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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Lichter, die sich am Horizont verloren. Daneben war es völlig dunkel. Die Deponie.
    In diesem Moment hörte es mit einem Mal auf zu regnen, und die Wolkendecke riss auf am Horizont. Thann sah Sterne blinken. Er kurbelte das Fenster herunter und sog gierig die kalte Luft ein, die hier oben viel frischer war als in der Stadt. Würzig und rein. Er fühlte sich wohl an diesem Ort, aber dennoch war ein Kribbeln in seinem Körper, Unruhe und Hass. Er öffnete eine der Colaflaschen und goss ein Drittel des Inhalts aus dem Fenster. Dann schraubte er die Weinbrandflasche auf, billiger Fusel, und füllte mit dem braunen Zeug die Colaflasche bis zum Rand. Er ignorierte die Tropfen, die danebengingen, entlang seiner Hand liefen und auf der Hose landeten. Ich muss Sie vor sich selbst retten. Zum Teufel mit Bollmann!
    Thann setzte den Flaschenhals an und trank. In der Lücke zwischen den Wolken war der Mond aufgegangen und schien durch die Windschutzscheibe auf die Flasche. Sein Spiegelbild tanzte auf der Flüssigkeit, die in Thanns Kehle floss.
     
    Endlich kam er zur Ruhe. Wie lange er auf diesem Parkplatz saß und auf die Stadt hinuntersah, wusste er später nicht mehr zu sagen. Er ignorierte die Kälte, die durch das offene Fenster drang, und nahm ab und zu einen Schluck seiner Mischung. Irgendwann hörte er ein Auto näher kommen. Es parkte unweit von ihm, ebenfalls am Rand des Platzes mit Blick auf die Stadt. Noch ein Gast in der ersten Reihe.
    Es waren zwei. Im Mondlicht konnte Thann beobachten, wie sie sich küssten, als gelte es, einen Wettbewerb im Dauerknutschen zu gewinnen. Dann senkten sie ihre Lehnen nach unten und versanken unter dem Horizont der Seitentür. Kurz darauf kletterte die Frau nach hinten, beugte sich über die Kofferraumabdeckung und streckte ihren blanken Hintern dem Mondlicht entgegen. Der Mann folgte ihr, drang in sie ein und fummelte mit seinen Händen unter ihrem Pullover. Sie waren beide noch sehr jung.
    Thann sah wieder nach vorn auf die Stadt. Er stellte sich vor, jedes Licht sei eine Wohnung, in der ein glückliches Paar sich gerade liebte. Neid und Kälte begannen durch seinen Körper zu kriechen. Er schloss das Fenster und die Flasche und fuhr los.
    Zu Hause öffnete Thann seine Tasche und entnahm Stapel von Unterlagen. Es waren die Kopien der Berichte, die er und seine Kollegen geschrieben hatten, das Untersuchungsergebnis des Gerichtsmediziners und ein Protokoll der Spurensicherung, die er zu Eichs geplünderter Wohnung gerufen hatte. Daneben alte Akten über den Friedrichstraßenmord, vergilbte Papiere, und das Dossier, das Eichs Anwalt ihm gegeben hatte. Thann legte alles auf seinem Wohnzimmertisch zurecht, bis dieser vollständig bedeckt war. Das Glas, aus dem er trank, musste er auf den Boden stellen.
    Die Fotos der Leichenteile hängte er an die Wand, dazu die Zeichnung des Opfers und den Lageplan der Deponie. Zuletzt befestigte er die Zeitung mit ihren übergroßen Schlagzeilen und den Fotos, die ihn am Morgen so geärgert hatten. Er war fest entschlossen, die Ermittlungen fortzuführen, und wenn es ihn jede freie Minute kosten würde. Dies war der einzige Weg zu beweisen, dass Bollmann sich in ihm geirrt hatte. Er schenkte sich nach.
    Die Videokassette hatte er sich bis zum Schluss aufgehoben. Dalla hatte ihn aufmuntern wollen oder vielmehr verspotten. Nach den Fotos, die er in der Kantine gesehen hatte, ahnte er, was ihn nun erwartete.
    Der Vorspann nannte als Hersteller eine Firma namens Fun Production und die Namen der Darsteller, allesamt englisch und ebenso fantasievoll wie falsch. Dann sah Thann eine Hausfrau, die dem Klempner die Tür öffnete und schon nach wenigen Sekunden vor den Augen des Handwerkers einen Striptease hinlegte. Sie trieben es in verschiedenen Stellungen, dann kam ihr Mann nach Hause, und sie machten zu dritt weiter. Thann ging über Minuten des monotonen Gerammels im Schnelllauf hinweg.
    Szenenwechsel. Ein Mann las in einem Pornoheft und wichste. Dann betrat eine Frau den Raum. Thann stoppte das Bild. Die Anwaltsgehilfin!
    Sein Herz schlug schneller. Der Puls zersprengte fast sein Hirn. Thann ließ das Bild weiterlaufen. Er hielt den Atem an. Seine Finger umkrallten die Fernbedienung, als wollte er sie zerdrücken.
    Es war Eva und es war doch nicht Eva. Sie hatte eine andere Stimme und eine andere Frisur, eine lange blonde Lockenmähne. Sie trug Kleider wie aus dem Secondhandshop und wirkte etwas jünger als die Anwaltsgehilfin. Aber es war ihr Gesicht und

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