Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
wieder jung. Es war nie unsere Absicht, jemandem zu schaden. Zwei Wochen, nachdem wir mit den Tests begonnen hatten, traten bei einigen Frauen Nebenwirkungen auf. Eine Gier nach Blut. Aber nur bei denjenigen, die die stärkere Formel bekommen hatten. Ich habe das Blut sofort abgesetzt und ihnen ein Placebo gegeben. Die Blutgier verschwand. Bedauerlicherweise hielt die verjüngende Wirkung aber auch nicht an. Da wurde mir klar, dass die Idee mit der Creme langfristig nie funktionieren würde.«
Sie hat Belinda gewarnt , wirft Deveraux ein. Woher hätte sie wissen sollen, was ihre Schwester vorhatte, als Belinda Denver verließ?
Sophie fährt fort: »Ich dachte, da sie ja gesehen hatte, was hier passiert ist, würde sie die Idee fallenlassen. Hat sie aber nicht. Sie hat die Formel gestohlen. Vielleicht dachte sie, sie könnte eine Möglichkeit finden, die Nebenwirkungen zu vermindern. Schließlich waren bei mir keine festzustellen. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass das an der Hexerei liege, aber sie wollte nichts davon wissen. Ich habe nicht geahnt, wie weit sie gegangen ist, bis ich in einer Zeitschrift einen Artikel über Simone Tremaine und ihre phantastische neue Anti-Aging-Creme gesehen habe. Ich habe Belinda trotz ihres Glamours erkannt. Sie hat nicht auf meine Anrufe und E-Mails reagiert. Gestern habe ich beschlossen, nach San Diego zu fliegen. Dann habe ich in den Nachrichten gesehen, dass ihre Fabrik abgebrannt ist. Die Creme wurde zerstört. Ich dachte, damit sei es endgültig vorbei.«
Vorbei? Bilder steigen in mir auf. Culebra und Frey. Ortiz und die jungen Vampirinnen, die in diesem Keller aufgehängt waren. Drei sterbliche Frauen, ermordet. Ich weiß nicht, wie ich darauf etwas erwidern soll, ohne die Bestie in mir zu entfesseln. Sie ist da, dicht unter der Oberfläche.
Ich warte, bis ich mich im Griff habe. Doch selbst dann kann ich nicht verhindern, dass meine Stimme zittert. »Vorbei? Burke bringt gerade einen Freund von mir um. Sie hat ihn mit einem Zauber belegt. Sie werden mir helfen, sie zu finden, oder Sie werden selbst sterben.«
Moment mal , kontert Deveraux mit einem zornigen Fauchen. Du kannst Sophie nicht dafür verantwortlich machen, was ihre Schwester tut.
Vielleicht mache ich Sophie gar nicht dafür verantwortlich, sondern dich. War es nicht deine Idee, Vampirblut in die Creme zu mischen? Wie verantwortungslos kann man eigentlich noch sein? Habt ihr denn gar nicht daran gedacht, was für Konsequenzen es haben würde, ahnungslose Menschen dem Blut von Vampiren auszusetzen?
Was für Konsequenzen? So etwas hatte noch nie jemand versucht. Und es war ja nicht so, als wollten wir sie das Blut trinken lassen – sie sollten es ja nur auftragen. Äußerlich anwenden. Wer hätte ahnen können, dass das zu Problemen führt?
Ich spüre, wie sein Ärger wächst. Es ist offensichtlich, dass er vor seiner Vereinigung mit Sophie ein mächtiger Vampir war. Aber jetzt…?
Sophie sitzt währenddessen still da. Wieder einmal strahlt sie diese Resignation aus. Vielleicht ist sie bereit, alles hinzunehmen, was immer auch passieren mag, weil sie dieses Doppeldasein satt hat. Es muss sehr anstrengend sein, dauernd einen innerlichen Kampf auszutragen. Und ich spüre deutlich, dass es da ständig Konflikte gibt. Ein sehr alter, egoistischer Vampir gegen eine vermutlich wohlmeinende, friedliebende Hexe.
Das ändert nichts an der Situation, und es kann meiner Entschlossenheit nichts anhaben. »Was hat meine Schwester Ihrem Freund angetan?«, fragt Sophie, als Deveraux verstummt ist.
Ich erzähle ihr von Culebra und von unseren früheren Zusammenstößen mit Burke. Ich fange bei meiner ersten Begegnung mit ihr in Beso de la Muerte an und schildere, wie sie Frey angeschossen hat, als wir ihre Dämonenbeschwörung unterbrochen haben. Wie sie mich an einen abtrünnigen FBI-Agenten verkauft hat, der meinen Liebhaber entführt hatte. Ich erzähle ihr von der Unschuldigen, die sie getötet hat, und von Culebras Schwur, den Tod des Mädchens zu rächen. Dass er sie vor drei Tagen aufgespürt hat und dann zu Hause wieder aufgetaucht ist, dem Tode nahe. Wie ich ihre neue Identität als Simone Tremaine durchschaut und das Schlachthaus gefunden habe, in dem sie Vampirblut erntete. Dass ich einen Freund bei dem Brand verloren habe, den sie gelegt hat, um ihre Spuren zu verwischen, als ihr klar wurde, dass sie die Creme wegen der Nebenwirkungen nicht würde verkaufen können. Dass Culebra und Frey jetzt beide
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