Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
Ego Jonathan Deveraux gesprochen.«
Kapitel 43
Instinktive Alarmbereitschaft verschluckt meinen Zorn. Hundert Fragen schießen mir durch den Kopf. Wegen Sandra und Avery sträubt sich mir schon beim Gedanken an die wichtigste das Haar im Nacken. »Hat er Sie gewaltsam übernommen? Sind Sie gegen Ihren Willen von ihm besessen?«
Sie lächelt langsam und traurig. »Ich wünschte, das könnte ich mit Ja beantworten.« Sie seufzt. »Aber das wäre gelogen. Ich selbst habe mir das angetan.«
»Wie?«
»Neugier und Eitelkeit. Eine gefährliche Mischung.« Ich verstehe das nicht. Lügt sie, um sich zu schützen? Kann dieser Jonathan Deveraux ihr weh tun, so wie Avery damals Sandra? Nur, wenn ich auch mir selbst damit weh tun wollte. Ich habe schon eine Menge seltsamer Dinge erlebt, seit ich zum Vampir wurde. Dieses junge Mädchen mit zwei völlig verschiedenen Stimmen sprechen zu hören, gehört zu den unheimlichsten meiner Erlebnisse.
So jung ist sie nicht , sagt Deveraux mit einem leisen Kichern. Nur zu, Sophie, erzähl Anna die ganze Geschichte. Sophie steht auf, geht auf und ab, bleibt stehen und wendet sich wieder mir zu. »Eigentlich war es nur ein Experiment«, sagt sie. »Ich bin eine Hexe. Mein Geld verdiene ich – verdiente ich – mit einem Partyservice für die übernatürliche Gemeinschaft. Ich hatte ein gutes Leben. Ich hätte damit zufrieden sein sollen.«
Sie kommt zurück und sinkt auf den Sessel neben mir nieder. »Vor ein paar Monaten gab es auf einer Geburtstagsparty, Jonathans Geburtstagsparty, einen Unfall.«
Das war kein Unfall , wirft Deveraux knurrend ein.
Sophie nickt. »Er hat recht. Es hat sich herausgestellt, dass es kein Unfall war. Seine Frau hat ihn ermordet – sie hat ihn mit den Kerzen auf seiner Geburtstagstorte in Brand gesteckt. Als ich dann aufputzen sollte, was… was übrig war, da bin ich auf eine Idee gekommen. Ich habe schon immer gern mit Kosmetik herumgespielt. Alles selbst gemacht. Ich habe davon geträumt, meine eigene Kosmetikfirma zu gründen. Als ich daran dachte, was Jonathan passiert war, und seine Asche berührt habe, ist mir etwas eingefallen. Ich dachte, wenn ich etwas von seiner Asche in eine Gesichtscreme gebe, könnte das der Durchbruch sein, um endlich meine eigene Kosmetiklinie herauszubringen.«
»Wussten Sie denn, ob die Asche irgendwelche Kräfte enthielt?«
»Nein. Das war pure Verzweiflung. Ich hatte mein Leben satt. Ich wollte jung sein und schön. Ich wollte Abenteuer und Romantik. Alles, was ich nie hatte.«
»Also, wie alt sind Sie wirklich?«
Sie wendet den Blick ab. »Achtzig«, antwortet sie leise. »Nicht sehr alt für eine Hexe, aber definitiv über die Lebensmitte hinaus.«
»Achtzig?« Burke steht mir plötzlich vor Augen. »Und Ihre Schwester? Wie alt ist sie?«
»Belinda ist zehn Jahre älter als ich. Sie ist neunzig.«
Ich schüttele den Kopf. »Das kann nicht sein. Sie haben behauptet, das sei vor ein paar Monaten passiert. Ich habe Burke aber schon vorher gesehen. Da sah sie aus wie dreißig. Wie macht sie das?«
Sophie zuckt mit den Schultern. »Magie«, sagt sie. »Sie haben doch gesehen, dass sie sich durch einen Zauber in Simone Tremaine verwandelt hat. Sie kann jedes Alter und jedes Aussehen annehmen, das sie will. Sie ist sehr mächtig.«
»Warum haben Sie es dann nicht genauso gemacht?«
»Eine Veränderung der äußeren Erscheinung aufrechtzuerhalten kostet große, dauerhafte Anstrengung. Ich will meine Kraft für positivere Dinge benutzen.« Sie berichtigt sich. »Zumindest habe ich früher meine Kraft für positive Dinge genutzt.«
»Himmel. Also haben Sie sich etwas anderes einfallen lassen. Und all das nur, weil Sie sich nicht damit abfinden konnten, in Würde zu altern wie der Rest der Menschheit.«
Ein höhnisches Schnauben. Und das von einer Vampirin, die niemals altern wird.
Ich habe nicht mit dir gesprochen.
Tja.
Ich wappne mich für einen weiteren Kommentar von diesem Klugscheißer. Als keiner kommt, konzentriere ich mich wieder auf das Mädchen. »Also, Sophie, was ist passiert, als Sie die Asche in Ihre Creme gemischt haben?«
»Das.« Sie blickt an sich herab. »Ich bin morgens aufgewacht und habe gesehen, dass mein Traum wahr geworden ist. Ein perfektes, schönes Gesicht wie eine Zwanzigjährige, und den Körper dazu.«
Deveraux meldet sich : Und ich stecke seitdem in einem Alptraum fest – im Körper einer achtzig Jahre alten Jungfrau, die in einer Bruchbude wohnt und mit Kochen Geld verdienen
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