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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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ganz matt geworden von dem leisen, aber anhaltenden Lachen, zu dem die Späßchen des Fürsten sie reizten.
     
    Auch Kitty hatte an alledem ihre Freude, ohne daß sie jedoch vermocht hätte, ihre sorgenvolle Stimmung loszuwerden. Sie konnte das Rätsel nicht lösen, das ihr der Vater, ohne es eigentlich zu beabsichtigen, durch seine lustige Ansicht über ihre Freunde und über die ihr so liebgewordene Lebensweise aufgegeben hatte. Zu diesem Rätsel trat noch die Veränderung ihres Verhältnisses zu Petrows, die heute in so zweifelloser und unangenehmer Weise zutage getreten war. Alle waren heiter, nur Kitty konnte nicht heiter sein, und das quälte sie noch mehr. Sie hatte eine ähnliche Empfindung, wie sie sie als Kind gehabt hatte, wenn sie zur Strafe in ihr Zimmer eingeschlossen war und das vergnügte Lachen ihrer Schwestern hörte.
     
    »Wozu hast du denn eigentlich diese Unmenge von Sachen gekauft?« fragte die Fürstin lächelnd und reichte ihrem Manne eine Tasse Kaffee hin.
     
    »Ja, man geht so spazieren, und da kommt man an einen Laden, und da fordern einen die Leute auf, man möchte doch etwas kaufen: ›Erlaucht, Exzellenz, Durchlaucht!‹ Na, und wenn sie erst sagen: ›Durchlaucht!‹, dann kann ich nicht mehr widerstehen, und so sind zehn Taler hin.«
     
    »Das kommt nur davon, daß du dich langweilst«, meinte die Fürstin.
     
    »Natürlich, nur davon. Man langweilt sich so, daß man gar nicht weiß, was man anfangen soll.«
     
    »Wie kann man sich überhaupt nur langweilen, Fürst? Es gibt jetzt so viel Interessantes in Deutschland«, bemerkte Marja Jewgenjewna.
     
    »Aber ich kenne alles Interessante schon: die Suppe mit Backpflaumen kenne ich, und die Erbswurst kenne ich, alles kenne ich.«
     
    »Nein, aber das müssen Sie doch selbst sagen, Fürst, die gesamte Einrichtung des Lebens hier in Deutschland ist wirklich interessant«, sagte der Oberst.
     
    »Was ist denn daran interessant? Alle sind sie hier mit sich zufrieden wie ein Kupferdreier; sie haben alle ihre Gegner besiegt. Aber was habe ich denn für einen Grund zur Zufriedenheit? Ich habe niemanden besiegt; wohl aber muß ich mir hier die Stiefel allein ausziehen und sie obendrein noch selbst vor die Tür stellen. Am Morgen heißt es früh aufstehen, sich schleunigst anziehen und in den Speisesaal gehen, um scheußlich schlechten Tee zu trinken. Wie anders bei uns zu Hause! Man wacht auf, ohne sich damit im geringsten zu beeilen; dann ärgert man sich ein bißchen über irgend etwas; man brummt ein bißchen; dann sammelt man so allmählich seine Gedanken; man überlegt sich alles in Ruhe; man überhastet sich nicht.«
     
    »Aber Sie vergessen: Zeit ist Geld!« wandte der Oberst ein.
     
    »Ja, ja! Aber es kommt darauf an, was es für Zeit ist. Manche Zeit ist von der Art, daß man einen ganzen Monat davon gut und gern für einen halben Rubel hingeben möchte; und dann wieder manchmal ist einem eine halbe Stunde für alle Schätze der Welt nicht feil. Meinst du nicht auch, Katjenka? Was hast du denn? Du siehst ja so trübselig aus?«
     
    »Mir fehlt nichts.«
     
    »Wo wollen Sie denn schon hin? Bleiben Sie doch noch ein Weilchen!« wandte er sich an Warjenka.
     
    »Ich muß nach Hause«, antwortete Warjenka und stand auf; sie mußte immer noch von neuem lachen. Indessen zwang sie sich zu einer ruhigen Haltung, empfahl sich und ging in das Haus, um ihren Hut zu holen. Kitty begleitete sie. Sogar Warjenka erschien ihr jetzt als eine andere. Sie war zwar in ihren Augen nicht schlechter geworden; aber sie war jetzt doch eine andere als die, die sie früher in Kittys Vorstellung gewesen war.
     
    »Ach, ich habe schon seit langer Zeit nicht mehr so gelacht!« sagte Warjenka, indem sie ihren Sonnenschirm und ihr Täschchen zusammensuchte. »Wie nett Ihr Papa ist!«
     
    Kitty schwieg.
     
    »Wann sehen wir uns wieder?« fragte Warjenka.
     
    »Maman wollte nachher zu Petrows gehen. Werden Sie nicht auch da sein?« fragte Kitty, um Warjenka auszuhorchen.
     
    »Ja, ich werde da sein«, antwortete Warjenka. »Sie machen sich zur Abreise fertig, und da habe ich versprochen, ihnen beim Einpacken behilflich zu sein.«
     
    »Nun, dann will ich auch hinkommen.«
     
    »Ach, nicht doch, wozu denn das?«
     
    »Warum nicht? Warum nicht? Warum nicht?« rief Kitty mit weit geöffneten Augen und hielt Warjenka, um sie nicht wegzulassen, an ihrem Sonnenschirm fest. »Nein, warten Sie, warum nicht?«
     
    »Ach, ich meinte nur so. Ihr Papa ist doch

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