Ann Pearlman
Vermutlich sollte man sich doch bedanken, wenn jemand einem jemand sagt, dass man sexy ist. Jedenfalls wenn das Kompliment von King kommt.
»Ich mag das Orange.« Er trägt einen mattgrauen Seidenanzug. Wenn er den Arm bewegt, sehe ich rubinrote Manschettenknöpfe blitzen.
»Das ist neu heute Abend.« Ich weiß, ich klinge wie ein Idiot, wie ein blöder Fan, ich muss mich zusammenreißen.
»Hoffentlich war das nicht das einzig Neue. Was ihr heute gemacht habt, meine ich.« Er leckt sich über die Lippen. »Du könntest mal drüber nachdenken, es mit mir zu machen.«
Das sagt er so, dass ich nicht weiß, ob er mit mir schlafen oder mit mir singen will.
Unwillkürlich weiche ich zurück.
Aber er greift ungerührt in die Tasche, zieht eine Karte heraus und schnippt mit dem Fingernagel dagegen. »Denk doch mal drüber nach, ob du Lust hast, ein paar Tracks mit mir einzuspielen.«
Ich recke das Kinn. Zum Zeichen meines Selbstbewusstseins.
»Ich bin ein loyaler Mensch. Wir könnten sehen, wie wir zusammenpassen. Jedenfalls könnte ich eine talentierte Keyboarderin mit Stimme und Energie ganz gut brauchen.«
In diesem Moment durchbricht Levy die Reihe von Kings Anzugtypen und kommt zu mir gerannt.
Ich nehme ihn auf den Arm. »Daddy sucht dich. ›Wo is Mama?‹, fragt er dauernd.«
»Oh, du bist Specials Baby-Mama.« Als würde das meine Musik irgendwie in ein anderes Licht rücken.
»Er ist mein Baby-Daddy.« Der Ärger gibt mir meinen Mumm zurück.
King lacht. »Gut gekontert, das gefällt mir.« Er zieht eine Augenbraue hoch – wirklich nur die eine – und mustert mich. »Du glaubst, du bist wichtig?« Das sagt er sehr leise, irgendwie verführerisch, so dass seine Worte und sein Ton sich widersprechen.
Ich höre, was er sagt. Ich bin es gewohnt, auf mich aufzupassen. »Hey, es läuft super bei uns, unser Stern geht gerade auf. Und bei dir? Wenn ich das richtig verstehe, bist du vor allem egoistisch.« Er hat mein Misstrauen angefacht.
»Nein, ich sage dir, du solltest an dich selbst denken, für dich sorgen. Ich könnte dich ins Scheinwerferlicht rücken. Du könntest mir ein bisschen intellektuelle Schärfe und Crossover liefern.« Er nickt dabei und fügt hinzu: »Li’l Key. Die Unberechenbare.«
Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn Aaron sich verändert oder wenn sich unsere Ziele und Träume nicht mehr vereinbaren lassen. Momentan ist er unser Anführer, und alles wird immer besser. Vielleicht lasse ich es zu, dass unsere Bedürfnisse zusammenpassen, und unterdrücke dabei meine eigene Stimme.
»Du entscheidest, ob du eine Weile was mit uns machen willst. Dann sehen wir weiter, was dabei rauskommt.«
Ziemlich abrupt dreht er sich um, schlendert zu Aaron und sagt etwas, das ich nicht hören kann. Die Typen versperren mir die Sicht. King schüttelt Larry die Hand – unserem Anwalt, mit dem Troy uns in Kontakt gebracht hat. Ich überlege, ob Larry womöglich auch Kings Anwalt ist.
Aber dann kommt King noch einmal auf mich zu, hebt mein Kinn mit dem Zeigefinger an und studiert mein Gesicht. »Jep. Superheiß und Vollblutmusikerin. Und unberechenbar. Das ist was für mich, das werde ich als Nächstes ausprobieren.«
»Was ist mit Special und der Crew?« Vielleicht könnte ich ein paar Sachen mit King aufnehmen oder ein paar Konzerte mit ihm machen und Special und die Crew mitnehmen.
»Ich hab schon eine Crew. Ich brauche eine Keyboarderin mit einer Stimme.«
Ich weiß nicht, ob er mich anbaggert oder mich tatsächlich unter seine Fittiche nehmen will. Seine Stimme ist noch lange keine Selbstverständlichkeit für mich.
Er schwebt davon und verlässt den Saal. Sogar sein Gang ist sexy. Er braucht keine Tür aufzumachen, er muss nicht überlegen, wo er als Nächstes hingeht … er peilt die Richtung an, und seine Jungs machen den Weg frei. Aber an der Tür dreht er sich noch mal zu mir um und schnippt mit den Fingern wie gegen einen imaginären Hut. Dreht sich um und tänzelt aus der Tür. Abgesehen davon, dass ich mich von seinem Angebot geehrt fühle und mich über seine Anerkennung als Künstlerin freue, weiß ich echt nicht, was ich von ihm halten soll. Aber – na und?
»Was wollte der denn?«, fragt Aaron.
Ich zucke die Achseln. »Was hat er zu dir gesagt?« Ich stecke Kings Karte in meine Gesäßtasche.
»Dass wir ein super Konzert gegeben haben. Und du ein Diamant im Rohzustand bist. Dass er dich mir wegnehmen wird.«
Ich lache.
»Dass ich anscheinend nicht weiß, was ich
Weitere Kostenlose Bücher