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Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition)

Titel: Anna Karenina - Vollständige Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Tolstoi
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demande, qu'elle sorte. Qu'elle sorte!« 2 murmelte der Franzose, ohne die Augen zu öffnen.
     
    »Vous m'excuserez, mais vous voyez ...«, sagte die Gräfin Lydia Iwanowna zu Stepan Arkadjewitsch. »Revenez vers dix heures, encore mieux demain.« 3
     
    »Qu'elle sorte!« wiederholte der Franzose ungeduldig.
     
    »C'est moi, n'est-ce pas?« 4 fragte Stepan Arkadjewitsch. Er erhielt eine bejahende Antwort, und ohne mehr an das zu denken, worum er Lydia Iwanowna hatte bitten wollen, ohne mehr an die Angelegenheit seiner Schwester zu denken, nur von dem einen Verlangen getrieben, möglichst schnell von hier wegzukommen, verließ er auf den Fußspitzen das Zimmer, lief wie aus einem Pesthause auf die Straße hinaus und ließ sich mit dem Droschkenkutscher in eine längere scherzhafte Unterhaltung ein, um nur möglichst schnell erst wieder zu sich zu kommen.
     
    Im Französischen Theater, wo er gerade noch zum letzten Akt kam, und dann beim Champagner in einem Restaurant mit tatarischer Bedienung erholte er sich wieder einigermaßen; hier befand er sich doch wieder in einer Luft, in der er atmen konnte. Aber trotzdem war ihm diesen ganzen Abend über nicht recht wohl zumute.
     
    Bei seiner Rückkehr in die Wohnung Peter Oblonskis, bei dem er in Petersburg wohnte, fand er einen Brief von Betsy vor. Sie schrieb ihm, sie wünsche lebhaft, das begonnene Gespräch zu Ende zu führen, und bat ihn, sie morgen nochmals zu besuchen. Kaum hatte er diese Zeilen mit gerunzelter Stirn durchgelesen, als sich unten schwere Tritte von Männern hören ließen, die irgendwelche Last trugen.
     
    Stepan Arkadjewitsch ging hinaus, um nachzusehen. Es war der wieder jung gewordene Peter Oblonski. Er war so betrunken, daß er die Treppe nicht hinaufsteigen konnte; aber als er Stepan Arkadjewitsch erblickte, befahl er den Leuten, ihn auf die Beine zu stellen, klammerte sich an ihn fest und ging so mit seinem Gaste nach dessen Zimmer; dort fing er an, ihm zu erzählen, wie er den Abend verbracht habe, und schlief gleich dort ein.
     
    Stepan Arkadjewitsch war, was bei ihm nur selten vorkam, sehr niedergeschlagen und konnte lange nicht einschlafen. Alles, woran er nur dachte, war widerwärtig; aber als das Allerwiderwärtigste und geradezu als etwas Beschämendes stand unter seinen Erinnerungen dieser Abend bei der Gräfin Lydia Iwanowna da.
     
    Am anderen Tage empfing er von Alexei Alexandrowitsch dessen endgültige Weigerung, in die Scheidung von Anna zu willigen, und konnte nicht darüber in Zweifel sein, daß dieser Entschluß sich auf die Äußerungen gründete, die der Franzose gestern in seinem wirklichen oder verstellten Schlafe getan hatte.
     
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    1 (frz.) Mein Freund ... geben Sie ihm die Hand. Sehen Sie?
     
    2 (frz.) Die Person, die zuletzt gekommen ist, diejenige, die fragt, soll gehen. Soll gehen!
     
    3 (frz.) Sie werden mich entschuldigen, aber Sie sehen ... Kommen Sie gegen zehn Uhr wieder, besser noch morgen.
     
    4 (frz.) Ich bin gemeint, nicht wahr?
     

23
     
    W enn es im Familienleben zu irgendwelchem Unternehmen von Wichtigkeit kommen soll, so ist entweder völlige Zwietracht zwischen den Ehegatten oder liebevolles Einvernehmen erforderlich. Wenn jedoch weder das eine noch das andere vorliegt, sondern das wechselseitige Verhältnis der Ehegatten von unbestimmter Art ist, dann kann nichts zur Ausführung gelangen.
     
    Viele Familien bleiben ein Jahr nach dem andern an demselben Orte wohnen, obwohl er beiden Ehegatten zuwider geworden ist, lediglich deshalb, weil zwischen ihnen weder vollständige Zwietracht noch vollständiges Einvernehmen besteht.
     
    Das Moskauer Leben in Hitze und Staub, jetzt, wo die Sonne nicht mehr frühlingsmäßig, sondern recht sommerlich schien und alle Bäume auf den Straßen schon längst Blätter bekommen hatten und diese Blätter schon mit Staub bedeckt waren, dieses Leben fanden Wronski und Anna beide unerträglich; aber statt nach Wosdwischenskoje überzusiedeln, wie sie das schon längst beschlossen hatten, blieben sie immer länger in dem ihnen beiden zuwider gewordenen Moskau wohnen, weil eben in der letzten Zeit zwischen ihnen keine Eintracht herrschte.
     
    Die zwischen ihnen bestehende gereizte Stimmung hatte keine äußere Ursache, und alle Versuche einer gegenseitigen Aussprache dienten nicht zur Beseitigung dieser Stimmung, sondern im Gegenteil zu ihrer Verschärfung. Diese gereizte Stimmung kam von innen her und hatte bei Anna ihren Grund in dem Schwächerwerden seiner

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