Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
Vom Netzwerk:
Drache mit seinem Feuer nötig.“
    Er fuhr herum. Was er sah, wollte er nicht wahr haben. Er schloss die Augen, schüttelte einmal den Kopf und blickte wieder auf. Nichts veränderte sich. Etwa ein Meter über der Erde schwebend, erhob sich die Herrscherin der Unterwelt. Sie stand in einer üppigen Kutsche mit zwei Rädern. Rubine und Smaragde verzierten die äußere Verkleidung der Tür aus lackiertem, schwarzen Holz, Dutzende von Diamanten funkelten in aufwendigen Stickereien auf dem dunkelroten Samt der Lehne über dem breiten Sitz hinter ihr. Vor dem Wagen scharrten drei Untote mit den Füßen durch die Luft, als ob sie die kräftigen Zugpferde wären, und blickten Ian gierig wie ergeben mit ihren roten Augen an.
    Sie sah ihn von oben herab. Ein schiefes Lächeln umspielte die schmalen Lippen. „Von mir aus brauchst du es auch nicht. Ich lege keinen Wert auf deine Drachenerscheinung. Hauptsache, du verfügst über die Kraft.“
    „Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen?“, rief er, seine Augen blitzten auf. „Du besitzest noch die Unverfrorenheit, auf meinen Leuten, die du ausgelöscht hast, herum zu trampeln!“
    „Ich erscheine da, wo ich es für richtig halte“, gab sie unbeeindruckt zurück. „Außerdem habe ich keinen Fuß auf den Boden gesetzt, wie du unschwer erkennen kannst.“
    „Allein deine Anwesenheit hier ist eine unerhörte Frechheit!“
    „Ich lege keinen Wert darauf, hier zu sein“, erwiderte sie kühl und verzog den Mund. „Das kannst du mir glauben. Ich muss bloß einen dummen Jungen abholen, der etwas innehat, was ich haben will.“
    „Vergiss es“, flüsterte Ian wütend, seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Ich bin nicht der Typ, der seine Leute gegen ein paar glitzernde Steinchen und einen Haufen leerer Versprechungen tauscht. Das dürfte dir so langsam einleuchten.“
    „Es geht um deine Freiheit, du Dummkopf!“, schrie sie plötzlich. „Und deine Leute, wie du sie nennst, die gibt es schon lange nicht mehr! Du jagst bloß einem Phantom nach!“
    „Selbst wenn es darum ginge, was ich sehr bezweifele, bin ich auch nicht derjenige, der die eigene Freiheit höher, als die seines Volkes schätzt. Verschwinde! Geh zurück, wo du hergekommen bist! Du hast hier nichts zu suchen!“, brüllte Ian und machte einige Schritte auf sie zu.
    „Nur wenn du mitkommst“, grinste sie, schlug ihren schwarzen glitzernden Fächer auf und wieder zu und steuerte ihren Wagen ein wenig vor. „Schau, hier ist genug Platz für uns beide.“
    „Keine Chance.“ Er kreuzte die Arme vor die Brust. „Geh weg! Sofort!“
    „Ist es dein letztes Wort?“ Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
    „Ja.“
    „Dann kriege dein Los! Du bist genauso stur wie deine dickschädeligen Vorfahren! Dann verreck doch in meinen endlosen Labyrinthen! Du hast es nicht anders gewollt!“ Sie richtete ihre rechte Hand mit den ausgestreckten Fingern auf ihn.
    „Das nützt dir nicht viel. Ich war schon mal dort.“ Ian zuckte die Schulter und setzte eine gleichgültige Miene auf. „Ich kenne den Ausweg.“
    „Naiv, naiv. Du hast wohl nichts in der Menschenwelt gelernt.“ Sie machte eine wegwerfende Bewegung mit dem Fächer. „Das war die erste Ebene, die einfachste, harmlos im Vergleich zu dem, wo du gleich landest, viel weiter unten. Es gab noch nie jemanden, der dort wegkam. Aber jetzt ist es auch egal. Es war deine Entscheidung!“
    Kaum waren ihre Worte abgeklungen, schossen die Strahlen, dick und grell, aus ihren Fingern sowie aus ihrer ganzen Handfläche.
    Ian stand gerade vor ihr und sah mit weit aufgerissenen Augen zu, wie sie rasch auf ihn zukamen und seinen Körper durchbohrten. Als Letztes spürte er, wie etwas quer über seinen Körper huschte. Auf ein einmal wurde alles dunkel und still.

Kapitel 39. Mit dem Herzen gesehen.
    Anna schloss die Tür zu und blickte sich um. Das Wohnzimmer sah unverändert aus: ordentlich und einsam. Alphiras Sessel war leer, der Tisch aufgeräumt, die Stühle darunter geschoben. Totenstille füllte den Raum. Draußen herrschte das dunkle Grau, dichter Nebel hing dicht vor dem Fenster. Die Fackel mit dem bläulichen Feuer steckte in der leeren, hohen Vase in der hinteren Ecke. Die Flammen flackerten schwach vor sich hin, als ob sie auszugehen drohten . Merkwürdig . So war es nicht, als ich losging . Es war schon etwas kräftiger. Aber keine Spuren von ungebetenen Besuchern. Das ist schon mal eine gute Nachricht.
    „Willkommen zurück“, begrüßte sich Anna im

Weitere Kostenlose Bücher