Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See
die Innenflächen meiner unter Wasser zu Fäusten geballten Hände.
„Dürfte ich Dich vielleicht bitten, Annabell, den Preis umzuwandeln?“
Umzuwandeln? Was sollte das jetzt?
„In eine Verabredung? Heute Abend? Vorausgesetzt, Ethan ist einverstanden.“
Dieser Mistkerl. Gerissener Fuchs. Nun präsentierte er sich hier noch als Gentleman. Nicht zu fassen. Gab eine Gelegenheit auf und hoffte, sich eine Vielzahl besserer Gelegenheiten zu erschleichen. Er war wirklich ernst zu nehmen. Ich hasste ihn.
Annabell sah mich fragend an.
„Deine Galanterie ehrt Dich, Jason. Wenn meine Schwester gern mit Dir ausgehen würde, habe ich nichts dagegen“, sagte ich scheinbar gleichmütig.
„Dann komme ich gern mit, Jason“, sagte Annabell freundlich.
„Super. Wo wollen wir hingehen? Ins Kino?“ Jason war Feuer und Flamme.
„Ja, gern. Was läuft denn?“
„Dieser Film, wo sie zusammen auf einer Karibikinsel stranden? Mit diesem jungen Hollywood-Traumpaar. Ich komm jetzt nicht auf die Namen.“
Na bestens, eine Romatikschnulze. Über zwei Stunden Kino zum Händchenhalten oder Schlimmeres. In der Dunkelheit des Kinosaals. Ungestört und unbeobachtet.
„Ok. Warum nicht.“ Annabell hielt das ganze auch noch für einen guten Einfall. Ich überlegte fieberhaft, wie ich diese Verabredung sabotieren konnte.
Da kam mir eine Idee. Ich trat zu Cathy. Schließlich hatte ich noch eine Rechnung mit Eric offen. Brooke würde an dieser Stelle eben auf der Strecke bleiben müssen. Wen kümmerte das.
„Cathy“, ich nahm theatralisch ihre Hand, sah ihr tief in die Augen und sagte mit meiner besten Verführerstimme, „ich schließe mich Jason an. Würdest Du mir die Ehre zu erweisen, ebenfalls heute Abend mit mir auszugehen?“
Cathy schoss das Blut in Wangen. Sie war tatsächlich nicht ganz so abgeklärt, wie sie glauben machen wollte. Schnell fasste sie sich jedoch, warf einen triumphierenden Blick zu Brooke, und antwortete mit gespielter Förmlichkeit: „Mit dem größten Vergnügen, Ethan.“
Eric, zwischen der Loyalität zu seinem Freund und dem Wohlergehen seiner kleinen Schwester hin und her gerissen, entschied sich zu Cathys Gunsten und beeilte sich, vorzuschlagen: „Na, dann macht doch ein Doppel-Date daraus.“
„Ja, warum eigentlich nicht. Den Film wollte ich auch gern sehen“ log ich und ließ Jason und Annabell keine Zeit zu widersprechen. „Was meinst Du, Cathy?“
„Ja, warum nicht“, sagte sie wenig erfreut und warf ihrem Bruder einen vernichtenden Blick zu.
Mit Genugtuung bemerkte ich, wie Jasons Miene sich verfinsterte. Aber weder er noch Annabell erhoben Einwände. Ich hatte im Gegenteil fast das Gefühl, dass meine Schwester sich über das Doppel-Date freute.
Also würden wir am Abend zu viert ausgehen.
26. Kapitel
Der Film sollte um 20.00 Uhr anfangen. Jason wollte Annabell um kurz nach Sieben abholen und ich würde zu den Horners fahren, um Cathy einzuladen. Es hätte mir wesentlich besser gefallen, wenn ich einfach mit Annabell in die Stadt gefahren wäre und Cathy Jason überlassen hätte, aber es erschien mir einerseits als zu auffällig, das offen vorzuschlagen, andererseits wäre es Cathy gegenüber offensichtlich flegelhaft gewesen.
Um etwa halb Fünf gingen Annabell und ich zum Haus zurück. Sie hatte ihren Pareo angesichts der Hitze nicht wieder umgelegt, so dass mir der erregende Genuss, ihren nahezu nackten Körper zu betrachten, auf dem ganzen Weg erhalten blieb. Ein Genuss, den ich eifersüchtig hüten wollte. Jason durfte diesen Körper unter keinen Umständen besitzen. Er war mein. Schwester oder nicht, ich musste sie haben. Es würde mich sonst um den Verstand bringen.
„Was hältst Du von Cathy? Magst Du sie?“ fragte Annabell in beiläufigem Tonfall.
Vielleicht würde ich es schon heute Abend zu Ende bringen. Ich konnte es kaum ertragen, länger abzuwarten.
„Ethan?“, erinnerte mich Annabell, zu antworten.
„Verzeihung. Was denn?“
„Was Du von Cathy hältst.“
„Cathy? Ach so … sie ist … ganz nett. Es wird bestimmt ein schöner Abend.“
Wenn wir wieder zu Hause waren, nach dem Kino ... Ich könnte sie betrunken machen – vielleicht mit Gin Tonic zu Ehren seiner Ehren, des Richters. Die Menge des Gins schmeckte man aus dem Tonic Water nicht zu deutlich heraus, besonders wenn ich es mit einer gehörigen Menge Zitronensaft versetzen würde.
„Findest Du sie hübsch?“, wollte Annabell wissen, die ich auf dem Weg zum Plateau
Weitere Kostenlose Bücher