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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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und Pfaff. Er bedankte sich bei dem Professor. Trotz Designerklamotten und Revolutionsgefasel erschien ihm der Mann sympathisch. Mit seinen mehr als fünfzig Jahren strahlte er eine gewisse jugendliche Frische aus. Beckmann beteuerte, es sei ihm ein Herzensanliegen, dass dieser Fall aufgeklärt werde. Er sei jederzeit bereit zu helfen, wenn er könne.
    Thann gab ihm die Bürotelefonnummer sowie seine private, für den Fall, er könne doch noch mehr aus seinen »grauen Zellen leiern«.
     
     
    14.
     
    Im Präsidium gab Miller Thann eine Liste mit weiteren Anrufern, die Eich identifiziert hatten. Vier Namen: drei Justizvollzugsbeamte aus dem Gefängnis, in dem Eich gesessen hatte, und ein Taxifahrer, der ihn zwei Tage vor seiner Ermordung gefahren hatte. Das war alles. Schneider und Dalla hatten die Befragung der Hausbewohner bereits am frühen Nachmittag abgeschlossen. Keiner im Haus Goethestraße 32 hatte etwas bemerkt, was mit dem Tod Eichs oder dem Einbruch in seiner Wohnung zu tun hatte, meldete Schneider.
    »In nur einer Stunde habt ihr alle sechs Nachbarwohnungen besucht?«, fragte Thann.
    »Ja, Chef«, antwortete Schneider.
    Immer wieder der Versuch zu provozieren. Ruhig bleiben.
    »Und was habt ihr danach gemacht?«
    »Schreibarbeit. Wir haben keine Lust, jeden Tag zwölf Stunden auf Achse zu sein und womöglich nachts noch über den Berichten zu sitzen.«
    Die letzten beiden Kollegen trafen ein. Entlang der Müllroute hatten sie etwa ein Sechstel der Häuser durchsucht und nichts erreicht, außer jeder Menge Aufruhr und Ärger.
    »Scheißarbeit. Der Tiefpunkt meiner bisherigen Karriere«, maulte ein Kollege, es vermeidend, Thann in die Augen zu sehen.
    Verrennen Sie sich nicht in vage Ideen.
    »Ich hab' versucht, es mit Humor zu nehmen«, berichtete ein anderer. »Wenn ich Papier oder Glas in der Tonne fand, hab' ich den Nächstbesten erst mal zusammengeschissen. Verstoß gegen das Abfallgesetz. Wertstoffe gehören in den Recyclingcontainer und nicht in den Müll, haha. Ein Riesenspaß, aber gebracht hat's nichts.« Seitenblick zu Thann. »Kein Blut, keine Schreie, keine verdächtige Tonne, kein Folterkeller.«
    Schneider und Dalla grinsten beide von Ohr zu Ohr. Thann wurde nervös.
    »In dem Tempo brauchen wir einen Monat, bis wir alle Müllrouten abgeklappert haben«, beschwerte sich Dalla.
    »Was wollen wir morgen anstellen?«, fragte Schneider.
    »Das besprechen wir morgen früh, halb acht, gleicher Ort«, antwortete Thann, ratlos, müde und durstig. Wochenendarbeit stand an.
    »Gleiche Welle, gleiche Stelle!«, versuchte Miller die Stimmung aufzubessern. Die Männer erhoben sich und verließen den Besprechungsraum. Im Hinausgehen drückte Dalla Thann eine Videokassette in die Hand.
    »Das ist von den Jungs von der Sitte. Das wird dich heute Abend auf angenehmere Gedanken bringen.«
     
    Mit einem ganzen Stapel von Berichten betrat Thann um 18 Uhr das Büro des Kripochefs. Hier gab es Teppichboden, moderne Möbel und Bilder an den Wänden. Bollmann reichte ihm seine Pranke.
    »Setzen Sie sich.« Kein Junior.
    Der Kriminaloberrat warf einen raschen Blick in Thanns Bericht. »Soso. Der Eich. Kaum entlassen, schon tot. Hätte sich damals gleich erhängen sollen. Ein toter Mörder liegt dem Staat nicht auf der Tasche. Und nun zu Ihnen.«
    Bollmanns Augen sandten stahlblaue Blitze auf Thann herab. Plötzlich ahnte der, was kommen würde.
    »Der Innenminister war heute sehr erstaunt, als er erfuhr, wer im Deponiemord die Ermittlungen leitet. Hat der Mann denn überhaupt die nötige Erfahrung für so einen herausragenden Fall? Und wenn ich sehe, wie Sie es angegangen sind, muss ich ihm recht geben. Herr Thann, ich entziehe Ihnen hiermit diesen Fall. Hauptkommissar Fendrich übernimmt ab sofort die Leitung der Kommission. Fendrich ist der erfahrenste Mann im K1, er weiß, wie man solche Fälle richtig angeht. Er wird sich heute noch mit Ihren Kollegen in Verbindung setzen.«
    Thann rang nach Luft. Es pochte in seinem Körper. Ausgerechnet Fendrich, dieser hohle Typ. Er machte die Vorarbeit, und dieser Schleimer sahnte ab.
    Doch bevor Thann etwas erwidern konnte, fuhr Bollmann fort, an Schärfe nachlegend. Seine fleischige Rechte mit dem schweren Siegelring krachte auf die Tischplatte. »Was fällt Ihnen eigentlich ein, Ihre Leute in den Mülltonnen unserer Stadt wühlen zu lassen? Sie bringen die Bevölkerung sinnlos in Aufregung und uns in Misskredit! Ich muss Sie vor sich selbst retten, denn Sie sind im

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