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Anna und Anna (German Edition)

Anna und Anna (German Edition)

Titel: Anna und Anna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Inden
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sonst. Denn dieser Brief ist wichtig. Er könnte ein richtig echter, offener und ehrlicher Liebesbrief werden. Bereit?
    Während ich versuche, mein Enkelkind dazu zu bewegen, Jans Vater zu verzeihen, frage ich mich, ob ich mir jemals selbst verziehen habe. Dafür, dass ich mich in dich verliebte, damals.
    Ich glaube, ich habe es nicht getan.
    Woher ich das weiß?
    Ich bin dabei, mich wieder in dich zu verlieben. Mit jedem Brief, den du mir schickst, ein bisschen mehr. Und obwohl ich es heute darf, obwohl ich keine verheiratete, sondern eine verwitwete Frau bin, habe ich wieder das Gefühl, ich dürfte es nicht.
    Es ist, als hätte ich mich konditioniert. Sobald mein Herz anfängt, für dich zu schlagen, schreit mein Gewissen: Böse, böse!
    Ich will das nicht mehr. Ich werde daran arbeiten, bei mir und meinem Gewissen Aufklärungsarbeit zu leisten. Und ich möchte wissen: Wenn ich mir verzeihen kann, kannst du es dann auch?
     
    Anna
     

     
    Liebes Christkind,
     
    der Benni zwingt mich, dir diesen Brief zu schreiben. Dabei weiß ich doch schon längst, dass es dich nicht gibt. Der Benni aber will das noch nicht wissen, der Benni ist nämlich erst sieben.
    Ich erinnere mich genau daran, was ich früher jedes Jahr auf meinen Wunschzettel geschrieben habe: eine kleine schwarze Katze.
    Ich habe bis heute keine bekommen.
    Warum sollte ich mir dann noch etwas von dir wünschen?
    Ich könnte den Zettel hier also einfach so in den Umschlag stecken. Benni ist schon zufrieden mit mir, er hat gesehen, dass etwas draufsteht.
    Allerdings ist noch Platz auf dem Blatt.
    Den nicht zu nutzen wäre schon blöd.
    Papierverschwendung.
    Umweltschädlich.
    Oder?
    Okay, dann sage ich es jetzt:
    Ich wünsche mir, dass Jan und sein Vater sich wieder vertragen.
    So. Das war’s.
    Mehr kommt nicht mehr.
    Vielen Dank.
     
    Anna
     
    PS
    Die Oma hat der Benni auch gezwungen, dir zu schreiben. Nur dass du vorgewarnt bist …
     

     
    Liebes Christkind,
     
    ich liebe meinen Enkel. Deshalb habe ich rings um dieses Blatt Papier mit Buntstiften lauter Tannenzweige, Sterne und Lebkuchen gemalt. Goldenen Glitzerstaub habe ich auch darübergestreut. Doch jetzt sieht das Protokoll vor, dass ich dir eine Botschaft übermittle, dass ich dir schreibe, was ich mir wünsche.
    Ich soll also meinen Herzenswunsch formulieren, einen Wunsch, von dem ich weiß, dass er sich nicht erfüllt? Das ist, bei aller Liebe, ein bisschen viel verlangt.
    Also nimm es mir nicht übel, liebes Christkind, aber du kannst mir mal den Buckel runterrutschen.
    Ganz entschieden.
    Und mit Schwung.
    Das ist nichts Persönliches. Hier, ich male dir noch ein paar Sternchen, ich will ja nicht so sein.
    Frohes Fest.
     
    A. Bloom
     

 

     
    Das neue Jahr dämmert recht trüb herauf.
    Der Januar hält, was er verspricht, und zeigt sich von seiner grauesten Seite. Die bunte Funken sprühenden Raketen, die wir in der Silvesternacht in den Himmel geschossen haben, sind nur noch eine blasse Erinnerung, die Freudenschreie meiner Enkel längst verhallt.
    Ganz deutlich aber sehe ich noch meine Anna vor mir, wie sie in dieser Nacht zu Jans Vater tritt. Er steht alleine vor seinem Haus und schaut den Feuerwerkskörpern nach, die Richtung Sterne fliegen. Ich sehe rote Lichter auf seinem Gesicht, als Anna an seinem Ärmel zupft. Ich sehe blaue Lichter auf seinem Gesicht, als er überrascht zu ihr hinunterblickt. Und ich sehe sein Gesicht aufleuchten, als Anna ihm von Jan erzählt.
    Ich bin so stolz auf sie.
    Vergeben ist schwer. Ich war nie gut darin. Und wie es aussieht, bist du es auch nicht.
    Ja, es ist ein trüber Januar. Und es scheint ein weiteres trübes Jahr zu werden.
     

     
    Nein, ich bin nicht verbittert. Nicht deprimiert. Nicht mal missgestimmt. Aber danke der Nachfrage.
    Ich habe einfach eine Entscheidung getroffen, mein Lieber.
    Das geht, denn ich habe festgestellt: Dazu braucht es nicht zwei Beine, sondern einzig Mut.
    Und bedenke bitte, wer hier mit dir spricht! Wir einbeinigen Piraten vom Rosensteg sind berühmt, wenn nicht berüchtigt für unseren Mut im Angesicht des Feindes.
    Nein, der Feind bist nicht du.
    Der Feind sind die Umstände. Wie immer.
    Ich werde keine Antwort mehr fordern auf meine Frage und auf den ersten und einzigen echten Liebesbrief, den ich dir je schrieb. Dein Schweigen ist mir Antwort genug.
    Liebende durften wir nie sein und waren es doch.
    Brieffreunde waren wir nie, obwohl wir es immer hätten sein dürfen. Vielleicht haben wir an der Front mehr

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