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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Vater, mit beidem können wir doch mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit rechnen. Das mußt du doch selbst zugeben, wie nüchtern du diese Dinge auch ansehen magst.“
    „Ja“, nickte Onkel Herluf. „Du weißt, ich habe hier und da ein bißchen meine ,inside information’, und das mit dem Stipendium -ich glaub schon, daß du ziemlich sicher darauf rechnen kannst.“
    „Da siehst du selber. Und was meinst du, Anne? Wollen wir heiraten? Im September? Sozusagen gleich vom Konzertsaal zum Standesamt? Willst du?“
    „Jess - du weißt, es gibt nichts in der Welt, was ich lieber möchte. Aber wir müssen doch an die Aussteuer denken - und eine Wohnung - und.“
    „Ach was?“ sagte Jess. „Wir fahren ja weg. Und irgendein Mauseloch werden wir doch immer finden, wo wir wohnen können, und die paar Handtücher und Decken, die wir brauchen.“
    „. und Stühle und Betten und Tisch und Kommode und Klavier.“ vollendete Anne den Satz.
    „Puha, brauchen wir so viel? Ich glaube, daß ich die paar Kleinigkeiten immer von meinem Operettenhonorar bezahlen kann, und...“
    „Ich kann dich übrigens beruhigen, ich hab zu Haus eine ganze Aussteuertruhe stehen“, lachte Anne. „Mutter ist darin ganz altmodisch, weißt du. Die Töchter sollen eine fertige Aussteuer haben für alle Fälle. Bettzeug und Handtücher hab ich genug, Jess.“
    „Du bist ja eine gute Partie, Anne! Ehrlich gesagt - wollen wir? Wollen wir es wagen? Mit zwanzig und einundzwanzig Jahren heiraten - und es drauf ankommen lassen?“ Anne warf einen Blick auf ihre Schwiegereltern. Einverständnis und Zustimmung leuchteten aus beiden Augenpaaren.
    Dann wanderten ihre Augen zu Jess.
    „Ja“, sagte Anne.
    Am nächsten Morgen lag ein Brief von Mutter Kristina auf dem Kaffeetablett. Jess hielt eigensinnig daran fest, daß Anne jeden Morgen den Kaffee im Bett trinken sollte, und er selbst brachte ihn ihr.
    Der Brief war lang, und als Jess seiner Anne den Gutenmorgenkuß gegeben, ihr Sahne in den Kaffee gegossen und das Käppchen vom weichgekochten Ei abgehoben hatte, ließ er sie allein, damit sie den Brief in Ruhe lesen könne.
    Sie las ihn einmal, sie las ihn zweimal. Der Kaffee wurde kalt, und das Ei blieb unangerührt.
    In ihr wühlte irgend etwas. Forderte Klarheit. Irgend etwas mußte gründlich durchdacht und hergenommen und erwogen werden.
    Es war das Pflichtgefühl, das anpochte. Das Pflichtgefühl, wie es seit Generationen den Leuten auf Möwenfjord innewohnte.
    Anne war froh, daß Jess heute morgen in eine Probe mußte. Denn nie in ihrem Leben hatte sie das Alleinsein so nötig gehabt wie gerade jetzt. Ruhe zum Denken. Ruhe, sich zu entscheiden.
    Anne stand auf. Obwohl es ein leuchtend sonniger Tag war, hatte sie das Gefühl, als ballten sich graue Wolken über ihrem Kopf zusammen.
    Sie schlüpfte in den Mantel und ging fort. Sie ging in den Park, in dem Jess und sie immer abends ihren Spaziergang machten. Dort setzte sie sich auf eine Bank, holte Mutters Brief hervor und las ihn von neuem durch.
    Es gab keinen Ausweg. Anne wußte, was sie zu tun hatte.
    Eva war allein zu Haus.
    „Was ist denn mit dir los, Annekind?“ fragte Eva. „Du bist ja so blaß? Fühlst du dich nicht wohl?“
    „Ich muß mit dir reden“, sagte Anne. Sie sprach leise und angestrengt.
    „Aber liebes Kind, was ist denn?“ Sie zog Anne neben sich auf das Sofa.
    „Ich habe einen Brief von Mutter bekommen. Und jetzt mußt du versuchen, mich zu verstehen, Eva. Ich muß - nein, erst will ich erzählen. Also - du weißt, mein Bruder Tore bewirtschaftet den Hof. Er ist strebsam, der Tore. Und er ist so glücklich über den Betrieb. Was in den letzten Jahren auf dem Hof an Verbesserungen gemacht worden ist, das ist Tore zu verdanken. Aber er entbehrt es, daß er nichts gelernt hat. Er hat so viele Pläne, aber ihm fehlen die Kenntnisse. Und jetzt möchte er in diesem Winter so gern einen Kursus in der Landwirtschaftsschule mitmachen.“
    Anne schluckte einen Kloß herunter und fuhr fort:
    „Liv erwartet wieder ein Kind. Sie darf keine schwere Arbeit tun. Mutter ist alt. Marthild hat geheiratet und ist weggezogen. Magnus fährt zum Fischen aus, das kann man nicht mehr rückgängig machen. Diese Fischereianteile bringen ja auch das Bargeld in den Hof. Und jetzt, Eva - wenn Tore diesen Kursus mitmachen will, dann brauchen sie zu Hause Hilfe. Mutter und Liv können die Wirtschaft nicht allein besorgen. Und du wirst verstehen.“, Anne konnte nicht mehr weiterreden. Eva streichelte

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