Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen

Titel: Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
Vom Netzwerk:
Gewissheit, dass es ihm wirklich gutgeht und er wieder bei uns ist.
    Er erwidert meinen Blick mit einem verwunderten Stirnrunzeln. »Was ist los?« Ich berühre seine Wange. Sie ist warm, und ich weiß nicht recht, welche Gefühle er auf meinem Gesicht sieht, aber Röte kriecht an seinem Hals empor.
    »Erinnerst du dich nicht?« Etwas blitzt in der Tiefe seiner Augen auf. Alles kehrt zurück – eine geteilte Erinnerung. Die Hilflosigkeit, der Zauber, das Schwanken am Rand des Todes. Er erinnert sich…
    Plötzlich ein Geräusch aus der Ecke. Frey. Ihn hätte ich fast vergessen. Ich drehe mich um. In dem Haufen Sperrmüll, der einmal ein Stuhl war, rappelt Frey sich mühsam hoch. Als er aufsteht, löst eine Woge der Erleichterung einen weiteren Kloß in meinem Magen auf.
    Sein Haar und sein Gesicht nehmen wieder ihre normale Farbe an. Die weißen Strähnen verblassen, die tiefen Klauenfurchen glätten sich. Er schüttelt den Kopf, als sei er benommen, doch ich sehe an der Art, wie er sich bewegt, dass er keinen dauerhaften körperlichen Schaden genommen hat. Er begegnet meinem Blick und lächelt, und ich weiß, dass alles in Ordnung ist.
    Zwei Punkte abgehakt.
    Williams hat sich nicht von seinem Platz an der hinteren Wand wegbewegt. Auch er beobachtet mich und versucht abzuschätzen, ob ich die Wahrheit erkannt habe – dass wir von unserer eigenen Angst gelähmt waren. Erst jetzt begreife ich, dass Burke ihre Kraft aus dieser Angst bezogen hat. Sie hat den Zauber gewirkt, aber es war unsere eigene Schwäche, die uns gefesselt hat. Ich schäme mich dafür. Wenn ich Burke in dem Restaurant aufgehalten hätte, wären viele Leben verschont geblieben.
    Ich wende mich von ihm ab. Ich muss meine eigenen Schuldgefühle ertragen. Soll er doch von selbst zu der Erkenntnis kommen. Jetzt bleibt nur noch Sophie. Sie sitzt zusammengesunken auf dem Boden am Fußende von Culebras Bett. Ihr Gesicht ist bleich und ausdruckslos, eine leere Fläche, aus der zwei dunkle Augen blind ins Nichts starren. Sie sieht so jung aus, so verletzlich. Wie leicht könnte man vergessen, dass in diesem kindlich anmutenden Körper eine mächtige Hexe steckt.
    Eine Hexe, die ihre Schwester gerade – was eigentlich? Mir wird klar, dass ich nicht weiß, was mit Burke passiert ist. Und ich muss das wissen. Ich knie mich neben sie. Sie hebt den Blick, unendlicher Kummer und tiefes Bedauern sprechen aus ihren Augen. »Wo ist sie?«, frage ich.
    »Weg.«
    »Was bedeutet das?«
    Herrgott, faucht Deveraux mich an. Lass sie gefälligst in Ruhe.
    Ich ignoriere ihn und umfasse Sophies Hand mit beiden Händen. Sie ist kalt, noch kälter als meine, und lässt mir eine Gänsehaut über die Arme kriechen. »Ist sie tot?«
    »Wünschen Sie sich das?«
    Ja. »Ich will Gewissheit, dass meine Freunde in Sicherheit sind.«
    »Das sind sie.«
    »Dann ist sie also tot?« Diesmal sehe ich das Flackern in Sophies Blick.
    Entschlossenheit verdrängt den Schmerz ihres Verlusts. »Sie kann niemandem mehr schaden.« Das ist nicht die Antwort, die ich hören wollte.
    »Sie lebt also noch.«
    Das bringt Williams in Bewegung. So schnell, dass ich ihn nicht aufhalten kann, zerrt er Sophie auf die Füße. Mit einem Knurren lässt er dem Vampir freien Lauf. »Wo ist sie?«
    Diesmal reagiere ich schnell genug, um meine Bestie der seinen entgegenzusetzen, ehe er Schaden anrichten kann. Mit einer Hand packe ich ihn im Nacken und schleudere ihn beiseite . Rühr sie nicht an.
    Er prallt gegen die Wand, taumelt und verliert das Gleichgewicht. Doch sofort ist er wieder auf den Beinen und knurrt mich mit zu Klauen gekrümmten Händen an. Doch als er mich ansieht, geht er nicht zum Angriff über, sondern hält inne. Zum ersten Mal seit ich ihn kenne, zögert Williams. Er wirft nicht mit verächtlichen Bemerkungen um sich oder schreit mich an. Seine Fäuste lockern sich, sein steifer Körper entspannt sich, und sein Vampirgesicht verschwindet. Er begegnet meinem Blick, und die Wut ist einer schrecklichen Ruhe gewichen. Die Worte, die er mir entgegenschleudert, sind hasserfüllt. »Die Hexe lebt. Du kannst die beiden nicht schützen. Sie werden dafür bezahlen.«
    Ehe ich etwas erwidern kann, dreht er sich um und geht durch die Tür, die zur Bar führt. Ein kalter Schauer rieselt mir den Rücken hinunter. Williams’ Drohung hängt in der Luft. Es ist noch nicht vorbei.
    Ich vergewissere mich, dass ich die Bestie wieder unter Kontrolle habe, ehe ich mich Sophie zuwende. Sie weicht dennoch vor mir

Weitere Kostenlose Bücher