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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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bläulich-floureszierender Farbe. Die Sitzgruppen aus rotem Plüsch waren leer. Die Garderobiere war nicht an ihrem Platz. Thann fragte an der Bar nach dem Geschäftsführer. Die Barfrau verschwand nach hinten und kam gleich darauf mit einem kleinen Mann mit Anzug und Fliege zurück. Dieser geleitete Thann und Miller zu einer der roten Sitzgruppen. Sie versanken im tiefen Polster.
    »Herren von der Polizei, seltener Besuch!«, begann der Geschäftsführer, als freute er sich. Er klang wie ein Deutscher, der sich um einen französischen Akzent bemühte, um sich interessanter zu machen.
    »Es geht eigentlich gar nicht um Ihr Lokal, sondern um Ihre Garderobiere. Wir würden sie gerne sprechen.«
    »Caroline? Hat sie etwas ausgefressen, die Gute?« Der Kleine zog die Silbe in die Länge. Caro-liiiehn.
    »Nein, nein«, beschwichtigte Thann, der auch hier das Wort führte. »Wir wollen sie als mögliche Zeugin sprechen. Mit ihrer Beschäftigung hier hat das wirklich nichts zu tun.«
    »Caroline arbeitet nur am Wochenende hier. Freitag bis Sonntag. An den anderen Tagen brauchen wir keine Garderobiere. Wie Sie selbst sehen, ist es wochentags nicht so voll.«
    Die Barfrau brachte drei Gläser Champagner. Als Thann von seinem trank, traute sich auch Miller.
    »Keine Shows, keine Mädchen?«
    »Doch, doch, meine Herren. Im ›Belle Nuit‹ kommt man immer auf seine Kosten. Wir haben von Montag bis Donnerstag zwei Darbietungen pro Nacht. Und wer ein Mädchen sucht, ist im ›Belle Nuit‹ immer fündig geworden. Ich lade Sie gerne ein, unsere heutige Darbietung zu verfolgen. Sandrine kommt aus Frankreich. Sie ist reizend und von einer Beweglichkeit, die ihresgleichen sucht. Unsere beste Tänzerin. Leider müssen Sie noch ein wenig warten. Ihr Auftritt ist erst gegen 22 Uhr.« Son-driiiehn. Fronkreisch.
    »So viel Zeit haben wir leider nicht.«
    Thann ließ sich die Adresse der Garderobiere geben. Der Kleine war sehr entgegenkommend. Helf' ich dir, dann lässt du mich gewähren. Beruhigungsstrategie.
    Thann fragte nach Dalla.
    Der Geschäftsführer setzte eine besorgte Mine auf. »Ich hoffe, die Ansichten Ihres Hauses haben sich nicht geändert. Ihr Kollege wird doch nicht plötzlich Unannehmlichkeiten wegen seiner Nebenbeschäftigung in meinem Lokal bekommen?«
    »Nein, eigentlich wollten wir nur Hallo sagen.«
    »Ulf arbeitet wie Caroline nur von Freitag bis Sonntag hier. Kommen Sie doch einmal am Wochenende, meine Herren. Dann haben wir sogar vier Livedarbietungen, die erste bereits um 21 Uhr. Sie sind meine Gäste.«
    Meine Erren. Thann wunderte sich, dass er nicht Ulf sagte. »Vielleicht am kommenden Freitag«, schlug er vor.
    »Das tut mir aber leid. Übermorgen haben wir geschlossene Veranstaltung. Aber sonst jederzeit gerne, meine Herren!« 'ne richtig große Party.
    Der Nachtklubmanager verbeugte sich fast bis in die Waagerechte, als Thann und Miller gingen.
     
    Caroline Lamprecht hatte sich offensichtlich auf einen gemütlichen Abend vor ihrem Fernseher eingestellt. Sie trug bereits ein Nachthemd, darüber einen Bademantel aus rosa Plüsch. In den Haaren steckten Lockenwickler, ihr Atem roch leicht nach Alkohol.
    Thann spielte den Netten. »Wir ermitteln gegen einen Produzenten illegaler Pornofilme und benötigen Ihre Zeugenaussage, Frau Lamprecht.«
    »Was habe ich denn damit zu tun?«
    »Schauen Sie, als Darstellerin kommen Sie mit einer geringen Strafe davon, vielleicht sogar straffrei, wenn Sie uns weiterhelfen.«
    »Ich habe mit keinem Schweinkram etwas zu tun!«
    Thann rieb sich an der Nase. Das war das Zeichen für Miller, den Rabiaten. Das Rollenspiel hatten sie für verstockte Zeugen vereinbart.
    »Hör mal, du Schlampe. Wir nehmen dich auf der Stelle fest und machen eine Gegenüberstellung mit den anderen Zeugen. Die haben nämlich bereits ausgepackt. Dann wird dir dein feines Getue vergehen, das schwör' ich dir.«
    »Manieren hat der«, beschwerte sich Caroline Lamprecht.
    Thann gab Miller ein Zeichen. Für den Anfang nicht schlecht. »Er ist manchmal etwas jähzornig, Frau Lamprecht. Aber im Grunde hat er recht. Sie erzählen uns jetzt, was Sie wissen, oder wir müssen Sie mit ins Präsidium nehmen, so leid mir das tut.«
    Die Lamprecht verzog nur die Mundwinkel. »Mein Freund ist auch bei der Polizei. Und mit eurem Chef ist er gut befreundet. Ich glaub' nicht, dass euer Chef das gut findet, was ihr hier macht.«
    Das wird Ihnen leid tun. Sie werden es bereuen. Korfmacher, Schneider und Dalla, und ganz

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