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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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angespannt, das Gewicht ist gleichmäßig auf beide Beine verteilt, als mache sie sich bereit, einen Angriff abzuwehren. Ich kann nicht verstehen, was sie sagt, und sehe auch sonst niemanden da drin.
    Telefoniert sie vielleicht?
    Wieder finden meine Finger wie von selbst zu dem Amulett um meinen Hals. Nichts. Kein warnendes Aufflackern. Wer auch immer diese Frau sein mag, sie ist nicht Burke, und offenbar ist Burke auch nicht in der Nähe. Ich weiß nicht recht, ob ich enttäuscht oder dankbar sein soll. Doch die Erkenntnis treibt mich immerhin zum Handeln. Mir bleiben noch etwa zehn Minuten, bis Turnbull Williams anruft. Ich stelle mich vor die Tür und klopfe an.
    Die Frau zuckt erschrocken zusammen und wirbelt herum. Sie tritt ins Licht. Ich starre eine der schönsten Frauen an, die ich je gesehen habe. Sie ist keine Schönheit im traditionellen Sinne. Ihr Haar wirkt windzerzaust, als wäre sie gerade erst von draußen gekommen, und ihre Züge sind alles andere als perfekt ebenmäßig. Aber sie hat so ein Leuchten an sich, eine natürliche Schönheit, die von innen ausstrahlt. Sie ist fesselnd, magnetisch, beinahe hypnotisierend.
    Turnbull hat gesagt, sie sei möglicherweise eine Hexe. Also ist das vermutlich Magie.
    Ich schüttele das gebannte Staunen ab und betrachte sie mit eher nüchternem Blick. Sie ist nicht besonders groß, vielleicht etwas über eins sechzig, aber gut gebaut und schlank. Sie trägt eine Jeans, eine hellgelbe Bluse mit offenem Kragen und Reitstiefel. Ihr Haar ist schulterlang, dunkel und glatt, und es umrahmt blaue Augen mit dichten Wimpern und volle Lippen.
    Im Moment allerdings sind die Mundwinkel herabgezogen. Sie kommt zur Tür und reißt sie auf. »Ja?«
    »Sind Sie Sophie Deveraux?«
    Sie starrt mich an. »Wer sind Sie? Wie sind Sie hier hereingekommen?« Aus der Nähe erkenne ich, dass sie höchstens zwanzig Jahre alt sein kann, doch ich spüre deutlich die Ausstrahlung einer alten Seele. Sie besitzt eine geistige Reife, die sie älter wirken lässt, als sie tatsächlich ist.
    Bei dem Gedanken durchfährt mich ein Schaudern. Mist. Ist sie etwa eine von Burkes Kundinnen? Stand ihre Telefonnummer nur deshalb in der Akte? »Kennen Sie Simone Tremaine?«
    Die Stirn runzelt sich noch tiefer, der Blick wird strenger. »Warum fragen Sie?«
    »Hören Sie, Ms. Deveraux, Sie müssen schon mit mir sprechen. Falls sie eine Kundin von Tremaine sind, schweben Sie in großer Gefahr. Das Produkt, das Sie benutzt haben, hat ein paar hässliche Nebenwirkungen. Ich kann Ihnen helfen, aber Sie müssen mir sagen, ob Sie wissen, wo sie ist.«
    Eine subtile Veränderung geht an ihr vor. Sie wird irgendwie still. Sie wendet sich von mir ab und bleibt erst mitten im Raum stehen. Ich folge ihr auf den Fersen. »Bitte. Sie sind nicht die Einzige, die in Gefahr ist. Tremaines Produkt hat bereits drei Frauen das Leben gekostet, womöglich sogar noch mehr. Sie ist eine Bestie. Wenn Sie wissen, wo sie sich versteckt hält, müssen Sie es mir sagen.«
    »Nur drei?«
    Sie sagt das so leise, dass ich mich zu ihr vorbeuge. »Wie bitte?«
    Sie wendet sich mir zu. »Nur drei Tote? Sie meinen doch menschliche Tote, oder? Aber es hat auch andere gegeben, nicht wahr?«
    Die Frage klingt, als wüsste sie die Antwort schon. »Ja. Zwölf.«
    »Vampire? Wie Sie?«
    Ihre Direktheit erschreckt mich zunächst, doch dann gebe ich ebenso offen zurück: »Ja. Sie hat sie gequält und getötet. Sie hat sie ausgeblutet. Wissen Sie, warum?«
    Ich bemerke eine weitere Veränderung. Sie ist nicht offensichtlich, aber die Schultern sinken ein wenig herab, und ihre steifen Lippen werden weicher. Resignation? Sie wendet den Blick ab. »Für die Creme.« Ich berühre ihre Wange. »Für die Magie, die Sie von – was? – von einer Hausfrau mittleren Alters in diese Schönheit verwandelt hat. War es das wert?«
    Nun tut Sophie Deveraux das, womit ich als Letztes gerechnet hätte. Sie sinkt auf einen Sessel nieder und bricht in Tränen aus. Ich trete vor sie hin und hebe mit einer Hand sacht ihr Kinn an. »Ich weiß, dass Sie eine Hexe sind. Ich weiß, dass Sie die Creme auch benutzt haben. Ich muss Simone Tremaine finden. Ich bin wirklich verzweifelt. Meinen Sie, Sie könnten mir dabei helfen? Vielleicht kennen Sie irgendetwas, das es mir möglich machen könnte, sie aufzuspüren? Irgendeine Art übernatürliche… Markierung, die wir nutzen können, um sie zu finden?«
    Sie nickt zaghaft, während ihr immer neue Tränen in die Augen steigen.

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