Ann Pearlman
Leben so, wie ich es will. Nicht alles ist einfach nur Zufall.«
»Was hat das mit King zu tun?«
»Ich dachte, er könnte uns Sicherheit geben. Aber die einzige Sicherheit ist Selbstständigkeit. Und ich müsste Aarons Vertrauen und Sicherheit aufgeben, wenn ich King erlauben würde, meine Karriere voranzutreiben.«
»Na ja, ich habe gelernt, dass andere Menschen einem wirklich helfen. Aber es gibt keine Garantie, dass es ewig hält. Liebe, Verlust, Trauer … das alles gehört zusammen, und es ist das Beste am Menschsein.«
11
Keine Garantie
Tara
W ir laden Skys Sachen aus dem Möbelwagen, verstauen sie in einem Lagerschuppen und übernachten im Tourbus auf Moms Auffahrt.
Am nächsten Morgen macht Mom Frühstück für uns, Omelette und Bratkartoffeln, dann fahren wir weiter. Unterwegs setzen wir Smoke, Red Dog und T-Bone ab.
Detroit sieht noch heruntergekommener aus als bei unserer Abfahrt. Diese arme Stadt. Verlassen und kaputt, wie eine einstmals luxuriös gekleidete Dame, die ihre Habseligkeiten jetzt im Einkaufswagen mit sich herumschiebt und im Müll nach Essbarem wühlt.
Die Straßen sind fast leer, überall gibt es Parklücken, sogar in der Innenstadt bei Comerica Park und Cobo Hall. Auf den Gehwegen sind keine Fußgänger unterwegs. Viele Gebäude sehen mit ihren eingeschlagenen Fensterscheiben wie geblendet aus, in unserer Straße sind zwei weitere Häuser mit Brettern vernagelt, und überall stapelt sich der Müll. Ich bin froh, dass es Winter wird.
Da sind wir wieder, in einer ruinierten Stadt, mit unserer fast ruinierten Liebe.
An der Ecke steht eine Frau mit einem Schild Du kannst nicht über deine Gedanken bestimmen . Sie trägt eine Baseballkappe von den Detroit Tigers, eine ausgebeulte rot-schwarz-karierte Hose und Turnschuhe.
»Was soll das heißen?«, frage ich Aaron.
»Vielleicht, dass man nicht immer weiß, was man als Nächstes tun wird?«, meint Aaron.
»Deine Gedanken führen ein Eigenleben, unabhängig vom Zustand deines Körpers«, schlage ich vor.
»Dein Kopf denkt, was er will«, ergänzt Aaron.
»Glaubst du, das stimmt? Können wir unsere Gedanken nicht strukturieren und unsere Gefühle dadurch beeinflussen? Was meinst du?«
»Ich meine, dass die Frau verrückt ist.«
Zuhause ist immer noch unsere kleine Wohnung mit der indischen Tagesdecke und den Seidenblumen von meinem ersten Vorspielen. Als Erstes hänge ich den Kristall zurück ans Fenster. Und ich bin froh, dass wir endlich wieder zu dritt sind, unsere kleine Familie. Ich genieße die Stille, das Summen unseres Kühlschranks, leise Musik von Mos Def. Aber ich vermisse Sky und Rachel. Und natürlich Allie. Ich vermisse sie und bin froh, dass ich nicht mehr dauernd mit ihnen zusammen bin, beides gleichzeitig.
Wir gehen zu Sissy, die um die Ecke wohnt und schon darauf brennt, uns zu sehen und uns mit ihren legendären Käse-Makkaroni willkommen zu heißen. Levy rennt in ihre Arme und vergräbt den Kopf zwischen ihren Brüsten.
Ein paar Tage später spreche ich mit ihr über King. Ich vertraue ihrer Klugheit, und sie kennt ihren Sohn. Als ich ihr die Schlüsselkette zeige, sagt sie: »Verflixt, die nehm ich. Man könnte die ganzen Glitzersteine abpuhlen und das Ding umformen. In eine Hand vielleicht.«
»Daran hab ich auch schon gedacht. Man könnte sogar etwas für Aaron und mich daraus machen. Aber ich bezweifle, dass ihm das gefallen würde.« Ich überlege, ob ich Sissy die Kette schenke, aber dann würde Aaron jedes Mal an die Geschichte mit King erinnert, wenn er den Anhänger sieht.
»Das Ding ist echt schön.« Ich drehe und wende den Schlüssel in der Hand, und die Steine funkeln genau wie mein Fensterkristall. »Was für eine Verschwendung«, sage ich leise.
Sissy mustert mich durchdringend und kneift die Augen zusammen wie immer, wenn sie einen Menschen taxiert und versucht, seine Gedanken zu lesen.
»Ich hab gehofft, wir könnten alle drei zusammen arbeiten, aber King will mich allein für sich haben.«
»Ich habe mitbekommen, wie er sich beim Konzert in L. A. auf dich gestürzt hat.«
Ohne mich aus den Augen zu lassen, lehnt sie sich zurück und legt eine Hand aufs Knie. »Es geht nicht um die Kette, das weißt du, Tara. Und das, was du willst, kann dir kein Mann verschaffen, so berühmt er sein mag. Ein Mann kann dich nur lieben, mit dir eine Familie gründen, dir helfen, deine Träume wahrzumachen. Aaron tut genau das, aber du hast Angst, es zu sehen. In deinem eigenen Leben musst du die
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