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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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werden. Wenn er das nicht tut, wird sie sterben und er möglicherweise auf einen anderen Wirt überspringen.«
    Ich brauche einen Moment, um zu verarbeiten, was er gesagt hat. »In dem Buch steht, dass man den Vampir exorzieren kann. Wie?«
    »Diese Magie ist verlorengegangen. Das ist vermutlich auch besser so, denn sie müsste sehr machtvoll, schwarz und schwer zu bewirken sein. Es gäbe sicher entsetzliche Rückwirkungen auf denjenigen, der den Zauber ausführt, womöglich tödliche Rückwirkungen. Exorzismus kommt nicht in Frage.«
    Damit bleibt nur eine Möglichkeit. »Sandras Talisman zu finden ist also der einzige Weg, ihn aufzuhalten.« Freys Schweigen bestätigt meine Vermutung. »Dann weiß ich ja, was ich zu tun habe, nicht wahr?«
    Frey lässt einen Herzschlag verstreichen, ehe er sagt: »Da ist noch etwas, das du wissen solltest. Etwas, das nicht in dem Buch steht.«
    »Es gefällt mir nicht, wie sich das anhört. Also?«
    »Im Lauf der Jahre hat sich die Physiologie der Vampire nicht verändert. Durch Anpassung ist es euch möglich, bei Tageslicht herumzulaufen, aber die meisten Sachen sind noch so, wie sie zu Anfang waren. Euer Körper nimmt Nährstoffe aus getrunkenem Blut ohne Hilfe eines Verdauungssystems auf, ihr habt übernatürliche Kraft und Geschicklichkeit und geschärfte Sinne, und gewöhnliche, sterbliche Krankheiten können euch nichts anhaben. Aber es gibt einen einzigen Stoff, mit dem man einen Vampir ernsthaft vergiften kann, und wenn er einmal damit infiziert ist, gibt es keine Heilung.«
    »Warum erzählst du mir das jetzt?«
    »Weil du das wissen musst, ehe du der Werwölfin wieder gegenübertrittst. Es gibt nur einen einzigen Weg, auf dem das Gift übertragen wird. Durch den Biss eines Werwolfs.«
    Ich bin auf die Dachterrasse vor meinem Schlafzimmer getreten und schaue zu, wie der kalte Dezembermorgen sich über dem Meer ausbreitet. Freys Worte hallen in meinem Kopf nach und lösen zwei verschiedene Emotionen aus, sobald mir die ganze Tragweite dieser Neuigkeit klar wird.
    Die erste Emotion ist Wut. Ein großer Teil meiner Anpassung an das neue Dasein als Vampir wurde auf dem Amboss der Wut geschmiedet und geformt. Ihr Brennen ist vertraut, beinahe beruhigend. Ich habe mich daran gewöhnt. Aber das zweite Gefühl, Enttäuschung, ist viel schmerzlicher. Dass Frey mir etwas so Wichtiges verschwiegen hat, ist mir unbegreiflich. Als ich zu sprechen versuche, steigt mir die Bitterkeit als Kloß in die Kehle, und ich bringe kein Wort heraus.
    »Anna?« Freys Stimme klingt sanft, fragend.
    Mein erster Impuls ist, einfach aufzulegen. Stattdessen schlucke ich schwer und würge hervor: »Warum hast du mir das nicht vorher gesagt? Als du mir das Buch gegeben hast, beispielsweise?«
    Kurze Pause. »Du hast mir erzählt, du hättest etwas Geschäftliches mit einem Werwolf zu besprechen. Ich dachte, wenn du das Buch erst gelesen hättest, würdest du es dir anders überlegen und dich nicht auf Geschäfte mit Werwesen einlassen. Du hast mir nicht gesagt, dass es um eine persönliche Sache ging. Du hast mir nicht erzählt, dass dieses Werwesen auf Rache aus ist. Ich hätte es dir trotzdem sagen sollen. Es tut mir leid.«
    Eine tröstliche Woge aufsteigender Wut verschluckt die Enttäuschung. »Du hättest es mir sagen sollen? Ein Werwolfbiss ist tödlich für einen Vampir. Warum zum Teufel steht das nicht in deinem Buch?«
    »Das ist eine recht neue Entwicklung«, sagt er und zieht sich aus lauter Schuldbewusstsein auf einen lehrerhaften Tonfall zurück. »Diese Pathologie hat sich erst in den letzten circa hundert Jahren herausgebildet. Das Buch wurde im sechzehnten Jahrhundert geschrieben.«
    »Weiß Williams von diesem Gift?«
    Ein Zögern. »Ich weiß es nicht.«
    Aber das Zögern hat ihn verraten. »Ein Vampir, der so alt ist wie Williams? Wie stehen die Chancen, dass er das nicht wüsste?«
    Frey lässt sich nicht aus der Reserve locken. Er spürt offenbar, worauf ich hinaus will, denn er fügt hinzu: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Williams dich jemals absichtlich in Gefahr bringen würde. Was auch immer er getan hat, er wollte nur dein Bestes.«
    Mein Bestes? Das Beste für mich als Mensch oder als Vampirin? Er hat so einiges getan, was definitiv nicht im Interesse der menschlichen Anna lag. Deswegen, und wegen seiner Arroganz, glaube ich manchmal nicht, dass Williams ein Herz hat.
    Und ich glaube nicht ganz, dass Frey die Wahrheit sagt.
    Ich höre Freys leisen Atem am anderen Ende der

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