Ann Pearlman
auffaltet und über Troy breitet.
»Aah, das ist gut«, seufzt Troy.
Ich berühre die Decke. Sie ist warm.
Wir warten weiter. Allmählich wird Rachel nörgelig, also setze ich sie mir auf den Schoß und lese ihr aus dem Buch vor, das wir mitgebracht haben. Rachel rutscht unruhig herum, für den Moment von ihrer Müdigkeit abgelenkt. Ich beschließe, ihr die Schlaflieder vorzusingen, die Mom mir früher vorgesungen hat, Summertime und All through the Night .
Endlich kuschelt sie sich an mich und steckt den Daumen in den Mund.
»Das ist schön, Liebling«, sagt Troy. Genau genommen singe ich genauso für ihn wie für Rachel. Aber meine Stimme ist heiser, und ich treffe die Töne kaum. Taras musikalisches Talent kommt von ihrem Vater, nicht von unserer Mutter.
Behutsam setze ich Rachel auf den Stuhl und mache es mir auf der Krankenhausliege neben Troy gemütlich.
»Und wenn ich ansteckend bin?«
»Dann hab ich mich sowieso längst angesteckt.« Ich lege meinen Kopf an seine Schulter, an die ohne Eiter, lasse die Hand unter die Decke gleiten und fühle seine von der Decke gewärmte Haut und die weichen lockigen Haare auf der Brust.
»Ich liebe dich.«
Er drückt mich mit dem guten Arm. An dem die Infusion hängt. »Immer und ewig«, antwortet er.
Als die Ärztin hereinkommt, springe ich hastig auf, als hätte ich etwas Verbotenes getan.
Zuerst misst Dr. Shapiro noch einmal Troys Temperatur, während sie ihn fragt, wie er sich fühlt, dann den Blutdruck. Sie schaut auf das Thermometer. »Nun, das Fieber steigt trotz des Vancomycin, und wir haben die vorläufigen Laborergebnisse. Es sieht danach aus, als hätten Sie eine Staphylokokken-Infektion.«
»Von einem Spinnenbiss?«
»Ich weiß nicht, woher. Sieht nach einem MRSA aus, einem multiresistenten Keim, und das bedeutet, dass Sie ihn von irgendwoher haben können. Vierzehn Prozent der Menschen tragen die Bakterien für community-associated MRSA , wie man es im Fachjargon nennt.« Sie wickelt den Schlauch der Blutdruckmanschette wieder auf und hängt das Gerät an seinen Ständer. »Also auch Menschen, die nicht in einem Krankenhaus oder Pflegeheim sind.«
»Er war auch gar nicht im Krankenhaus. Oh, aber wir haben eine Freundin im Krankenhaus besucht. Das heißt, ich hab sie besucht.« Kann es sein, dass ich diese Infektion aus Mias Krankenzimmer nach Hause gebracht habe? Von einer Klinke im Bad? Einem Griff am Wasserspender? Von einer Berührung eines infizierten Labormantels? Hat Troy seine Krankheit mir zu verdanken?
»Es könnte auch aus einem Fitnessstudio kommen … trainieren Sie? Oder machen Sie irgendeinen Mannschaftssport?«
»Basketball. Aber nicht in einem Studio.«
»Den Erreger findet man an vielen Stellen.« Sie stemmt die Hand in die Hüfte. »Ich habe gesehen, dass Sie wegen der Nebenhöhlenentzündung Antibiotika genommen haben. Es scheint eine Verbindung zwischen diesem Antibiotikum und der Entstehung einer solchen Infektion zu geben. Das Mittel senkt die Immunität gegen den speziellen Erreger.« Sie spricht langsam, mit tiefer Stimme, und sieht abwechselnd Troy und mich an, immer nur einen. Dann schaut sie kurz zu Rachel hinüber, die zu einem Ball zusammengerollt auf dem Sessel liegt, einen Daumen im Mund, die andere, immer noch in dem Latexhandschuh steckende Hand unter dem Kinn. »Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn Sie hierbleiben und wir Ihnen weiterhin intravenös Antibiotika und Flüssigkeit zuführen und die Infektion beobachten. Sobald wir dann auch die vollständigen Laborergebnisse haben, bemühen wir uns, eine Medikation für diesen speziellen Erreger maßzuschneidern.«
»Können wir es auch kriegen? Besteht die Möglichkeit, dass ich es bei meinen Krankenhausbesuchen eingeschleppt und ihn damit angesteckt habe?«
»Um das herauszufinden, müssten wir Sie eingehender untersuchen. Momentan sollten Sie aber lieber Ihre Tochter nach Hause bringen. Sie sollten beide duschen und sich dabei gründlich waschen. Schauen Sie genau nach, ob Sie offene Wunden haben, ganz gleich wie klein. Falls ja, säubern Sie sie, geben Sie antibiotische Salbe darauf und decken Sie sie ab. Ich bin froh, dass Ihre Tochter wenigstens einen Handschuh anhat«, fügt sie lachend hinzu.
Ich möchte Troy nicht alleine lassen. Aber ich möchte uns in Sicherheit bringen.
»Morgen sollten Sie die Kleine auf jeden Fall zu Hause lassen.«
Als wir gehen, sieht Troy Rachel an, als zerreiße es ihm das Herz. Ich werfe ihm einen Kuss zu.
»Bye-bye,
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