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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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hinanstieg, der so steil war, daß es auch ohne Sense nicht leicht gewesen wäre hinaufzukommen; aber er kam doch hinauf und verrichtete seine Arbeit ordnungsmäßig. Er hatte ein Gefühl, als ob irgendeine äußere Gewalt ihn in Bewegung setzte.
     

6
     
    D ie Maschkin-Höhe war gemäht, die letzten Reihen fertiggebracht; die Mäher zogen ihre Röcke an und machten sich fröhlich auf den Heimweg. Ljewin setzte sich auf sein Pferd, nahm mit Bedauern von den Bauern Abschied und ritt nach Hause. Vom Berge aus sah er sich noch einmal um: die Leute waren in dem Nebel, der sich aus der Niederung erhob, nicht mehr zu sehen; er hörte nur ihre munteren, derben Stimmen, ihr Lachen und den Klang der aneinanderstoßenden Sensen.
     
    Sergei Iwanowitsch hatte schon längst seine Mittagsmahlzeit beendet, trank auf seinem Zimmer Zitronenlimonade mit Eis und sah dabei die soeben von der Post gekommenen Zeitungen und Zeitschriften durch, als Ljewin zu ihm hereingestürzt kam. Aber wie sah Ljewin aus: die wirren Haare klebten ihm, feucht von Schweiß, an der Stirn; auch die Kleidung an Rücken und Brust war von Schweiß naß und dunkel. Sehr vergnügt rief er seinem Bruder zu:
     
    »Wir haben die ganze Wiese fertigbekommen! Ach, wie schön war das, ganz wundervoll! Und wie hast du den Tag verlebt?« Das gestrige unangenehme Gespräch hatte Ljewin vollständig vergessen.
     
    »Um des Himmels willen, wie siehst du aus!« rief Sergei Iwanowitsch und betrachtete im ersten Augenblick seinen Bruder mit lebhafter Mißbilligung. »Und die Tür, die Tür! Mach doch die Tür zu!« schrie er. »Du hast sicher ein ganzes Dutzend hereingelassen.«
     
    Sergei Iwanowitsch konnte die Fliegen nicht ausstehen; daher öffnete er in seinem Zimmer die Fenster nur des Nachts und hielt die Türen immer sorgsam geschlossen.
     
    »Gott bewahre! Nicht eine einzige! Und wenn ich wirklich welche hereingelassen haben sollte, so werde ich sie dir wieder wegfangen. Du glaubst gar nicht, was das für ein Genuß war! Na, und du, wie hast du denn den Tag verbracht?«
     
    »Oh, ganz gut. Aber hast du wirklich den ganzen Tag gemäht? Ich denke mir, du wirst hungrig sein wie ein Wolf. Dein Kusma hat alles für dich bereitgestellt.«
     
    »Nein, ich habe überhaupt keine Lust zu essen. Ich habe schon da draußen gegessen. Aber ich will gehen und mich waschen.«
     
    »Na, dann geh nur, geh nur; ich werde auch gleich zu dir ins Eßzimmer kommen«, sagte Sergei Iwanowitsch und sah seinen Bruder kopfschüttelnd an. »Geh doch, mach schnell!« fügte er lächelnd hinzu, packte seine Drucksachen zusammen und schickte sich auch seinerseits an, hinauszugehen. Er war selbst auf einmal so vergnügt geworden und mochte sich gar nicht von seinem Bruder trennen. »Aber wo bist du denn während des Regens gewesen?«
     
    »Ach, das war ja eigentlich gar kein Regen! Kaum getröpfelt hat es. Also ich komme sofort. Also du hast den Tag angenehm verbracht? Na, das ist ja prächtig!« Und Ljewin ging fort, um sich umzukleiden.
     
    Fünf Minuten darauf fanden sich die Brüder im Eßzimmer wieder zusammen. Ljewin glaubte zwar gar keinen Appetit zu haben und setzte sich nur, um Kusma nicht zu kränken, an den gedeckten Tisch; aber sobald er zu essen anfing, kamen ihm die Speisen ungewöhnlich schmackhaft vor. Sergei Iwanowitsch sah ihm lächelnd zu.
     
    »Ach ja, es ist auch ein Brief für dich da«, sagte er. »Kusma, bitte, hole ihn doch von unten herauf! Aber vergiß nicht, die Tür ordentlich zuzumachen.«
     
    Der Brief war von Oblonski. Ljewin las ihn laut vor. Oblonski schrieb aus Petersburg: »Ich habe einen Brief von Dolly erhalten; sie ist in Jerguschow und kann da gar nicht zurechtkommen. Bitte, fahre doch einmal zu ihr hin und unterstütze sie mit deinem Rate; du weißt ja mit all solchen Sachen Bescheid. Sie wird sich außerordentlich freuen, dich wiederzusehen. Sie ist da ganz allein, die Ärmste. Meine Schwiegermutter ist mit der übrigen Familie immer noch im Auslande.«
     
    »Das ist ja ausgezeichnet! Ich will auf jeden Fall zu ihr hinüberfahren«, sagte Ljewin. »Oder wir könnten auch beide zusammen hinfahren. Sie ist eine ganz prächtige Frau. Nicht wahr?«
     
    »Sie wohnt wohl nicht weit von hier?«
     
    »Etwa dreißig Werst. Es mögen auch vierzig sein. Aber ausgezeichneter Weg. Wir werden sehr gut fahren.«
     
    »Ich werde mit großem Vergnügen mitkommen«, erwiderte Sergei Iwanowitsch, noch immer lächelnd.
     
    Der Anblick seines jüngeren Bruders

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