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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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oben Bollmann. Die Bande, die die Macht auf ihrer Seite hatte. Sogar diese Schlampe traute sich, Thann zu drohen.
    Miller legte los. Er hatte Thanns erneutes Zeichen verstanden. »Halt's Maul, du alte Hippe! Der Chef hat uns geschickt. Er will von dir wissen, wie viel es kostet, damit du's mit stinkigen Tieren treibst. Und er will wissen, wie viel dein Zuhälter Dalla dafür kassiert hat. Wenn du nicht sofort singst, geht deine Geschichte an die Presse, mit Namen und Fotos.«
    Das saß.
    Nach einer Schrecksekunde heulte sie los. Dann sprudelte es aus ihr heraus. Dalla sei kurzfristig in einer finanziellen Klemme gewesen, und sie habe es nur aus Liebe zu ihm getan. Die 2000 Mark Gage hätten sie sich geteilt. Was sie bei Korfmacher tun musste, sei so widerwärtig gewesen, dass sie es nur mithilfe einer Flasche Whisky ertragen hätte. Sie könne sich kaum noch erinnern. Im Übrigen bestätigte sie, was Schneiders Frau erzählt hatte. Auch Caroline Lamprecht dachte, nichts Unrechtmäßiges getan zu haben. Im Gegenteil. Dalla habe ihr gesagt, sie helfe dem Belle, Konkurrenz auszuschalten, und damit der Polizei, die Stadt sauber zu halten.
    Thann fragte sie, ob ihr nicht ein Widerspruch darin aufgefallen wäre, dass die Stadt ausgerechnet durch solche Pornografie sauber gehalten werden sollte. Doch diese Frage schien sie nicht zu verstehen.
     
    Auf der Fahrt ins Präsidium diskutierten Thann und Miller über Pornografie.
    »Also, irgendwo glaub' ich, hat den beiden Frauen der Dreh bei Korfmacher doch auch Spaß gemacht. Hast du gesehen, wie die Schneiderin mit ihrem Hund umging? Ein Stück weit ist doch da auch Spaß dabei, wenn die's vor der Kamera treiben. Was meinst du?«, fragte Miller.
    »Und wozu dann die Schläge und der Alkohol? Nein. Weil bestimmte Schweinereien in deiner Fantasie dadurch aufregender sind, dass du dir vorstellst, auch Frauen hätten Spaß daran, musst du nicht glauben, dass sie tatsächlich Frauen Spaß machen könnten«, antwortete Thann. »Pornografie wird im Wesentlichen nur für das Vergnügen von Männern gemacht.«
    Diese Sätze hatte er von Eva.
     
     
    45.
     
    Es war kurz vor neun, als sie mit Fröhlich zusammentrafen. Der Dicke war ganz aufgeregt. Während er mit zwei Kollegen die Wohnung durchsucht hatte, waren Tommaso und seine Leute in das Studio eingedrungen und hatten eine peinliche Entdeckung gemacht. Sie trafen nicht nur Schneider mit heruntergelassenen Hosen an, sondern entdeckten eine ganze Reihe von Bekannten. Mehr als die Hälfte der Darsteller hatte sich als Beamte des Präsidiums herausgestellt. Keine Tiere, aber jede Menge Bullen.
    »Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: Die Porno-Polizei!« Der Dicke bebte.
    Schneider hatte fünf Kollegen zu einem verkehrsreichen Nebenverdienst verholfen. Und das nicht nur einmal. Für Polizeimeisterin Kraftschik war es bereits der dritte Film.
    Fröhlich war außer sich. »Sogar die kleine Sigrid Kraftschik! Es ist nicht zu fassen.«
    Thann sah, dass Miller schon wieder einem Lachanfall nahe war. Im Präsidium war es ein offenes Geheimnis, dass Fröhlich mit der hübschen Polizeimeisterin aus dem Schutzbereich Innenstadt ein Verhältnis hatte.
    »Die Pornobranche zahlt eben hohe Gagen«, kommentierte Miller kichernd.
    »Nein. Das Maß ist voll. So etwas können wir nicht tolerieren, bei aller Großzügigkeit in der Genehmigung von Nebenbeschäftigungen. Das nicht!«
    »Hat Schneider gestanden?«
    »Nein. Wir konnten ihm noch nichts Strafbares nachweisen. Aber es wird dienstrechtliche Konsequenzen geben. Da können Sie sicher sein!«
    »Mehr noch. Wir haben die Aussage seiner Frau. Schneider nötigte sie mit Gewalt zur Teilnahme an den Tierpornos. Außerdem spielte er einen aktiven Part bei der Produktion.«
    »Auch das noch!«, stöhnte Fröhlich. Er begann, in dem kleinen Raum auf und ab zu laufen und dabei seine Brille zu putzen.
    »Und auch Dalla brachte seine Freundin zum Film. Er selbst arbeitet als Rausschmeißer im Nobelpuff ›Belle Nuit‹.«
    »Unglaublich! Was soll ich tun? Der neue Polizeipräsident hat es sich einfach gemacht. Herr Bollmann weilt nebst Gattin seit der Feier heute Nachmittag im Urlaub. Und einen neuen Kripochef haben wir natürlich noch nicht. Ich kann das wieder einmal allein durchstehen.«
    Das Telefon klingelte.
    »Fröhlich. ... Ja, Herr Minister, einen Moment, Herr Minister.«
    Der Chef der Sitte bat Thann und Miller, draußen zu warten.
    Zwei Büros weiter stand die Tür offen. Ausgelassener Lärm

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