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Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück

Titel: Anne - 02 - Anne - 02 - Anne und Jess, der Weg ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ihre Hand.
    „Gute kleine Anne“, flüsterte sie.
    „Verstehst du mich, Eva?“
    „Ja, Anne. Ich verstehe dich. Aber, Anne - du kannst doch wenigstens bis zum Konzert bleiben? Du kannst Jess nicht so furchtbar enttäuschen!“
    „Ich kann bis Ende September bleiben, wenn ihr mich so lange behalten wollt“, sagte Anne. Eva lächelte.
    „Wollen? Da frag mal den Jess!“
    Jess saß vornübergeneigt mit den Händen zwischen den Knien.
    Onkel Herluf paffte an seiner langen Pfeife. Anne saß blaß und mit zusammengepreßten Händen da. Eva hatte eine Näharbeit in den Fingern, ohne viel zu tun.
    „Anne“, sagte Jess mit belegter Stimme. „Es ist natürlich alles ganz richtig. Aber denkst du denn nicht daran, daß - ja natürlich hast du Pflichten gegen deinen Bruder, man hat Pflichten gegen andere Menschen, das ist klar. Aber denkst du nicht daran, daß du vor allen Dingen Pflichten gegen den Mann hast, den du heiraten willst?“
    Anne wurde einer Antwort enthoben. Denn Onkel Herluf nahm die Pfeife aus dem Mund und sagte genau das, was sie selbst dachte: „Hör zu, Jess. Annes Angehörige haben sehr viel getan, um Anne während ihrer Ausbildung unter die Arme zu greifen. Sie haben ihr so viel Geld geschickt, wie sie konnten. Sie haben ihr mit Paketen geholfen - und vor allen Dingen: sie haben in diesen drei Jahren auf Annes Arbeitskraft verzichtet. Verstehst du nicht, wie Anne zumute ist? Verstehst du nicht, daß ihr ganzes Gerechtigkeitsgefühl und ihr innerer Anstand ihr sagen, daß sie jetzt an der Reihe ist, denen zu Hause zu helfen? Soll Tores Zukunft in Frage gestellt werden, nur damit ihr ein halbes Jahr eher zusammen kommt? Nein, Jess, dies Glück wäre zu teuer bezahlt! Und ihr würdet es nie so recht genießen können. Ihr habt gar nicht das Recht, Tore dies Glück bezahlen zu lassen - um es einmal ganz brutal auszudrücken. Und Anne kommt im Grunde billig davon. Anne soll ein halbes Jahr auf dem heimatlichen Hof arbeiten. Tore dagegen hat drei Jahre lang die schwere Fuhre gezogen, damit Anne ihre Ausbildung erhalten konnte.“
    „Ihr seid jung, Jess“, sagte Eva, „ihr seid sogar sehr jung. Ihr könnt es euch leisten zu warten.“
    Jess hob den Kopf. Sein Gesicht war ernst, aber ohne Bitterkeit. Es lag eine feste Entschlossenheit über ihm.
    „Gut, Anne“, sagte er leise. „Du hast recht, und Vater hat auch recht. Ich weiß, Vater, ihr seid einer Meinung. Ich bin enttäuscht, das müßt ihr verstehen, aber - “, jetzt stahl sich ein kleines Lächeln hervor, „für nichts bekommt man auch nichts, und so will ich mein Glück mit einem weiteren halben Jahr des Wartens bezahlen. Mein Annemädel - Mutter Kristina kann froh sein, eine Tochter wie dich zu haben!“
    „Und wir erst!“ sagte Onkel Herluf. „Wir mit solch einer Schwiegertochter! “
    „Und ich erst!“ sagte Jess.

Jess erobert das Publikum
    Es summte und schwirrte in dem großen Konzertsaal, es raschelte von Programmen und eleganten seidenen Kleidern, Stuhlsitze klapperten und knarrten.
    Das erste Orchesterkonzert dieses Winters fand statt. Und als besondere Attraktion stand ein junger Künstler auf dem Programm, der sein Erstlingskonzert gab. Ein junger Pianist, der am selben Tag einundzwanzig Jahre alt wurde: Der junge Jess Daell, der auf dem besten Wege war, sich als Komponist einen Namen zu machen. Die einführenden Interviews in den Zeitungen hatten schon allerlei Lobendes über den jungen Daell gebracht. Jetzt sollte Jess Daell zeigen, was er als Pianist zu bieten hatte.
    „Dort sitzen die Eltern“, flüsterte jemand und nickte zur ersten Reihe hin. „Die blonde junge Dame ist Daells Verlobte. Doch, doch, haben Sie es nicht gelesen? Die Anzeige stand vor ein paar Monaten in der Zeitung! - Entzückendes Mädchen. Ja, nicht wahr? Sie ist Norwegerin. Schülerliebe, Daells wohnten ja ein paar Jahre in Norwegen. - Ich kann mir denken, daß der Kapellmeister aufgeregt ist. -Wie jung Frau Daell aussieht!“
    Dann verstummte das Raunen.
    Der Dirigent trat aufs Podium. Es wurde geklatscht. Und dann setzte das Orchester zur Egmont-Ouverture ein.
    Anne saß zwischen den Schwiegereltern. Ihre Hände waren feucht vor Aufregung. Ihre Gedanken flogen zurück zu dem Abend vor anderthalb Jahren, als sie daheim im Theater gesessen und Jess seine eigene Musik zu Lottis Kinderkomödie dirigiert hatte.
    Nicht ein Ton von der Ouvertüre drang in Annes Bewußtsein ein.
    Sie klatschte mechanisch, als die andern klatschten. Und in der Pause redete

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