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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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sagte Anne und zwang sich zur Ruhe.
    „Na, so viel kann es doch nicht gewesen sein! Mein Sohn hatte gestern ein paar Freunde hier - ich war nicht zu Haus, und da - aber Himmel, so viel können die paar Jungens doch nicht gebraucht haben!“
    „Es war sehr viel Geschirr, gnädige Frau“, entgegnete Anne wieder, sagte aber nichts darüber, daß auch Schüsseln vom Mittag und sogar Platten vom zweiten Frühstück mit dabei gewesen waren.
    Frau Langelie machte ein ärgerliches Gesicht. „Dann müssen Sie die Fußböden eben heute nachmittag machen, aber ich wäre dankbar, wenn Sie Ihrerseits die Abmachungen innehielten und die Hausarbeit schon morgens fertig machen würden.“
    Anne lag eine scharfe Antwort auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter. Nach der Schule holte sie das Versäumte nach, scheuerte die Fußböden und wischte Staub.
    Erst jetzt lernte sie die übrigen Familienmitglieder kennen - den Herrn des Hauses, der ein wortkarger und stubenblasser Beamter um die Fünfzig war, einen achtzehnjährigen Sohn mit Pickeln und schnoddriger Redeweise, und zwei Heinere Mädchen von neun und elf Jahren.
    Anne fühlte sofort, daß sie mit dieser Familie nie warm werden würde.
    Am nächsten Morgen stand sie eine halbe Stunde eher auf, und das war gut. Zwar war diesmal nicht so übermäßig viel Geschirr abzuwaschen, aber das Staubwischen brauchte seine Zeit und die Fußböden auch. Sie wurde indessen fertig, bis sie zur Schule aufbrach.
    Sie war noch nicht lange bei den Langelies, als sie merkte, daß sie diesmal ausgemachtes Pech gehabt hatte.
    Die ganze Familie war der Auffassung, daß ein junges Mädchen in diesen Zeiten der Wohnungsnot heilfroh sein müsse, ein Zimmer zu bekommen, und für eine mietefreie Wohnung wahrlich auch etwas tun müsse.
    Daß Anne etwas dafür tat, das konnte niemand leugnen!
    Wenn sie bei Hagensens die Kinder hütete, dann hatte sie immer in der Wohnstube gesessen, und die Tür zum Kinderzimmer hatte offen gestanden. Dabei konnte Anne lernen und stricken. Hier aber hieß es dauernd:
    „Sie bleiben heute abend wohl zu Hause und schauen nach den Mädels, Fräulein Viken. Dann können Sie die Zeit ausnutzen und diese Sachen hier bügeln - oder - Ja, Fräulein Viken, wenn Sie doch hier sitzen, dann könnten Sie die Kinderstrümpfe stopfen.“
    Anne schäumte innerlich vor Wut. Dies alles war ganz gegen die Abmachung. Aber sie getraute sich nicht, etwas zu sagen. Am Ende wurde sie das Zimmer los - und stand eines Tages wieder auf der Straße.
    Anne wurde blaß und mager. Jess’ Briefe waren der einzige Trost in dem unerträglichen Alltag. Sie las sie wieder und wieder. Jess war von einer Zeitung interviewt worden. Jess sollte bei einem Konzert begleiten. Jess arbeitete an der Musik zu Lottis und Henriks Operette. Jess stand mit beiden Beinen mitten in der Arbeit, die er liebte.
    Anne merkte zu ihrem eigenen Entsetzen, daß eine Bitterkeit in ihr auf keimte. War es nicht leicht, Jess zu sein? Aber sie - sie rackerte sich ab, schlimmer denn je, und noch dazu ohne den leisesten Dank, ohne die kleinste Freundlichkeit. Das Gefühl, daß sie Jess’ glückliches Dasein mit ihrer Mühsal bezahlte, wurde in ihrem Innern stark und sehr lebendig.
    Aber sie hatte es selbst so gewollt. Sie hatte Onkel Herluf selbst überredet.
    Und Anne rackerte weiter.
    Die Freitage waren ein Lichtblick für sie. Es war immer wieder nett, in dem Schuhladen zu sein, und immer herrlich, die zwölf Kronen einzusäckeln.
    Denn - das mochte der Himmel wissen, - es war nicht einfach, etwas zu verdienen. Die Strickerei brachte auch gar nichts ein! Die Servierstellen ließen auf sich warten. Die einzige, die sie gehabt hatte, war bei Langelies. Aber dort hatte keiner Miene gemacht, sie dafür auch noch zu entlohnen. Es schien, als sollte sie das auch noch umsonst machen für dies einzigartige Zimmer!
    Wieder ein Brief von Jess! „Du sagst gar nichts über das Interview, Anne. Fandest Du das nicht enorm? Und war das Bild nicht gut getroffen?“
    Interview? Bild? Anne hatte keins von beiden gesehen. Aber es war klar, daß Jess ihr die Zeitung geschickt hatte.
    Am nächsten Morgen, als Anne Staub wischte, sah sie alle Zeitungen und Zeitschriften im Wohnzimmer durch. Und richtig: darunter lag eine zwei Wochen alte dänische Zeitung! Anne blätterte darin - und fand das Interview, sogar mit Rotstift angestrichen.
    Anne tobte innerlich. Diesmal konnte sie den Mund nicht halten. Sie fragte Frau Langelie, was das zu bedeuten

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