Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna Karenina

Anna Karenina

Titel: Anna Karenina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
Vom Netzwerk:
jenes Erlenwäldchen und bis dicht an die Mühle heran. Dort, siehst du, da, wo die Bucht ist.
    Das ist die beste Stelle. Da habe ich einmal siebzehn Bekassinen geschossen. Wir wollen mit den beiden Hunden nach
    verschiedenen Richtungen auseinandergehen und dort bei der Mühle wieder zusammentreffen.«
    »Na ja, wer soll denn nun rechts gehen und wer links?« fragte Stepan Arkadjewitsch. »Rechts ist der Sumpf
    breiter; geht ihr beide da, und ich werde links gehen«, sagte er scheinbar so leichthin.
    »Vorzüglich! Wir wollen ihn mit unserer Jagdbeute gehörig ausstechen. Na, kommen Sie, kommen Sie, kommen Sie!«
    stimmte Wasenka seinem Vorschlag bei.
    Ljewin konnte nicht nein sagen. Bevor sie sich trennten, mußten sie noch eine kurze Strecke zusammenbleiben.
    Kaum hatten sie den Sumpf betreten, als die beiden Hunde gleichzeitig zu suchen anfingen und nach einigen
    rostbraunen Wasserlachen strebten. Ljewin kannte Laskas vorsichtige, unbestimmte Art zu suchen; er kannte auch die
    Stelle und machte sich auf einen ganzen Schwarm Bekassinen gefaßt.
    »Weslowski, halten Sie sich neben mir, immer neben mir!« flüsterte er seinem Gefährten zu, der hinter ihm her
    durch das Wasser patschte; denn nach dem unvermuteten Schuß beim Kolpenskischen Sumpfe interessierte sich Ljewin
    unwillkürlich für die Richtung von Weslowskis Flinte.
    »Nein, nein, ich möchte Sie nicht stören; bitte, denken Sie gar nicht an mich.«
    Aber unwillkürlich dachte Ljewin doch an ihn und erinnerte sich an das, was ihm Kitty beim Abschied gesagt
    hatte: ›Nehmt euch nur in acht, daß ihr nicht einer den andern totschießt.‹ Näher und näher kamen die Hunde,
    einander ausweichend und jeder seinen Strich verfolgend. Die Spannung auf das Erscheinen der Bekassinen war bei
    Ljewin so stark, daß ihm das Schmatzen seines Stiefelabsatzes, wenn er ihn aus dem Morast herauszog, wie der Schrei
    einer Bekassine klang und er jedesmal nach dem Kolben seines Gewehres griff und ihn fest in die Hand drückte.
    Piff! Paff! ertönte es über seinem Ohr. Wasenka hatte auf einen Schwarm Enten geschossen, der über dem Sumpf
    kreiste und in diesem Augenblick, aber noch weit außer Schußweite, auf die Jäger zugeflogen kam. Ljewin hatte noch
    nicht Zeit gehabt, danach zu blicken, als eine Bekassine schmatzte, dann eine zweite, eine dritte; und so flogen
    noch etwa acht Stück eine nach der anderen auf.
    Stepan Arkadjewitsch traf eine gerade in dem Augenblick, als sie sich anschickte, ihre Zickzacklinien zu
    beginnen, und die Bekassine fiel wie ein Klümpchen in den Morast. Ohne Hast zielte er dann nach einer zweiten, die
    noch niedrig nach dem hohen Riedgras hin flog, und zugleich mit dem Knall des Schusses fiel auch diese Bekassine
    herunter, und man konnte sehen, wie sie aus dem gemähten Ried aufhüpfte und mit dem einen unverletzt gebliebenen,
    auf der Unterseite weißen Flügel um sich schlug.
    Ljewin hatte nicht soviel Glück; er schoß auf die erste Bekassine aus zu großer Nähe und fehlte sie; dann legte
    er auf sie an, als sie bereits anfing aufzusteigen; aber in diesem Augenblick flog noch eine ihm dicht vor den
    Füßen auf und beirrte ihn, und er tat einen zweiten Fehlschuß.
    Während sie die Flinten von neuem luden, flog noch eine Bekassine auf, und Weslowski, der schon mit dem Laden
    fertig war, schickte noch zwei Ladungen feines Schrot ins Wasser. Stepan Arkadjewitsch suchte seine Bekassinen
    zusammen und blickte Ljewin mit freudestrahlenden Augen an.
    »Nun, dann wollen wir uns jetzt trennen«, sagte Stepan Arkadjewitsch, pfiff seinem Hunde und ging, mit dem
    linken Bein ein wenig hinkend und das Gewehr bereithaltend, nach der einen Seite. Ljewin und Weslowski gingen nach
    der andern.
    Es ging Ljewin immer so: wenn ihm die ersten Schüsse mißglückt waren, wurde er hitzig, ärgerte sich und schoß
    den ganzen Tag schlecht. So war es auch an diesem Tage. Bekassinen wurden in großer Menge sichtbar. Vor dem Hunde
    und vor den Füßen der beiden Jäger flogen sie unaufhörlich auf, und Ljewin hätte die Möglichkeit gehabt, den üblen
    Anfang wiedergutzumachen; aber je mehr er schoß, um so mehr blamierte er sich vor Weslowski, der in Schußweite und
    außer Schußweite lustig drauflos feuerte, nichts traf und sich in keiner Weise dadurch in Aufregung versetzen ließ.
    Ljewin überhastete sich, zielte nicht ordentlich, wurde immer hitziger und kam bald so weit, daß er, wenn er schoß,
    kaum noch hoffte, daß er etwas treffen werde. Auch Laska

Weitere Kostenlose Bücher