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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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die Strophe:
    Wenn die Welt das Ghetto ist
    Gehörn wir alle zur gleichen Gang.
    Einer wie der andere.
    Er spricht von Einigkeit, davon, wie man die unsichtbaren Mauern niederreißt, die die Menschen voneinander trennen. Wer weiß, wie das Publikum das aufnehmen wird? Doch dann braust der Beifall aus dem großen Vakuum auf.
    Wenn das dein Leben ist
    Dann akzeptierst du das.
    Weil es hart ist, superhart, wenn du jung bist und schwarz.
    Eine Salve von Schüssen.
    Das geht ab in der City von Boss Angeles
    Ein Gefühl wie zu Hause, denn
    Detroit schreit genauso zum Himmel.
    Jetzt hat er, haben wir das Publikum komplett auf unserer Seite. Mit Detroit und allem. Mit der weißen Li’l Key und dem Bruder im Krankenhaus, der eine Decke furchterregender Trauer über alles breitet. Ich ende auf Faurés erstem Ton und lasse ihn uns alle übertönen, bis kurz bevor er erstirbt.
    Und dann ein letzter einzelner Schuss.
    Fertig.
    Stille. Ich halte die Luft an. Und dann beginnt das Publikum wie wild zu klatschen und zu jubeln.
    Perfekt.
    Special zwinkert mir zu. Er hält das Mikro in die Höhe und streckt es dann dem Publikum entgegen, damit sie sich selbst hören können.
    »Spürt eure Power. Spürt EURE Power«, ruft er, nickt, und dann zielt die ganze Crew mit dem Mikro in die Menschenmenge, ein brausender Sturm aus Beifall, Stampfen, Rufen und Brüllen.
    Das Wort Power steigert sich zu einer Flutwelle, und ich kann mich nicht zurückhalten, ich muss das sampeln. Und dann spiele ich es ab, so laut das Soundsystem es zulässt.
    Die Menge und die Lautsprecher pulsieren: Hört unsere Power. Hört sie .
    Wow.
    Heilige Scheiße!!!!
    Es ist unser bestes Konzert. Ich bin schweißnass von der ganzen Aufregung, von der Traurigkeit, dem Hochgefühl, dem Stolz, der mich durchströmt. Und einen Augenblick bin ich eins mit Aaron und unserem Publikum. Ich fühle die Liebe, die Liebe im Einzelnen genauso wie die universelle Liebe. Ich bin mehr als nur meine Musik.
    Aber dann wird mir bewusst, dass es Zeit ist, und ich drehe die Lautstärke runter, bis nur noch ein Flüstern bleibt. Das schließlich ganz verstummt. Wir verlassen die Bühne. Das Publikum brüllt noch immer und verlangt nach mehr.
    »Das können wir nicht toppen«, sagt Aaron hinter der Bühne. »Lassen wir sie schmoren.«
    Wir sind fertig.
    Nach und nach gibt die Menge auf, wendet der Bühne den Rücken zu und verlässt zögernd den Saal.
    Ich bin wieder allein. So nah Aaron und ich uns auf der Bühne sind und so kraftvoll ein Konzert wie dieses ist – sobald es zu Ende ist, überkommt mich wieder das Gefühl, das ich schon als Kind hatte.

4
    Unberechenbar
    Tara
    A ls Aaron mich nach dem Konzert umarmt, zittern wir beide vor Stolz und Freude. Die Sicherheitsleute versuchen, den Strom von Backstage-Besuchern auf eine von uns zusammengestellte Liste zu beschränken, aber die Leute drängen sich gnadenlos durch und scharen sich in Massen um die Crew. Normalerweise achtet niemand auf mich, weil es größtenteils Mädels sind, ganz wild darauf, einen der Künstler ab- und ins Bett zu schleppen. Meistens lassen die Security-Leute die hübschen durch, weil sie hoffen, vielleicht auch eine abzukriegen. Gelegentlich kommt einer von der Presse, und manchmal hat auch der es auf Action abgesehen. Unser Produzent schwingt große Reden, während ein Typ mit Baseballkappe sich Notizen macht.
    Sissy nimmt uns einen nach dem anderen in den Arm. »Ich freu mich so«, sagt sie zu Aaron. »Mein Sohn, du hast die Leute echt vom Hocker gehauen. Einfach spitze.« Auch ihre Augen funkeln vor Stolz, sie drückt mich fest an sich und hebt mich in ihrer Begeisterung fast von den Füßen. »Tara, du warst großartig. Was für eine Stimme! Ich wusste ja gar nicht, dass aus deinem zierlichen Persönchen eine Stimme rauskommen kann wie die von Aretha.«
    »Aber bloß ein, zwei Töne lang.« Ich halte Sissy fest und vermisse plötzlich meine Mom. »Ich bin so froh, dass du gekommen bist.«
    »Deine Mom wäre da, wenn sie könnte.« Sie drückt mich noch mal, stellvertretend für meine Mom sozusagen, und fügt hinzu: »Sie hast du auch stolz gemacht.«
    Dann ist Allie mit dem Umarmen an der Reihe. »Es war so aufregend, dich zu sehen. Du bist unglaublich talentiert, Tara. Und ein Charisma habt ihr beiden, du und Aaron – einfach umwerfend.« Sie macht eine ausladende Handbewegung. »Genau genommen ihr alle. Ich kenne dich von klein auf, und wenn ich dich jetzt sehe …« Ihre Stimme erstirbt.
    Noch nie

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