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Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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wendet sich ab und schüttet den Inhalt ihrer Einkaufstüte auf den Boden.
    Sie wühlt in den Kräutern herum und sortiert sie in getrennte Häufchen. Mit einem Stück Kreide malt sie ein Pentagramm auf den Boden, dann nimmt sie ein paar Blätter von einem der Häufchen und legt sie auf eine Spitze des Pentagramms.
    »Schwarznessel«, sagt sie. »Schutz gegen Zauber und Hexerei.« Sie geht weiter, hebt etwas von einem anderen Kraut auf und legt es auf die nächste Spitze. »Engelwurz. Wehrt böse Geister ab.« Auf die dritte Spitze legt sie andere Blätter. »Gelbwurzel. Eine Heilpflanze.« In die Mitte des Pentagramms kommt das vierte Kraut. »Fingerhut. Für das Herz.«
    Sie wendet sich von dem Pentagramm ab, geht zu ihrer Tüte zurück und hebt einen Kelch auf. Der zarte, gravierte Kristall glitzert im Licht und schillert wie ein Regenbogen. Sie stellt ihn ehrfürchtig in die Mitte des Pentagramms, als sei das Ding eine heilige Reliquie. Dann gießt sie den halben Inhalt einer kleinen Phiole hinein. Das wieder verschlossene Fläschchen legt sie auf das Bett neben Culebra.
    Weihwasser? Ich erinnere mich, dass das auf Sophies Liste stand. Das Haus dieser weisen Frau muss so eine Art HexenSupermarkt sein. Jetzt liegen nur noch ein Dutzend schwarzer Bienenwachskerzen neben der Tasche. Sophie stellt je eine auf die fünf Spitzen des Pentagramms und arrangiert den Rest kreisförmig um Culebras Bett.
    Ich beobachte sie und bin fasziniert von ihren ruhigen, bedächtigen Bewegungen. Sie befindet sich in einem Raum mit zwei Vampiren, die geschworen haben, sie zu töten, wenn sie nicht ein Wunder vollbringt und Burkes Zauber bricht. Sie zeigt keinerlei Angst, keine Besorgnis. Ihr Gesichtsausdruck ist gefasst und friedlich. Auch Deveraux scheint sich aus ihrem Bewusstsein zurückgezogen zu haben.
    Ebenso gut könnte sie wieder mit der weisen Alten in deren Garten stehen. Ich sehe nach Frey. Das stetige Heben und Senken seiner Brust ist der einzige Hinweis darauf, dass in diesem ausgezehrten Körper noch Leben steckt. Können wir Sophie vertrauen? Das ist die Frage, die Williams mir gestellt hat, und Frey auch. Die Frage, der ich die ganze Zeit schon ausweiche.
    Die Antwort ist so unheilverkündend wie eine Totenglocke. Wir müssen ihr trauen, denn wir haben sonst niemanden.
    Kapitel 47
    Sophie tritt zurück. Ihr Blick schweift durch den Raum, über das Bett und die Objekte auf dem Boden vor sich. Sie dreht sich um. »Sie drei warten besser draußen.«
    Williams und ich antworten wie aus einem Munde: »Nein.«
    Nur Sandra geht zur Tür. »Ich gehe in die Bar. Sie ist wieder geöffnet, und wir haben Gäste.« Sie eilt hinaus, ohne sich noch einmal umzusehen. Offensichtlich ist sie erleichtert darüber, dass sie gehen kann. Seit Culebra von seinem »Urlaub« zurückgekehrt ist, muss sie es jeden Tag bereut haben, dass sie sich bereit erklärt hat, für ihn einzuspringen.
    Sophie sieht Williams und mich stirnrunzelnd an. »Wenn Sie bleiben«, warnt sie uns, »dürfen Sie sich nicht einmischen. Ganz gleich, was geschieht. Kommen Sie mir oder Culebra nicht zu nahe. Wenn Sie es doch tun, bin ich nicht dafür verantwortlich, was dann geschieht. Verstanden?«
    Williams und ich nicken. Williams’ Gedanken sind hinter einer Wand aus schwarzem Hass auf Burke und ihre Schwester verborgen. Ich denke mir, dass wir nach unterschiedlichen Dingen Ausschau halten werden. Falls ich sehe, dass Culebra noch mehr Schaden zugefügt wird, werde ich alles tun, um das zu verhindern. Williams wird auf jedes Anzeichen dafür achten, dass Sophie uns an ihre Schwester verrät. In jedem Fall ist unsere Zustimmung bedeutungslos.
    Sophie spürt wohl, dass unser Nicken eine leere Geste war, dennoch wendet sie sich von uns ab und tritt ans Bett. Sie macht ansonsten keine für mich wahrnehmbare Bewegung, und doch flackern spontan alle Kerzen auf. Die Flammen lodern bis zur Decke, ziehen sich dann zurück und leuchten ruhig und beständig.
    Bei dem Anblick sträubt sich mir das Haar im Nacken.
    Sie legt Culebra eine Hand auf die Brust und beginnt rhythmisch zu sprechen. Sie greift zu der Phiole und tröpfelt ein wenig Weihwasser in seinen Mund. Es schäumt und wirft Blasen wie Peroxyd auf einer offenen Wunde. Ein dünnes Rauchfähnchen steigt auf. Culebra japst, und meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu.
    Sophie wendet sich mir zu, und ihre Augen sind nun wieder verschleiert und alt. »Nicht.« Nur ein Wort, gesprochen in einer

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