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Ann Pearlman

Ann Pearlman

Titel: Ann Pearlman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Apfelblüten im August
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Schuhe leider die ganze Coolness zunichte. Aber sie schreitet den Gang hinunter, als täte sie das jeden Tag, dicht gefolgt von drei Kids in den typischen ausgebeulten Jeans, mit weißem T-Shirt und Baseballkappe, die neben ihr Platz nehmen. Anscheinend hat sie die restlichen Tickets einfach an ein paar Fans in der Warteschlange verteilt. Sehr gut.
    »Allie ist hier«, berichte ich Special.
    »Allein?«
    »Sieht aus, als hätte sie ein paar Freunde gefunden.« Ich zeige sie ihm, samt ihren drei jugendlichen Bekannten.
    »Die haben ja echt Glück.«
    Natürlich ist Allie nicht Mom, aber zumindest das Nächstbeste. »Ich freue mich sehr, dass sie da ist.«
    »Das hast du auch verdient«, sagt Aaron, »und noch mehr. Noch viel mehr.« Dann legt er mir die Hände auf die Schultern und dreht mich zu sich um. »Babe, du musst den ganzen Mist jetzt wegschieben. Für den Rest des Abends gibt es nur uns und unsere Musik. Uns …« – wiederholt er – »… und unsere Musik. Und deine Liebe zu denen da draußen«, fügt er mit einem Nicken in Richtung Saal hinzu. Wir müssen unser Publikum lieben, damit es uns auch liebt, sagt er immer.
    Wie aufs Stichwort taucht in diesem Moment Sissy auf und setzt sich auf Allies andere Seite. Sie kommt direkt vom Flughafen, und ich beobachte, wie die beiden sich begrüßen. Woher kennen sie sich eigentlich? Vermutlich von der Christmas Cookie Party, der Plätzchentauschaktion, die Mom jedes Jahr veranstaltet, seit ich auf der Welt bin. Direkt vor Levys Geburt hat Mom Sissy zum ersten Mal eingeladen.
    Als ich Sissy das erste Mal begegnet bin, war es mitten in der Nacht. Ich war mit Aaron in Detroit, wir hatten tagsüber an unseren Texten gearbeitet und waren dann nach St. Andrews gefahren, um ein bisschen Freestyling zu machen. Es war ein perfekter Frühlingstag und ein wunderschöner Abend – bis wir zu Aarons Auto zurückkamen. Ein Reifen war platt, Aaron hatte keinen Ersatzreifen, und es war spät, sehr spät. Achselzuckend meinte Aaron: »Sieht aus, als müsstest du mit mir nach Hause kommen.«
    Zu Hause war bei seiner Mom. »Warum mieten wir uns nicht irgendwo ein Hotelzimmer?«
    »Hast du Geld übrig? Mom wohnt grade mal eine Meile von hier.«
    Ich senkte den Blick.
    »Was, hast du Angst, meine Mom kennenzulernen? Ihr zwei werdet euch garantiert mögen.«
    Aber ich hatte noch nie die Mutter eines Freunds kennengelernt. Außer die von Troy, und der zählte nicht. Natürlich hatte ich vor Aaron auch nie einen richtigen Freund gehabt. So gingen wir durch die stille Nacht. Es war kurz vor Ostern, und vor einem Haus stand ein mit bunten Plastikeiern geschmückter Baum.
    Schließlich kamen wir zu einem roten Backsteinhaus, Veranda, graue Zierleisten. Aaron klingelte. »Wir sollten ihr Bescheid sagen, dass du hier bist.«
    Als Sissy öffnete, war sie noch dabei, ihren türkisfarbenen Bademantel zuzubinden, und sie hatte Lockenwickler auf dem Kopf. Die Schaumgummiart.
    Da stand ich nun. Ein weißes Mädchen mit schwarzen Haaren und einer Menge Silberringe – einen in der Nase, einen in der Augenbraue, mehrere in beiden Ohren.
    »Mom, das ist Tara. Eine kleine Überraschung.«
    »Na, dann komm mal rein, Überraschung«, lächelte Sissy und trat zur Seite, damit wir ins Haus konnten.
    »Ich hab ’nen Platten und fahre schon auf dem Ersatzreifen. Deshalb konnte ich Tara nicht heimfahren.«
    »Sie kann in Shanas Zimmer schlafen. Morgen früh kümmern wir uns um das Auto.« Dann wandte sie sich an mich. »Weiß deine Mom, wo du bist?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte nicht, dass sie sich zu Tode sorgt. Sag ihr Bescheid. Besser, du weckst sie auf.«
    Die Geschichte mit dem Platten wird sie mir niemals abnehmen, dachte ich.
    »Ich rede mit ihr, wenn du möchtest.« Anscheinend konnte Sissy Gedanken lesen.
    Und sie zuckte auch nicht mit der Wimper, weil ein weißes Goth-Mädchen mitten in der Nacht vor ihrer Tür stand, sondern brachte mich im Zimmer ihrer Tochter unter, das jetzt als Gästezimmer diente. Gestickte Vergissmeinnicht und Gänseblümchen schmückten die Kissenränder. Auf dem Fußende des Bettes lag eine Häkeldecke aus riesigen Veilchen. Der Frisiertisch war vollgestellt mit Parfümfläschchen, ein paar mit Ballon-Zerstäuber. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, auf einen kleinen orangefarbenen Ballon zu drücken und den Duft einzuatmen.
    Aarons Zimmer lag am anderen Ende der Wohnung. Sissy schlief im Zimmer zwischen uns.
    Sie führte mich einfach ins Haus

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