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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Sterne einem so fern und gleich so nah erschienen, war für mich ein besonderes Zeichen. Ich dachte dann, sie sind nicht so weit, wie es einem vorkommt. Wenn man will, kann man den einen oder den anderen schnappen. Man muss nur etwas dafür tun.“
    Sie schwiegen eine Weile.
    „Irre, dass wir da sind. In der Nacht, allein“, sagte Ian schließlich und schielte zu der jungen Frau rüber.
    Sie blickte gedankenversunken vor sich und schien ihn nicht zu hören.
    Er hob seinen rechten Arm und legte den beinah um ihre Schulter, ließ ihn aber doch im letzten Moment fallen. Dann setzte er sich wieder gerade hin und folgte ihrem Blick auf die sich bewegenden Lichter unten an der Straße. „Das tut so gut nach den Katakomben der gewissen Person“, seufzte er zufrieden.
    „Du hast also hinbekommen, was ich dir beigebracht hatte“, stellte Anna fest.
    „Das ging leichter als ich gedacht hatte“, lächelte er. „Ich erinnerte mich an deine Worte, tat, was du gesagt hattest und im nächsten Moment war ich einfach aus ihrer Kammer weg. Ich fasse es immer noch nicht, aber es hat geklappt!“
    „Das hast du echt toll gemacht.“ Die Jungmagierin sah ihn anerkennend an. „Bist du denn gelandet, wo du wolltest?“
    „Ja“, sagte er. „Ich wollte unbedingt hierher. Lange Jahre habe ich diese Kuppel von unten, meist von der Wiese aus bewundert. Ich wollte schon immer wissen, wie es hier oben aussieht. Vor allem, wie die Welt von hier aus aussieht.“
    „Du warst hier noch gar nicht?“
    „Irgendwie nicht dazu gekommen“, erwiderte er verlegen. „Ich wollte am liebsten zu Fuß hochgehen. Allein. Aber die Alte hatte mir immer gepredigt, es wäre zu gefährlich, allein mache man so etwas nicht. Vor allem aber musste ich viel arbeiten. Ich hatte nicht so wirklich Zeit. Auch an den Wochenenden habe ich oft geschuftet, im Lager oder bei der Alten. Ich war froh, wenn ich mich mal ausschlafen konnte.“
    Schweigen brach ein. Die beiden saßen auf der Decke und guckten in die blaue Nacht. Nur das Zirpen der Zikaden und der Wind unterbrach die Stille.
    „Anna?“ Ians Stimme klang schüchtern. „Ich muss dir etwas sagen.“
    Sie blickte ihn über die Schulter an. „Ich bin ganz Ohr.“
    „Ich will, dass du weißt, dass ich nur deinetwegen mitgekommen bin.“ Er hielt inne für einen Moment, dann setzte hinzu: „Du weißt ja, ich glaube nicht an Märchen.“
    „Wie schön für dich“, gab die junge Frau zurück, ihre Stimme eisig. Sie drehte sich zu ihm um und musterte ihn argwöhnisch. „Und wie erklärst du mit deinem durch und durch rationalen Hirn, dass etliche Dinge, die ich dir beigebracht habe, funktioniert haben? Du hast es doch selbst erlebt, wie es geht und vor allem, dass es geht! Du hast dich aus der Schatzkammer der Grausamen hierher versetzt und hast deinem silbernen Schultergeist eine Gestalt gegeben, um nur ein paar greifbare Beispiele zu nennen. Und selbst dann sagst du zu mir, dass du an so etwas gar nicht glaubst? Das gibt es dann für dich gar nicht?“ Sie maß ihn mit einem verachtenden Blick. „Wie dämlich bist du eigentlich? Oder einfach nur beschränkt und stur ohne Sinn und Verstand.“ Sie wandte sich von ihm weg und ließ den Blick über den Wald auf den umliegenden Hügeln schweifen, der sich wie eine dunkle, geschlossene Decke im Wind wiegte.
    Ian hustete gestellt.
    Sie zeigte keine Regung und blieb mit dem Rücken zu ihm sitzen.
    „Ich habe keine Ahnung, warum es funktioniert hat“, gab er verzweifelt zu. „Ich kann es nicht erklären. Aber eine plausible Erklärung gibt es dafür. Da bin ich mir ganz sicher. Du willst aber immer noch, dass ich an deine Mären glaube“, sagte er kopfschüttelnd.
    „Ich möchte vor allem, dass du an dich selbst glaubst, an den Ian, der du wirklich bist. Dann wäre nicht nur dir selbst damit geholfen“, warf sie über die Schulter.
    „Du denkst doch nicht im Ernst, dass die Kugel oder das Weise Auge hier auftaucht“, lachte er auf.
    „Das denke ich sehr wohl“, sagte Anna mit Betonung auf jedem Wort. „Ich bin mir fast sicher, dass sie kommt“, fügte sie hinzu.
    „Da kannst du lange warten, fürchte ich.“
    „Fürchte weiter. Ich weiß einfach, dass sie kommt.“
    Er schwieg und blickte nachdenklich auf den dunklen Horizont.
    „Was fragst du das Weise Auge, falls es erscheint?“ Anna schielte zu ihm rüber.
    „Von mir aus brauche ich gar keine Kugel oder sonst noch was in der Art“, antwortete er leise, seine Augen an die blinzelnden

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