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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Prügel. Ihn brachte das in Fahrt. Ihren Ekel spülte sie mit Alkohol hinunter. Vor zwei Monaten nahm er sie und den Hund auf eine Party mit, zu einem »toleranten Kreis«, wie er es nannte. Er stellte ihr dafür eine Geschirrspülmaschine und den langersehnten Urlaub auf Gran Canaria in Aussicht. Dies und die erneute Androhung von Prügel zerstreuten ihre Zweifel. Die Party entpuppte sich als Filmaufnahme. Gegen neue Bedenken gab es die Maske und neuen Alkohol.
    Frau Schneider schwor immer wieder, sie habe nicht gewusst, dass es gegen solche Arten der Freizeitbeschäftigung Gesetze gab. Währenddessen kraulte sie Brust und Bauch ihres Hundes, der neben ihr lag. Der Hund bedankte sich, indem er ihre Jeans leckte. Erst an der Wade, dann etwas höher hinauf.
    Ein gut dressiertes Tier, dachte Thann. »Wer waren die anderen?«
    »Ich kannte keinen davon. Da war dieser Kameramann, der hieß Udo. Von den anderen weiß ich nicht einmal den Namen.«
    »Spielte Ihr Mann auch mit?« Ich kann noch einen Stecher gebrauchen. 150 für zwei Stunden.
    »Erfährt Bodo, was ich Ihnen sage?«
    »Nein, Frau Schneider. Ehrenwort.«
    »Ja, er hat mitgemacht. Aber nur von der Gürtellinie an abwärts. Es gab nämlich nur zwei Masken. Udo hatte keine für die Männer.«
    »Was machte Udo außer die Kamera zu bedienen?«
    »Muss ich das vor Gericht auch alles erzählen?«
    »Nein, es bleibt unter uns.«
    »Also, Udo sagte immer, was wir tun sollten und was wir sagen sollten. Und er holte die Getränke und so.«
    »Wer machte die Tonaufnahmen und die Beleuchtung?«
    »Das Mikrofon halten? Auch Udo.«
    »Was taten die anderen Männer?«
    »Bodo und die beiden anderen passten auf die Tiere auf. Festhalten und so. Und mit uns bumsen und so.«
    Geschirrspüler und Gran Canaria. »Bis zur Gürtellinie.«
    »Ja, Gürtellinie.«
    Miller konnte sein Kichern nicht stoppen. Thann musste ihn zur Ruhe ermahnen.
    »Wurde Ihnen mit Gewalt gedroht?«
    »Ja. Ich wollte nicht das Pony ... – Sie wissen schon. Es hat so gestunken. Bodo hat mir den Arm verdreht. Dann ... Das ist mir peinlich. Sie erzählen auch wirklich nichts weiter?«
    »Nein, garantiert nicht.«
    »Ich wollte die Tiere erst einmal waschen. Aber das wollte Udo nicht wegen der Produktionspause oder so. Jede Minute kostet Geld beim Film. Die andere war nicht so pingelig, dafür fiel sie manchmal um, weil sie so blau war.«
    Ein toleranter Kreis. »Wer war die zweite Frau?«
    »Die hatte einen französischen Namen, war aber Deutsche, glaube ich. Die war vielleicht blau! Bodo sagte, ich war viel besser, Ulf hat Mist angeschleppt.«
    Thann wurde hellhörig. »Ulf Dalla?«
    »Ja, eine Frau aus so einem Nachtklub. Aber keine Tänzerin oder so, sondern eine Garderobenfrau.«
    »Wie heißt sie?«
    »Weiß nicht. Irgendwie französisch.«
    »Wie heißt der Klub?«
    »Das ist auch so ein französischer Name.«
    Thann riet ins Blaue: »›Belle Nuit‹?«
    »Ja, kann sein. Aber sagen Sie Bodo nicht, dass ich Ihnen das alles gesagt habe.«
    Auf die Idee, sich von diesem Mann zu trennen, schien sie nicht zu kommen.
     
    Sie fuhren auf derselben Landstraße, die Thann vom Nachmittag kannte. Bevor sie den Waldrand erreichten, brach Miller das Schweigen.
    »Dalla arbeitet im ›Belle Nuit‹ als Sicherheitsbeauftragter oder so. Diese Garderobenfrau heißt Caroline und ist seine Freundin. Dalla hat es mir mal in der Kneipe erzählt.«
    »Was? Dalla hat einen Nebenjob im Puff? Das darf nicht wahr sein. Zuerst Schneider als perverser Pornograf, jetzt auch noch Dalla als Beschützer von Nutten und Zuhältern? Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Doch. Er sagte, Bollmann habe nichts dagegen. Seit er mit Bollmann bei der Sitte war, verdient er sich in dem Laden ein fettes Zubrot und kann zugleich Erkenntnisse sammeln, die seiner Polizeiarbeit zugutekommen. Verdeckte Ermittlungen. Beruhigungsstrategie. So gesehen, klang das ganz in Ordnung.«
     
    Thann hielt auf dem matschigen Platz vor dem Haupteingang des Nachtklubs. Über dem Vordach aus rotem Plastik war jetzt das Reklameschild mit dem Namen des Schuppens eingeschaltet. Daneben blinkten die in Neon geformten Umrisse einer Frau, die eine überlange Zigarettenspitze in den Fingern hielt.
     
     
    44.
     
    Es war noch früh am Abend. Nur wenige Gäste saßen an der Bar. Die Bühne und die kleine Tanzfläche lagen im Dunkeln. Nur die Rückwand der Bühne war angestrahlt. Auch hier leuchteten die Umrisse der Schönen mit ihrer Zigarettenspitze, gezeichnet mit

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