Anna und Anna (German Edition)
Glück?
Deine Brieffreundin Anna B.
Anna Bloom!
Schau dir dieses Foto genau an.
Ich habe dir ein Piratenschiff gefunden!
Was sagst du jetzt?
Sag, dass du kommst!
Jan
Meine Anna ist dreizehn geworden und will in den Pfingstferien nach Amsterdam reisen.
Mit mir.
Bella hat es die Sprache verschlagen. Sie wusste nicht, welches Ansinnen sie schockierender finden sollte.
Anna hat die schöne Unterlippe vorgeschoben. Und dann hat sie gesagt: »Wieso denn nicht?«
Meine kluge Enkelin.
Jedem von Bellas »Darum nicht« haben wir ein »Ja aber« entgegensetzt. Ja, ich habe mich auf die Seite meiner Enkelin geschlagen. Überrascht dich das?
Ein bisschen hatte ich ein schlechtes Gewissen meiner Tochter gegenüber. Aber ich möchte so unbedingt fahren!
Benni und sein Vater haben sich erst herausgehalten. Doch als Bella immer blasser und aufgeregter wurde, sprach der große Benni ein Machtwort.
»Schluss«, sagte er. »Ende. Aus. Die Sache ist erledigt.«
Wir hielten sofort den Mund. Vielleicht liegt es daran, dass Ben grundsätzlich nicht viele Worte macht. Die, die er macht, fallen da irgendwie mehr ins Gewicht.
Doch Bella betrachtete unsere enttäuschten Gesichter und ertrug sie nicht. »Um Himmels willen«, rief sie. »Dann fahrt halt!«
»Ich lasse auch Anna nichts tun, was ich nicht selbst tun würde«, versicherte ich meiner Tochter, während Anna in Jubel ausbrach.
Da seufzte Bella tief und sagte: »Ja, eben.«
Liebe Anna,
meine Mutter sagt, das Hotel ist prima. Sie hat schon selbst dort geschlafen. Damals vor zwei Jahren, als sie hier eine Wohnung für uns gesucht hat. Ihr werdet es dort schön haben, sagt sie.
Fein, dass du kommst!
Jan
»Hallo, Bloom«, hat er gesagt, als er sie sah.
Sie hat geblinzelt und gar nichts gesagt. Das ist selten bei ihr.
Ich wollte mich heraushalten, wie immer, und konnte es dann, wie immer, doch wieder nicht.
»Warum nennst du sie plötzlich Bloom?«, habe ich Jan gefragt.
»Sie heißt doch so«, hat er gesagt und mit weißen Zähnen gelacht. »Und sie sieht heute so aus.«
Zwei Jahre haben sie sich nicht gesehen und meine Enkelin trägt keine kurzen Locken mehr, sondern lange, sie braucht inzwischen einen BH und benutzt Wimperntusche. Dass sie noch immer auf den Kastanienbaum klettert, kann man nicht sehen. Aber ahnen kann man es, wenn man sieht, wie ihre Augen blitzen.
Jan ahnt es. Und trotzdem ist aus Anna nun Bloom geworden.
Meiner Anna gefällt das.
»Es ist, als würde er mich Süße nennen«, flüstert sie mir abends von ihrem Bett aus zu.
Wir haben die Lichter gelöscht und die Fenster geöffnet. Draußen ist Amsterdam noch wach und hell und hörbar gut gelaunt. Anna auch.
»Aber Bloom«, flüstert sie zufrieden, »Bloom ist so viel besser als Süße!«
Und ich gebe ihr recht, weil ich daran denke, dass du mich auch Blume genannt hast.
Liebe Mama, lieber Papa und lieber Benni,
seht ihr die schmalen bunten Häuser auf der Karte? Mit dem Wasser davor? Und den ganzen Booten? Genauso sieht es hier aus!
Es ist herrlich, herrlich, herrlich und ihr seid die Besten, weil ihr uns fahren ließt!
Bloom
Ihr Lieben,
es bleibt nur Platz zu sagen: Alles ist gut. Also herrlich.
Küsschen,
die andere Bloom
Ich ahnte es ja schon, aber jetzt habe ich die Gewissheit: Dieser Junge ist ein Goldschatz. Einer von der echten, treuen und wertvollen Sorte.
»Halt ihn bloß fest«, würde ich Anna gerne beschwören. Aber Anna ist dreizehn. Festhalten ist der blödsinnigste Ratschlag, den man einer Dreizehnjährigen geben kann.
Also freue ich mich nur daran, dass meine Anna solch einen guten Geschmack hat. Dass sie einen Freund hat, um den man sie beneiden kann. Und dass dieser Freund uns seine Stadt zeigt. Denn seine Stadt ist es in den vergangenen zwei Jahren geworden.
»Hier müssen wir Pommes essen«, sagt Jan. Und wir kaufen die besten Pommes Frites, die ich in meinem Leben gegessen habe, und lecken uns hinterher ganz ungeniert die fettigen Finger ab.
»Hier müssen wir alte Lampen gucken«, sagt Jan. Und wir gehen in einen kleinen Antiquitätenladen, der so vollgestopft ist mit hängenden und stehenden Lampen, dass man vor lauter Lampen den Weg nicht sieht und wirklich ganz genau hingucken muss, um zu wissen, wann man den Kopf oder den Bauch einziehen muss.
»Hier müssen wir ins Wasser spucken«, sagt Jan. Und wir bleiben auf einer kleinen Brücke stehen, die über die
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