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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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bin ganz allein. Ich habe Angst.« Sie hält sich den Bauch. »Da ist ein dumpfer Schmerz – hier –, der immer stärker wird. Ich habe solchen Hunger. Ich wollte dorthin gehen, wo ich immer für Warren war, aber ich habe mich allein nicht getraut. Er hat mir nie gesagt, was für Drogen er ihnen gegeben hat. Ich dachte, Sie könnten das wissen. Sie müssen doch auch trinken, nicht wahr? Sie könnten mit mir kommen. Mir zeigen, was ich wissen muss, um es allein zu können.«
    Ihre Verzweiflung wächst. Sie klingt aus ihrer Stimme, verdüstert ihr Gesicht. Als sie weiterspricht, schwingt auch Zorn mit. Ihr Kiefer spannt sich an, ihre Augen werden hart. »Und Sie schulden mir etwas, Anna. Warren auch. Ihretwegen ist er tot. Ach, versuchen Sie gar nicht erst, das abzustreiten. Alles, was im vergangenen Jahr passiert ist, war allein Ihre Schuld. Ich weiß nicht genau, wie oder warum. Ich weiß nur, dass es so ist.«
    Es hat keinen Sinn, mich zu rechtfertigen. Sie würde ja doch nicht zuhören. Im Moment ist sie außer sich vor Trauer, und vor allem vor Hunger. Ich erinnere mich an diese ersten Wochen. Avery hat mich versorgt. Damals wusste ich das nicht, aber er hat mir Davids Blut zu trinken gegeben. Die Erinnerung daran lässt mich immer noch schaudern vor Abscheu – über ihn und über mich selbst, weil ich so eine leichtgläubige Idiotin war.
    Die gleiche Anfälligkeit erkenne ich auch in der Frau, die mir gegenübersitzt. Für sie ist es womöglich noch schlimmer, weil sie viele Jahre lang mit Williams verheiratet war, ehe er sie verwandelt hat. Sie hat ihn geliebt, ihm vertraut. So sehr, dass sie ihm erlaubt hat, sie zum Vampir zu machen, um sein Leben zu retten. Ein Akt der Selbstlosigkeit von ihr, purer Egoismus seinerseits.
    Als ich aufstehe, erhebt sie sich ebenfalls. Ich bedeute ihr, sich wieder zu setzen. »Ich werde jemanden anrufen. Bleiben Sie hier.«
    Sie widerspricht nicht und lässt sich langsam wieder aufs Sofa sinken. Zum ersten Mal glimmt ein Funken Hoffnung in ihren Augen auf. Ich gehe in die Küche und schließe die Tür hinter mir. Dann wähle ich eine Nummer, die ich schon so gut kenne, dass ich sie nicht mal eingespeichert habe. Ich habe Glück, Frey geht selbst dran, nicht Layla. In Gedanken wische ich mir den imaginären Schweiß von der Stirn, eine Geste der Erleichterung wie aus einem Comic. »Hier ist Anna.«
    Er antwortet nicht sofort. Wahrscheinlich empfindet er beim Klang meiner Stimme genau das Gegenteil von Erleichterung. Dann sagt er: »Ich habe schon von Williams gehört.«
    Das überrascht mich. »Woher?«
    »Er war der Polizeichef. Es wird überall gemeldet. In der Zeitung, im Fernsehen, sogar in den landesweiten Nachrichten. Du rufst doch deswegen an, oder?« Der Klang seiner Stimme verändert sich. »Stimmt etwas nicht?«
    Ich wünschte, es wäre so einfach. Ich erzähle ihm von Harris’ Besuch. Und von Mrs. Williams, die gerade jetzt in meinem Wohnzimmer sitzt. Das Beste hebe ich mir bis zum Schluss auf. »Er hat sie verwandelt.«
    Ich höre Frey nach Luft schnappen. »Himmel. Hat sie dich angegriffen?«
    »Nein. Sie ist als Vampir völlig unerfahren. Williams hat sie an der kurzen Leine gehalten. Sie kennt ihre eigenen Kräfte nicht. Sie wusste nicht einmal, dass Vampire eine telepathische Verbindung untereinander haben. Und es kommt noch schlimmer. Sie weiß nicht, wie sie allein trinken soll. Sie hat Hunger. Sie braucht Blut, und zwar bald, denn sonst wird ihr Instinkt die Kontrolle übernehmen. Dann wird sie unschuldige Leute angreifen. Ihr bliebe gar keine andere Wahl.« Ich zögere und wünsche mir, ich müsste ihn nicht schon wieder um einen Gefallen bitten. Aber mir bleibt nichts anderes übrig.
    »Würdest du sie nach Beso de la Muerte bringen? Zu Culebra?«
    Frey schweigt. Ich sehe ihn vor mir, wie er die Möglichkeiten durchgeht. Es wäre sein gutes Recht, nein zu sagen. Meinetwegen hat er schon zwei Tage Ferienkurse sausen lassen. Und dann die Sache mit dem Autofahren. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht, als ich ihn angerufen habe. Wie sollte er sie dorthin schaffen? Das war eine dämliche Idee. Ich öffne den Mund, um ihm zu sagen, er solle es einfach vergessen, als er antwortet. »Ich kann in einer halben Stunde bei dir sein. Ich bitte Layla, uns zu fahren. Sie hat schon öfter gesagt, dass sie Culebra endlich kennenlernen will. Das wäre die beste Gelegenheit dazu.«
    »Layla?« Ihre andere Gestalt ist eine Löwin. »Hat sie denn keine Schwierigkeiten mit

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