Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
Distanziere dich von Eternal Youth, ehe es zu spät ist.« Einen Moment lang herrscht Schweigen, und ich glaube, Gloria denkt über meine Worte nach. Ich wappne mich für die Fragen, die gleich auf mich herabprasseln werden.
»Ach, Anna«, sagt sie schließlich. »Du bist immer noch neidisch auf mich. Das ist ja so kindisch.« Die Verbindung bricht ab, und ich sitze da und starre mit offenem Mund das Telefon an. Sieht Gloria ähnlich, Besorgnis als Neid zu interpretieren.
Ich werfe das Handy auf den Beifahrersitz, dann lächle ich. Ich habe versucht, dich zu warnen, Gloria. Gib mir nicht die Schuld daran, wenn dich diese Eternal-Youth-Geschichte richtig in den Hintern beißt.
Kapitel 24
Dass Gloria meinen Rat zurückweist, überrascht mich nicht. Ich bin nur froh, dass ich ihr den Wind aus den Segeln nehmen konnte, was David angeht.
Okay, ich habe gelogen; er ist natürlich nicht mit seiner Immobilienmaklerin verlobt. Und das wird sie vermutlich noch herausfinden, aber es hat sie wenigstens für eine Minute zum Schweigen gebracht.
Ein winzig kleiner Sieg. Leider habe ich nichts Neues über Tremaine in Erfahrung gebracht. Überraschend finde ich allerdings, was ich feststelle, als ich bei der Fabrikhalle ankomme, meinem nächsten Ziel: Der Parkplatz ist leer.
Ich halte vor der Tür und sehe mich um. Meine kurze Befriedigung weicht der Besorgnis. Das kann kein gutes Zeichen sein. Ich steige aus, schließe leise die Wagentür und gehe zum Eingang. Der Empfangsbereich ist dunkel. Ich gehe um das Gebäude herum. Neben der Laderampe steht ein einziges Auto, ein neuerer Ford. Auf den Seiten und dem Kofferraum kleben Schilder mit der Aufschrift »Nelson Security Services« und einer Telefonnummer über einem Firmenlogo.
Hat Burke etwa nach meinem Einbruch einen Sicherheitsdienst angeheuert? Aber bestimmt hätte sie wegen einer fehlenden Akte nicht gleich die Produktion eingestellt. Ich gehe wieder zum Haupteingang und klopfe an die Tür. Nach etwa dreißig Sekunden erscheinen zwei bewaffnete Wachmänner aus dem hinteren Flur. Einer führt einen Hund, natürlich wieder einen Deutschen Schäferhund, an einer kurzen Leine.
Der Wachmann mit dem Hund kommt an die Tür. Durch das Glas ruft er: »Geschlossen.« Er ist klein, hat schwere Augenlider und sieht gemein aus. Ebenso der Hund, der mich mit gebleckten Zähnen und Sabber an den Lefzen beäugt.
»Wo sind denn alle?«, frage ich.
Er zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Kommen Sie morgen noch mal. Dann soll hier wieder geöffnet sein.«
Er wendet sich ab und geht zu seinem Kollegen zurück. Beide beobachten mich mit schmalen Augen. Scheiße. Jetzt hat sie schon Wachleute. Und auch noch mit einem Hund. Ich steige in mein Auto. Ich muss diese Rezeptionistin finden. Ich will nicht einfach die Tür aufbrechen und die Wachen niederringen (samt dem Hund), aber ich fürchte, mir könnte nichts anderes übrig bleiben. Bis mir etwas einfällt.
Die Empfangsdame benutzt Eternal Youth. Ist sie eine der Testpersonen? Wenn ja, dann müsste sie in der Akte sein, die ich Ortiz gegeben habe. Sämtliche Kontaktdaten stehen auf den Formularen. Als ich versuche, Ortiz anzurufen, lande ich auf der Mailbox.
Ich kann nichts anderes tun, als nach Chula Vista zurückzufahren. Selbst wenn Ortiz schon zur Arbeit gefahren ist, hat er die Akte wahrscheinlich zu Hause gelassen. Burke ist noch nicht offiziell eine Verdächtige für den Mord an diesen beiden Frauen. Ich werde eben die süße Brooke mit meinem Charme dazu bringen müssen, mich einen Blick in die Akte werfen zu lassen.
Als ich diesmal vor dem Haus halte, ist Ortiz’ Garagentor offen. Zwei Autos stehen darin. Eines gehört ihm – ich erkenne seinen Navigator –, und das andere ist ein knallroter Miata mit einem Aufkleber der San Diego State University. Brooke studiert wahrscheinlich noch. Ortiz, du bist ein Hund. Zumindest ist mein Timing gut. Ich möchte lieber mit Ortiz sprechen als mit seiner schmollenden Freundin.
Und es steht kein anderes Auto vor dem Haus. Ich kann also annehmen, dass Edie schon weg ist, und auch das ist eine Erleichterung. Ich weiß nicht, ob Vampire richtig erröten können, aber ich habe das scheußliche Gefühl, dass ich das herausfinden würde, wenn ich sie je wiedersähe.
Brooke öffnet auf mein Klingeln hin die Tür. Sie kommt wohl gerade aus der Dusche, denn ihr Haar ist nass, und sie trägt wieder Joggingklamotten. Sie sagt nicht einmal Hallo, als sie mich sieht, sondern dreht sich um und
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