Ann Pearlman
kurzem Überlegen: »Wenn du mit mir ein Duett singst.«
Dann sage ich ihm – in meiner Fantasie –: »Ich ruf dich zurück. Und danke«, denn er weiß ja, dass ich keinen Deal ohne Aaron und die Crew mache.
Das hatte ich vor, bis Mom mich darauf hingewiesen hat, wie sehr ich damit Aarons Vertrauen verletzen würde.
In der Realität aber sitze ich nun in unserer Wohnung, mein Keyboard summt, das Sonnenlicht kämpft sich durch die schmutzigen Fensterscheiben, und ich antworte auf Kings Angebot: »Das fände ich toll. Du hast ja keine Ahnung, wie aufregend und schön ich es finden würde, mit dir zu arbeiten. Und die Kette ist das Schönste, was ich je gesehen habe, ein echtes Totem. Aber noch wichtiger als das alles ist meine Liebe zu meiner Familie und …« Ich halte inne. Denn ich möchte sagen, dass es hätte klappen können, wenn er es nicht mit seinem ganzen Sexzeug kaputtgemacht hätte, mit dem übertriebenen Geschenk und den Bemerkungen, dass er nur mich will.
»Die Kette war als Test für dein Engagement gedacht«, hakt er ein. »Wenn man ein Star sein will, muss einem die Karriere das Wichtigste sein, und ich bin nicht bereit, meine Energie in jemanden zu stecken, der sich nicht absolut und hundertprozentig dafür engagiert. Du musst bereit sein, alles andere zu opfern. Und das bist du offensichtlich nicht.«
Ich halte die Luft an, denn ich weiß, dass ich jetzt gleich eine Tür zuknalle. »Nein, weil meine Familie für mich mindestens so wichtig ist. Also werde ich wohl nicht mit dir zusammenarbeiten können.«
»Okay.« In dem Wort klingt keine Spur von Freundlichkeit oder Verständnis mit. Genau genommen ist es nicht mehr als ein schroffes Ausatmen. Einen Moment denke ich schon, er hat aufgelegt.
»Ich werde mir eine wundervolle Chance entgehen lassen, aber ich werde immer noch meine Musik machen können. Meine Musik und meine Familie, das sind die beiden wichtigsten Dinge in meinem Leben.«
Er schweigt.
Und ich fühle mich in der Schwebe gehalten, als müsste ich eine Schlussfolgerung ziehen, als würde er noch auf etwas anderes warten, vielleicht darauf, dass ich anfange zu lachen und sage, dass alles nur ein Witz war, weil ich natürlich keinen größeren Wunsch habe, als mit dem wunderbaren King zu singen, am liebsten im Duett, und dass ich bereit bin, alles dafür zu tun, um die sensationelle Kette behalten zu dürfen, die er für mich hat anfertigen lassen.
»Dein Angebot ehrt mich und schmeichelt mir.« Meine Stimme bricht. Aber dann frage ich nach der Adresse, an die ich die Kette schicken soll.
Zuerst zögert er, eine ganze Weile sogar, er schweigt, als überlegte er, ob er mir sagen soll, ich kann sie wegwerfen. Was mir zugegebenermaßen schwerfallen würde. Verkaufen kann ich sie auch nicht. Was würde ich mit dem Geld anfangen? Spenden, beschließe ich. Es Aaron geben, damit er die Entscheidung trifft. Was macht man mit vergiftetem Geld?
Das ganze Hin und Her in meinem Kopf hat mich müde gemacht.
Mir ist klar, dass King auf diese Wendung wahrscheinlich nicht vorbereitet war. Aber dann gibt er mir endlich doch die Adresse.
Als Aaron nach Hause kommt, erzähle ich ihm von meinem Gespräch mit King. Ich zeige ihm die Kette in ihrer Schachtel und den Brief, den ich dazu geschrieben habe. Er ist kurz und bündig: Danke für das wunderschöne Geschenk. Ich fühle mich geehrt, dass du meine Musik gut findest. Dein Respekt bedeutet mir viel und macht mir Mut, mit meinen Plänen fortzufahren. Nochmals danke.
Vor Aarons Augen packe ich die Schachtel ein und schreibe die Adresse auf das Päckchen.
»Ich bringe das morgen zu UPS «, erkläre ich. »Kommst du mit?« Ich gebe mir ehrlich Mühe, Vertrauen aufzubauen.
Unsere Blicke treffen sich. Er legt den Kopf schief und schaut mich aufmerksam an, aber ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht lesen. Ist es Erleichterung? Oder Zuversicht? »Wir können doch auf dem Weg zur Probe dort haltmachen. Ich möchte ein paar Songs für unser Konzert an Thanksgiving in Toledo durchgehen.«
Ich bin überrascht, dass er so wenig Aufhebens darum macht. In meiner Fantasie würde er mich jetzt in den Arm nehmen, mich küssen und mir danken. Aber er tut nichts dergleichen. Es ist, als würden wir einfach in die Normalität zurückgleiten, fast so, als hätte die Kette nie existiert. Morgen haben wir Probe. Aber dann blickt er mir tief in die Augen und sagt: »Ich will nur dich. Keine andere Frau. Es war schwierig, mit dem Mist umzugehen, den die
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