Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin
fernhält.
Das Festnetztelefon klingelt, und ich schaue nach der Anrufernummer, dann auf die Uhr. Verflixt.
Ich reiße den Hörer an mich. »Tut mir leid, Mom. Ich habe nicht auf die Zeit geachtet. Bin schon unterwegs.«
Sie lacht. »Gut. Wir sind hier schon ganz schwindelig vor Aufregung. Unser Leben wird sich völlig verändern. Dein Leben wird sich verändern. Beeil dich, Anna. Wir warten auf dich.«
Schwindelig vor Aufregung? Mein Leben verändern? Meine Mutter neigt eigentlich nicht zur Übertreibung, aber sie hört sich an wie die Moderatorin eines Teleshopping-Senders. Lauert ein grässlich gestylter Typ mit mieser Frisur und b rei tem Grinsen vor u nserer Haustür, ein Bündel Luft ballons und einen vergrößerten Papp-Scheck in den Händen?
»Ihr habt doch nicht bei irgendeinem Gewinnspiel mitgemacht, oder?«
Wieder dieses silbrig helle Lachen. »Besser. Aber mehr sage ich dir nicht. Du musst schon nach Hause kommen. Sofort.«
»Okay. Bin unter .... «
Aber sie hat bereits aufgelegt. Merkwürdig, sehr merkwürdig.
Kapitel 23
Mom, Dad und Trish drängen aus der Haustür und stürzen sich die Vordertreppe hinunter wie eine Horde Lemminge. Ich bin kaum aus dem Auto gestiegen, da haben sie mich schon umringt. Sie knistern vor Aufregung. Ich kann es tatsächlich auf der Haut spüren. Kleine elektrische Schläge, wie an einem statisch aufgeladenen Lichtschalter.
»Langsam.« Ich hebe beide Hände. »Was ist denn los?«
Mom erholt sich als Erste. Sie legt einen Arm um Trishs Schultern. »Anna, du wirst nicht glauben, was heute passiert ist.«
»Ein Anwalt war da«, wirft Trish ein, die wie ein aufgeregter Welpe herumhüpft.
»Mit großen Neuigkeiten«, fügt Dad hinzu.
»Aus Frankreich«, steuert Mom bei.
»Wir werden da wohnen«, sagt Trish. »Wir alle.«
»In einem Château«, sagt Dad.
»Ach, Anna«, sprudelt meine Mutter begeistert hervor. »Es ist ja so wunderbar. Wir haben ein Weingut geerbt.«
Ein Weingut?
Es dauert eine Weile, aber schließlich schaffe ich es, meine Familie zusammenzutreiben und die Stufen hinauf ins Haus zu bugsieren. Sie reden ununterbrochen auf mich ein, alle drei auf einmal. Ich habe meine Eltern noch nie so lebhaft gesehen. Und Trish? Sie hüpft buchstäblich neben uns her.
Ich scheuche sie zum Sofa und hebe die Hand. »Hinsetzen.« Sie setzen sich, schwatzen aber weiter durcheinander wie aufgebrachte Eichhörnchen. »Ruhe.«
Das Geplapper erstirbt, und ich starre in drei glühende Gesichter, strahlend vor Vorfreude und Spannung. Sie warten darauf, dass ich Fragen stelle. Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll. »Ihr habt gesagt, dass ein Anwalt hier war? Heute?«
Sie wechseln Blicke, und dann sehen Dad und Trish Mom an, womit sie sie zur offiziellen Sprecherin erklären. Sie holt tief Luft und fängt an.
»Ja. Er war gestern schon bei mir in der Schule. Hat mir ein paar Fragen gestellt. Hauptsächlich über meine Großmutter und ihre Seite der Familie. Ich habe ihm gesagt, dass sie gestorben ist, als ich noch klein war, und dass ich nur vage Erinnerungen an sie habe. Ich habe ihm ihren Mädchennamen und Geburtsort genannt. Er hat nach meiner Mutter gefragt. Ich habe ihm erklärt, dass sie vor vielen Jahren gestorben ist und wir, soweit ich weiß, auf dieser Seite der Familie keine lebenden Verwandten mehr haben. Er hat um einen Termin für ein Gespräch mit deinem Vater und mir gebeten, für heute Vormittag. Er hat gesagt, er müsse erst noch ein paar Einzelheiten überprüfen, sei aber ziemlich sicher, dass er gute Neuigkeiten für uns haben würde, wenn wir uns wiedersehen.«
Sie kann nicht mehr still sitzen, springt auf und läuft hin und her. »Also, heute Morgen war er hier und hat uns eine dicke Akte präsentiert. Er ist ein Dokument nach dem anderen durchgegangen. Da waren Geburts - und Sterbeurkunden, ein Stamm-baum der Familie, Fotos von meiner Großmutter und ihrer Mutter, die vor fast einem Jahrhundert entstanden sind. In Frankreich. Es gibt da ein Testament. Das Testament eines Großonkels, von dem ich nicht einmal wusste. Eines Großonkels, der große Ländereien in Frankreich besaß, darunter auch ein Weingut, das noch in Betrieb ist. Eines Großonkels, der offenbar sonst keine lebenden Verwandten mehr hat, die sein Erbe antreten könnten.«
Sie bleibt stehen und dreht sich zu mir um, und wieder trägt sie ein absolut glückliches Lächeln auf dem Gesicht. »Warte nur, bis du die Fotos siehst.
Es ist unglaublich schön. Auf dem Gut gibt es ein
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