazieren gegangen sind, oder am Buhr-Schwimmbad, wo ich das erste Mal gespürt habe, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte. Am nächsten Tag sehe ich die Wohnung, in der wir während der College-Zeit gewohnt haben. Wenn ich dann ein paar Mal ordentlich geweint habe, versiegen die Tränen und werden von glücklichen Erinnerungen abgelöst.
Moms Freundin Rosie hat mir einen Halbtagsjob vermittelt. Rachel fängt im Kindergarten an, wir haben eine süße Wohnung gefunden. Ich schaue mein Himmel-Bild an, und es erinnert mich daran, dass wir alle die Chance haben, zufrieden zu sein. Ich schaue zu Troys Asche und zünde die Kerze an, die neben der Urne steht, berühre sein liebes Gesicht auf dem Hochzeitsfoto, schließe die Augen und stelle mir vor, dass ich an »meinem Platz« bin, mein Kopf an seiner Schulter, in seinem Arm, mein Bein über seines gelegt. Ich danke ihm dafür, dass er in meinem Leben ist. Ich danke ihm, dass er mich gelehrt hat zu lieben.
Ich gehe nicht mehr am Abgrund entlang, ich bin hineingestürzt. Und das hat einen paradoxen Effekt. Statt weiter auf Zehenspitzen zu balancieren, achte ich nicht mehr darauf. Weder ich noch irgendwer kann etwas gegen den Zufall ausrichten. Durch diese Einstellung habe ich mich ein bisschen entspannt und bin freier geworden. Ich schaue nicht mehr in meinem Handy nach meinen Listen, ich spiele nicht mehr jedes mögliche Szenario x-mal durch, bevor ich eine Entscheidung fällen kann. Troy wäre bestimmt sehr stolz auf mich.
Im Januar nehme ich an einer Studiengruppe teil, die sich auf die Zulassungsprüfung der Anwaltskammer vorbereitet, und unterdessen strecke ich die Fühler nach einer Stelle im Strafrecht aus. Ich glaube, ich möchte für die Pflichtverteidigung arbeiten. Ich kann etwas bewirken und Leute verteidigen, die sich selbst keinen Anwalt leisten können. Natürlich werde ich dabei nicht so viel verdienen, aber ich tue etwas Sinnvolles. Viel zu viele Menschen – arme Menschen, Angehörige von Minderheiten – sitzen viel zu lange im Gefängnis, und wir alle bekommen die Kosten dafür zu spüren – in finanzieller und sozialer Hinsicht. Ich glaube, das habe ich auf der langen Heimfahrt begriffen.
Aber manchmal wache ich immer noch früh auf. Nicht um 3 Uhr 42. Ich schlafe ein bisschen länger, sehe dann aber den Zahlen zu, wie sie auf meinem Wecker weiterwandern, und warte darauf, dass Rachel aus ihrem Bettchen klettert und zum Kuscheln zu mir kommt. Anscheinend tut es ihr gut, eine Weile zu schmusen, bevor der Wecker klingelt. Dann mache ich uns Frühstück, ihren Lunch und fahre sie zum
Weitere Kostenlose Bücher