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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Ich kann nur mit Mühe das Gleichgewicht halten auf einem Boden, der unter meinen Füßen schaukelt und sich aufbäumt.
    Freys Stuhl rutscht an die Wand. Er wird zu Boden geschleudert. Der Stuhl zerbricht, als sei er aus Balsaholz. Frey wacht davon nicht auf, der Glückliche.
    Ich werfe einen Blick zu Williams hinüber. Er ist gegen einen Tisch am hinteren Ende des Raums gerutscht. Ich kann nicht erkennen, ob er sich aus der Starre befreit hat. Seine Gedanken kreisen nicht mehr um seinen Hass, sondern sind von Angst erfüllt. Sein Blick ist auf Burke gerichtet.
    Sie streckt eine gespenstische Knochenhand nach Sophie aus. »Schwester.« Nur ein Wort. Doch Sophie zögert nicht. Ihre Stimme steigt auf wie Weihrauchduft – schwer, durchdringend und irgendwie tröstlich. Ihre Hand liegt wieder auf Culebras Brust. Sie beschützt ihn. Sie sieht Burke nicht an – ihre Augen sind geschlossen.
    Burke kreischt und streckt beide Arme aus. Sie greift nach Sophie, als wollte sie sie hochreißen. Das kann ich nicht zulassen. Hilfesuchend sehe ich Williams an. Er begegnet meinem Blick, rührt sich aber nicht. Er wird mir nicht helfen. Dies sind deine Freunde, sagt sein Gesichtsausdruck, nicht meine. Ich gehe allein auf Sophie zu.
    Burke richtet den Blick ihrer glühenden Augen auf mich, voll Feuer und rasendem Hass. Sie bleckt die Zähne, und ihre rechte Hand wird zu einem Schwert. Die volle Wucht ihres Zorns ist gegen mich gerichtet. Sie schlägt mit dem Schwert zu, spuckt Rauch und Feuer, und ich bin geblendet.
    Ich schütze das Gesicht mit den Händen und spüre, wie die Schwertspitze mir beide Unterarme aufschlitzt. Schmerz schießt in meinen Armen empor. Der Talisman brennt unter meiner Bluse, und der Gestank von verbrannter Haut, meiner eigenen Haut, steigt mir in die Nase. Der Boden unter mir schwankt und bricht nach unten weg. Sophies Stimme ist immer noch da, sie hört nicht auf zu sprechen. Doch irgendetwas verändert sich. In dem Moment, als Burke ihre Aufmerksamkeit auf mich richtet, wird Sophies Stimme lauter, kraftvoller. Sie hebt den Blick und die Arme, und in ihren Händen ruht der Kelch. Sie hält ihn wie eine Opfergabe. Sie zieht ihre ganze Kraft in sich zusammen und beschwört die Macht der Elemente, die uns umtosen.
    Burke spürt die Veränderung. Sie wendet sich heulend von mir ab. Der Donner antwortet ihr nicht mehr, stattdessen herrscht Todesstille. Burke erkennt ihren Fehler. Ich war eine Ablenkung. Sophies Stimme sinkt zu einem Flüstern herab. Der Kelch zittert in ihren Händen. Burke blinzelt und öffnet den Mund. »Nein.« Ihr Gesicht verzerrt sich. Der Körper schrumpft in sich zusammen, und sie hebt abwehrend die Hände. »Nicht.«
    Doch Sophie hebt den Kelch noch höher. Burke stößt ein Seufzen aus, ein Todesröcheln. Es ist ein Eingeständnis. Sie wurde ausgetrickst. Sie sieht mich mit toten Augen an. Dann wird sie in den Kelch hineingesogen. Sophie drückt ihn schützend an ihre Brust.
    Da weiß ich Bescheid. Sophies Blick begegnet meinem, und seine stumme Botschaft ist Bestätigung und Bitte zugleich. Ich kann es nicht dabei belassen. Zu viel ist geschehen. Zu viele sind gestorben. Ich greife nach dem Kelch. Sophie könnte sich wehren. Sie könnte mich mit einem einzigen Gedanken erstarren lassen. Der Atem stockt in ihrer zugeschnürten Kehle.
    Tränen treten ihr in die Augen. Immer noch rührt sie sich nicht. Sanft lege ich die Finger auf ihre. Ich löse einen nach dem anderen von dem Kelch, bis ihre Hand herabsinkt. Der Kelch fällt zu Boden. Mit einem grellen Lichtblitz zersplittert er in Teilchen, die so klein sind wie Sand und durch den ganzen Raum fliegen.
    Nichts ist zu hören außer dem gespenstischen Echo von Burkes Schrei.
    Kapitel 49
    Die Stille ist ohrenbetäubender als der Donner. Die Kerzen flackern und erlöschen alle auf einmal, das Amulett wird augenblicklich kalt.
    Als ich mich umsehe, bemerke ich, dass nicht nur Freys Stuhl, sondern auch jedes andere Möbelstück im Raum zersplittert ist. Ein Wunder, dass Williams und ich nicht von herumfliegenden Trümmerteilen vernichtet wurden.
    Plötzlich setzt Culebra sich im Bett auf und sieht sich fragend um. Dann runzelt er die Stirn und schaut mich an. »Was zum Teufel hast du mit meiner Bar angestellt?«
    Kapitel 50
    Es dauert einen Moment, bis ich das begreifen kann – Culebra sitzt aufrecht und spricht. Ich achte gar nicht darauf, was er gesagt hat. Binnen zwei Sekunden bin ich bei ihm und suche in seinem Gesicht nach der

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