Ann Pearlman
geboren.«
»Ich hab immer gedacht, du hättest Augen wie ich«, meinte Red. »Wie ein Schwarzer eben. Dabei kenne ich dich schon mein ganzes Leben.«
Smoke ist ein großer Kerl, XL, und er bewegt sich langsam, als wäre ihm das Gewicht, das er mit sich rumträgt, zu schwer und er müsste sich jeden Schritt genau überlegen.
Er gehört zu den Menschen, die nicht viel reden, aber wenn er etwas sagt, dann hören ihm alle zu.
Wann immer er trommelt, ist Schluss mit langsam und desinteressiert. Jetzt spielt er auf einer Handtrommel, einer Djembe, und seine Finger bewegen sich so schnell, dass sie einem vor den Augen verschwimmen. Bei seinem Solo sind seine Hände gleichzeitig auf der großen Trommel und dem Schlagbass, so schnell, dass man das Abfedern gar nicht mitkriegt. Bei einem langsamen Rhythmus hat man das Gefühl, die ganze Welt hängt im Intervall zwischen den Schlägen, und seine Trommel bringt mein Herz zum Klingen. Smoke war mit Red und Aaron auf der Schule, und sie sind alle um die Ecke voneinander aufgewachsen.
T-Bone ist das neueste Mitglied der Crew. Porenlose Haut und glänzende Augen. Groß. Mit einem Rand um die Lippen wie eine Benin-Bronze. Die Frauen sind verrückt nach ihm. Außerdem hat er eine tolle Singstimme und beherrscht den langsamen Gospelstil. Aaron hat ihn in Sissys Kirche, dem Shrine of the Black Madonna, kennengelernt, da haben sie im Knabenchor gesungen. Eigentlich war T-Bone bei einer anderen Crew, aber dann hat er es mit uns probiert und ist geblieben.
Red Dog ist Aarons Halbbruder von einer anderen Mutter. Damit meine ich, sie sind zusammen aufgewachsen und kennen einander in- und auswendig. Hundert Prozent Loyalität, hundert Prozent Liebe. Wenn man was mit Aaron zu tun haben möchte, kriegt man Red im Doppelpack dazu. Und umgekehrt musste er natürlich auch mich in der Mixtur akzeptieren. Was nicht leicht war. Ein weißes Mädchen in einer Rap-Crew, das ist mehr als bizarr. Brisant könnte man fast sagen. Sie müssen mit mir zurechtkommen. Mit mir zurechtkommen, genau wie ich mit den ganzen Tussen zurechtkommen muss, die auf die Jungs in der Crew scharf sind. »Für die seid ihr doch bloß Kerben im Bettpfosten«, erkläre ich ihnen. Als würde sie das kümmern.
»Und wenn schon«, lacht Red.
»Oder du bist ein potenzieller Alimente-Zahler für ein Baby, so eine Art Goldesel.« Aaron wirft mir einen Blick zu, damit ich aufhöre, mich so mamahaft aufzuführen. Später sagt er: »Das sind erwachsene Männer. Wenn unser Ding hier funktionieren soll, kannst du ihnen nicht sagen, was sie zu tun haben.«
Ich weiß, dass er recht hat, aber vermutlich habe ich doch einen winzigen Teil in mir, der Sky ähnelt. Ich denke nämlich auch an mögliche Konsequenzen, ich male mir Katastrophenszenarien aus, nur ignoriere ich sie meistens, weil es mir wichtiger ist, das zu tun, was ich tun will. Und wahrscheinlich denken das die Männer aus der Crew auch.
Also, gelegentlich kommandiert Aaron gern ein bisschen rum. Er mag Kontrolle. Manchmal ist er mein Boss, mein Beschützer. Als das mit der Crew angefangen hat zum Beispiel, da hat Special Intent zu den anderen gesagt: »Tara gehört zu uns. Sie ist die Musik. Und mein Engel. Ohne sie läuft hier gar nichts, sie ist der Schlüssel. Wenn ihr was zu meckern habt, dann sagt es entweder jetzt oder verpisst euch.«
Sie sahen erst ihn, dann mich an. Aaron ist der Einzige, der auf die Idee kommen würde, mich als Engel zu bezeichnen.
»Key – Schlüssel. Das ist ein guter Name für sie«, sagte Smoke schließlich. Und seither heiße ich Key. Oder L’il Key.
»Sie weiß, was abgeht. Sie kommt damit zurecht«, sagte Aaron. Das bedeutete, dass ich das mit den Weibern und dem Hasch locker sehen würde. Keiner aus der Crew nimmt harte Drogen. Jedenfalls nicht, soweit ich weiß. Kein Kokain, kein Heroin, kein X, kein Chrystal. Sie rauchen ein bisschen Gras, aber nicht in Levys Beisein. Das war von Anfang an klar.
Und dann sagte Special: »Noch was. Wir nehmen niemand mit auf die Tour. Nur wir sind dabei, so machen das die Profis. Außerdem, wenn wir mit unserem Geld Motelzimmer für andere Leute bezahlen, dann ist das weder für uns noch für sie das Richtige.«
Manchmal hat Special einen bestimmten Ausdruck in den Augen und einen bestimmten Zug um den Mund, und dann weiß ich sofort, dass ich keine Chance habe, ihn umzustimmen. Zum Beispiel, als er mir gesagt hat, ich soll mich aus den Angelegenheiten der Crew raushalten. Zum Beispiel, als ich
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