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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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dann wie einer von vielen ihre Befehle weitersagen und dafür sorgen, dass sie von den Sklaven und Dienern der unteren Ränge sofort ausgeführt werden. Schade“, seufzte er, „ich hatte dich gern, als du klein warst. Du warst so ein süßer Fratz, so einzigartig, ein Dickkopf, der wusste, was er will, immer bereit, die eigene Sache mutig zu verteidigen, neugierig auf das Leben, so furchtlos und so glücklich in der schönen Oberwelt. Ich hätte nie gedacht, dass der Junge zu dem ich gehöre, ein Fußabtreter der Grausamen wird, dem es nichts ausmacht, sein gefallenes Volk und sich selbst zu verraten.“
    „Woher willst du das alles wissen?“, fragte der junge Mann perplex. „Ich meine, das mit der kleinen Frau in Schwarz und all diese trüben Perspektiven? Woher nimmst du das alles?“
    „Das habe ich von ihr selbst gehört“, sagte der kleine Drache und verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war.
    Ian schüttelte kräftig den Kopf. „Das war ja ein Auftritt“, sagte er zu sich. „Aber es ist doch wieder ein Märchen! Das sind nette Lügen für kleine Kinder, damit sie Angst kriegen und brav im Bettchen bleiben . “
    Das Gespräch wollte aber aus seinem Kopf nicht weichen. Es kam wieder und wieder, und der kleine Drache malte erneut seine düsteren Zukunftsbilder. Und was, wenn es tatsächlich stimmt, was er sagte? Alles begann sich um ihn zu drehen: die Wände, das Kamin, die hohen ausgeschlagenen Fenster.
     
    Er spürte, dass seine Wange auf flachen Metallstücken lag, öffnete die Augen, sah aber nur die Schwärze. Dann hob er den Kopf und stütze sich mit dem Ellbogen vom Boden ab. Es schepperte leicht. Strenger Geruch nach Schwefel und Verwesung drang ihm in die Nase. Ian versuchte aufzustehen, rutschte aus und fiel wieder hin. Sein Hinterkopf schlug gegen etwas Hartes auf. Er stöhnte auf, als der Schmerz abklang, tastete er es ab. Seine Finger fanden eine kalte, gusseiserne Oberfläche. Die Schatztruhe!
    Der junge Mann streckte sich ihr entlang und blieb liegen. Wie lange bin ich denn schon hier? Diese Dunkelheit, dieser Geruch. Ich bin wieder eingesperrt! Nerv. Er war plötzlich von einem einzigen Wunsch durchbohrt worden. Raus hier! Und zwar so schnell, wie es nur geht. Er dachte wieder an Anna. Da war doch was von dem magischen Kram, was sie mir beigebracht hatte. Da ist es doch! Sie hatte mir doch erklärt, wie ich zurück in die Menschenwelt kommen kann. Es wird höchste Zeit das mal auszuprobieren . Er konzentrierte sich und stellte sich den Ort vor, wo er jetzt am liebsten sein würde, tat anschließend alles, was die Jungmagierin ihn gelehrt hatte.
    Auf einmal merkte er, dass eine unerklärliche Macht seinen Körper von den Goldmünzen abhob, ihn aufrecht stellte und um die eigene Achse drehen ließ. In einigen Sekunden wurde er zum Wirbel, der sich immer schneller drehte. Und im nächsten Moment verschwand er aus der Schatzkammer.
     
    Er spürte, dass er mit den beiden Füßen fest auf der Erde stand. Die Luft war klar und kühl. Unzählige Sterne funkelten im hohen, dunkelblauen Himmel. Er war mitten auf einer weitläufigen freien Fläche, bewachsen von wildem Thymian, Heidelbeerkraut und anderen Gräsern, die er von seiner Wiese kannte. Hier waren sie bloß nicht so hoch. Frischer Windzug biss sich in seine Haut und drang bis in die Knochen. Ian schauderte, versuchte zu verstehen, wo er war, ging einige Schritte zu einem schmalen Pfad, der ihn weiter hoch führte. Bald sah er, dass er auf der Kuppel des höchsten Berges der Gegend stand. Links und rechts erstreckten sich die mit Wald dicht bewachsenen, niedrigeren Gebirgszüge, einige schmale Straßen schlängelten sich dazwischen.
    Unglaublich! Das hat in der Tat funktioniert! Das hat geklappt! Er hob den Blick in den hohen Himmel, atmete tief die nächtliche Luft ein, breitete die Arme aus und drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse. Ist das nicht toll? So viel Raum, so viel Luft! Herrlich! Die Sterne funkelten ihm geheimnisvoll zu. Er blieb noch eine Weile so stehen. Etwas frisch ist es hier aber.
    In dem Moment hörte er ein leichtes Sausen, das von irgendwo oben kam und immer lauter wurde. Er blickte sich rasch um. Ein dunkles Flugobjekt raste direkt auf ihn zu.
    Ian sprang beiseite. Keine Sekunde zu spät. Im nächsten Moment landete der Flugeimer genau auf der Stelle, wo er gerade noch stand. Er sah den alten Besen, der am Rand außen festgehalten wurde, dann ein lächelndes Gesicht und leuchtende Augen, das eine

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