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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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tapst auf nackten Füßen mit einem knappen »Er ist nicht da« vor mir davon.
    Ich habe schon weniger herzliche Einladungen angenommen, also betrete ich das Haus und folge ihr. Sie geht zum Tisch im Esszimmer. Dass sie Studentin ist, beweist das aufgeschlagene Chemie-Lehrbuch, das auf einem Notebook neben einer Schüssel Coco Pops liegt. Sie setzt sich, blättert eine Seite in dem Lehrbuch um, isst einen Löffel Coco Pops und ignoriert mich.
    Ich warte. Die nächste Seite, der nächste Löffel. Schließlich breche ich das starre Schweigen. »Wo ist Ortiz?«
    Sie blickt nicht auf. »Ich habe dir doch gesagt, dass er nicht da ist.«
    »Okay. Wo ist er denn hin?«
    »Zur Arbeit. Vor zehn Minuten.«
    »Wer hat ihn abgeholt?«
    Endlich eine Frage, die mehr als eine einsilbige, gelangweilte Antwort provoziert. Sie dreht den Kopf und starrt mich an. »Warum sollte ihn jemand abholen?«
    Ich weise mit dem Daumen zur Haustür. »Weil das Garagentor offen steht und sein Auto noch da ist…«
    Sie springt auf und läuft zur Tür. Diese Reaktion lässt bei mir die Alarmglocken schrillen. Als wir draußen ankommen, schlägt sie beide Hände vor den Mund und keucht. »O Gott – ich habe ein komisches Geräusch gehört, aber ich dachte…«
    Ich ziehe ihr die Hände vom Mund. »Was für ein Geräusch?«
    Sie weint. »Einen Knall. Direkt nachdem Mario aus dem Haus gegangen ist. Ich habe nicht nachgeschaut. Ich war noch böse auf ihn…«
    Sie betritt die Garage, doch ich bin vor ihr drin. Die Türen seines Autos sind geschlossen, aber nicht verriegelt. Ich öffne die Beifahrertür und schaue hinein. Ortiz’ Mappe, die Ledermappe, die er letzte Nacht dabeihatte, liegt auf dem Sitz. Der Reißverschluss ist offen, die Mappe aufgeklappt. Und leer.
    Ich schaffe Brooke zurück ins Haus und rufe Williams an. Er kommt sofort. Wir beruhigen Brooke und reden ihr ein, das sei alles nur ein dummes Missverständnis und irgendeiner von Ortiz’ Kumpels müsse ihn abgeholt haben. Als sie ihn auf dem Handy anruft, wird auch sie direkt an die Mailbox weitergeleitet. Das muss nichts Schlimmes heißen, sagt sie, denn er schaltet oft das Handy aus, während er sich für den Dienst fertig macht.
    Ihre Tränen sind getrocknet, ihre Ängste zumindest vorübergehend besänftigt. Wir fragen sie, ob sie heute Kurse hat. Sie sagt ja. Wir überreden sie, zur Uni zu gehen, und versprechen, ihr Bescheid zu sagen, sobald wir Ortiz erreicht haben. Sie geht ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
    Williams stößt den angehaltenen Atem aus. »Himmel. Sie hat Ortiz erwischt.«
    Am liebsten hätte ich den Kopf gegen die Wand geschlagen. »Ich hätte diese Akte nicht mitnehmen dürfen. Ich hätte sie kopieren müssen. So habe ich Burke wissen lassen, dass wir sie mit Eternal Youth in Verbindung bringen können. Wird sie denn jede einzelne ihrer Versuchspersonen umbringen? Warum? Doch sicher nicht, um sich an mir zu rächen.«
    Williams schüttelt den Kopf. »Vielleicht wissen wir mehr, wenn wir die Analyse des Produkts vorliegen haben. Ich habe es auf dem Weg hierher im Labor abgegeben. In etwa drei Stunden müssten wir von denen hören.«
    »So lange kann ich nicht warten. Ich fahre zur Fabrik. Da waren noch mehr Personalakten, in denen ich die Adresse der Rezeptionistin finden könnte.« Wenn Burke die nicht auch vernichtet hat. Ich reibe mir die Augen, als könnte ich damit auch diesen Gedanken entfernen, und blicke zu Williams auf.
    »Wohin gehst du jetzt? Ich rufe dich an, sobald ich diese Empfangsdame ausfindig gemacht habe.«
    »Ich gehe in den Park. Ich rufe die Hexen zusammen, sie sollen gleich mit einem neuen Lokalisierungszauber anfangen.« Er blickt zum Haus hinüber. »Ich gebe Brooke meine Handynummer und benachrichtige sie, sobald wir Ortiz erreichen.«
    Seine Stimme klingt leiser und heiserer, als ich sie je zuvor gehört habe. Er ist aufrichtig um Ortiz besorgt. Vielleicht besteht doch noch Hoffnung für Williams.
    Kapitel 25
    Dies scheint der Morgen der Überraschungen zu sein. Diesmal schaue ich von meinem Ausguck auf der Durchgangsstraße hinunter, und selbst der Wagen der Sicherheitsfirma ist weg. Natürlich könnte einer der Wachleute den anderen hiergelassen haben, um schnell Kaffee zu holen, aber immerhin eröffnet mir das eine Möglichkeit.
    Ein Wachmann, mit oder ohne den Hund, ist besser als zwei. Ich gehe zur Laderampe. Das Gelände ist immer noch verlassen. Ein unheimlicher Unterschied zu meinem Besuch gestern, als der Parkplatz voll war

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