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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Stimme, die bis in die tiefste Hölle widerhallt. Es lässt mich auf der Stelle erstarren. Wie ihre Schwester besitzt auch Sophie die Macht, mich bewegungsunfähig zu machen. Warum habe ich das nicht kommen sehen? Warum hat sie diese Fähigkeit nicht genutzt, als Williams sie angegriffen hat? Sie beobachtet mich noch einen Moment lang und wendet sich wieder ab, sobald sie sich vergewissert hat, dass ich mich nicht befreien kann. Sie kehrt zu Culebra zurück.
    Der monotone Gesang geht weiter. Ich wehre mich gegen die Fesseln, die mich reglos halten, doch es nützt nichts. Williams. Kannst du dich bewegen?
    Seine Stimme klingt barsch und zornig. Nein.
    Mist.
    Dann beginnt das Grollen. Wie ferner Donner. Einen Moment lang ist mir nur das Geräusch bewusst, bis sich plötzlich Dunkelheit wie von schweren Gewitterwolken über uns senkt. Der Raum wird in Finsternis getaucht. Die flackernden Kerzen werfen groteske Schatten an die Wände. Sophies Gestalt verzerrt sich, ihr Gesicht wird gespenstisch undeutlich im Halbdunkel. Nur ihre Stimme bleibt gleich, fest und stark.
    Meine Haut kribbelt. Das Zimmer beginnt zu beben. Kalte Luft wirbelt in Böen um uns herum und brennt auf meinem Gesicht wie ein arktischer Sturm. Die Flammen zittern in den heftigen Luftstößen. Es dreht mir den Magen um. Ich fühle mich, als stünde ich an Deck eines schaukelnden Schiffs, hilflos dem tosenden Sturm ausgeliefert.
    Sophies Stimme übertönt alles, Tempo und Lautstärke steigern sich. Die Worte verstehe ich nicht. Ich sehe nur ihre Augen – fiebrig leuchtend, verzehrt von einem inneren Feuer. Das ist so beängstigend und fesselnd, dass ich den Blick nicht abwenden kann. Sophie hält in ihrem Singsang inne und lässt einen weiteren Tropfen Weihwasser auf Culebras Zunge fallen. Diesmal stöhnt er laut und bäumt sich auf, als zerre er an unsichtbaren Fesseln.
    Er hat Schmerzen. Ich versuche, Sophies Bann zu durchbrechen, aber es gelingt mir nicht. War es ein Fehler von mir, sie hierher zu bringen? Aber was wäre mir anderes übriggeblieben?
    Sophie spricht weiter. Der Wind wird stärker und peitscht ihr das Haar ums Gesicht. Ein kleiner Schnitt tut sich auf ihrer Wange auf, und noch einer und noch einer, bis ihr das Blut vom Gesicht läuft. Es tropft auf ihre Kleidung und auf Culebra, und rote Flecken breiten sich aus, bis beide mit Blut bedeckt sind.
    Immer noch spricht sie weiter. Ihre Stimme bebt vor Macht und Energie. Doch sie muss gegen eine mächtige Gegenwehr ankämpfen. Ich beobachte hier einen Kampf der Titanen, zwei gewaltige Kräfte im Ringen Willen gegen Willen.
    Der Wind heult und kreischt und erfüllt meinen Kopf, bis ich glaube, dass meine Trommelfelle gleich platzen werden. Mein Herz und mein Kopf hämmern unter diesem starken Druck. Ich will mir die Ohren zuhalten, aber meine Arme lassen sich nicht bewegen.
    Das Amulett um meinen Hals sendet seine Warnung, einen feurigen Schwall weißglühender Hitze. Ich kann mich nicht dagegen schützen, sondern nur aufschreien. Plötzlich ist etwas Neues zu hören. Eine Stimme, schrill und rasend vor Wut. »Du bist meine Schwester!« Belinda Burkes Schrei lässt die Wände wackeln und den Boden unter unseren Füßen beben. »Wenn du diesen Zauber brichst, zerstörst du das Band.«
    Ihr Bild erscheint über Culebras Bett in der Luft. Nicht das Gesicht von Simone Tremaine oder der jüngeren Burke, gegen die Frey und ich vor Monaten gekämpft haben. Dies ist ihr wahres Bild. Eine alte Frau, das Gesicht vor Wut verzerrt, mit krummen Schultern und gebeugtem Körper. Ihre Augen funkeln rot und richten sich in rasender Intensität auf ihre Schwester.
    »Hör auf. Hör sofort auf. Du kannst nicht gewinnen.« Doch Sophie hört nicht auf. Sie singt wieder. Tränen laufen ihr übers Gesicht und vermischen sich mit dem Blut. Sie greift nach der Phiole und schleudert sie auf die Erscheinung. Dann bricht die Hölle los.
    Kapitel 48
    Der Donner ist hier bei uns im Raum. Er ist mehr als ein Geräusch. Er nimmt Gestalt an, hallt von den Wänden wider, bebt in unseren Ohren und lässt den Boden zittern. Er bringt die Hölle mit, das Gesicht der Hexe, die nur darauf wartet, uns in die Dunkelheit zu zerren. Ich habe solche Angst, dass meine Zähne klappern und meine Haut sich zusammenzieht. Instinktiv reiße ich die Hände hoch, um mein Gesicht zu schützen. Der Zauber, der mich hat erstarren lassen, muss gebrochen sein, doch das spielt keine Rolle mehr. Ich könnte nicht einmal gehen, selbst wenn ich wollte.

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